Mannheim. Angst nach dem Sturz, religiöse Verbote, übervorsichtige Eltern oder andere Dinge: Es gibt viele Gründe, warum Erwachsene nicht wissen, wie man ein Fahrrad fährt. Doch es ist nie zu spät, die Ängste loszulassen und zum ersten Mal auf ein Rad zu steigen. Und wer sich alleine nicht traut, kann in Mannheim mit anderen Anfängern einen ganz besonderen Unterricht besuchen.
Die Radfahrschule Rhein-Neckar in Mannheim bietet im Rudi & Willi Altig Radstadion regelmäßig - von Mai bis Anfang Oktober - Radfahrkurse für Erwachsene an. Zehn Personen lernen hier gemeinsam die Grundlagen für sicheres und entspanntes Radfahren. „In unseren Kursen versuche ich als Erstes, die Ängste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abzubauen. Hier können sie unbeobachtet mit voller Unterstützung mutiger werden“, erzählt Kursleiter Conny Heinz Kraft dieser Redaktion.
Wie ein Fahrradkurs für Erwachsene abläuft
Kraft ist 66 Jahre alt und seit 2015 der Kursleiter der Fahrradschule. „Meine körperlichen Einschränkungen hindern mich nicht, mein Fahrrad zu fahren und anderen es beizubringen“, sagt er. Und fügt hinzu: „Mit fünf Jahren habe ich meine erste Fahrrad-Tour gemacht. Mein Vater hat damals für mich alle Schalter für die linke Seite umgestellt, und ich hatte nie Schwierigkeiten, das Fahrrad zu bedienen.“ Für ihn sei es wichtig, die Leute zu motivieren und zu zeigen, dass jeder fahren kann. „Hier bin ich als Tippgeber und Begleiter. Beim Fahrradfahren geht es um Menschen und Maschine, man muss lernen, diese Maschine ohne Angst zu bedienen und zu führen.“
Fahrradtipps für Einsteiger
- Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hat einige Tipps für Anfänger zusammengestellt.
- Suchen Sie einen geeigneten Platz. Die Fläche muss frei von Autos sein, und Sie sollten sich möglichst wohl fühlen.
- Suchen Sie ein passendes Rad und schrauben Sie die Pedale ab. Gut geeignet zum Radfahren lernen ist ein Rad mit einem tiefen Einstieg.
- Probieren Sie das Radfahren zuerst ohne Pedale. Sie können ein Fahrrad ohne Pedale und mit ganz niedrig gestelltem Sattel wie ein Laufrad benutzen.
- Üben Sie das Bremsen vor dem Fahren. Wer geübt hat, wie er ein Rad sicher zum Stehen bringt, hat weniger Angst vor dem Radfahren.
- Nehmen Sie sich genügend Zeit und nicht zu viel vor. Machen Sie viele Pausen und denken Sie sich abwechslungsreiche Aufgaben aus, die Ihrem Leistungsstand ent
Die erste Unterrichtsstunde beginnen die Schülerinnen und Schüler auf Rollern. Dabei machen sie verschiedene abwechslungsreiche Übungen: Sie lernen, das Gleichgewicht zu halten, Kurven zu fahren, im richtigen Moment zu bremsen und mehr. Wenn sie sich sicher fühlen, steigen sie auf Räder mit eingeklappten Pedalen um. „Teilnehmerinnen und Teilnehmer können entweder Fahrräder von der Schule nehmen oder ihr eigenes mitbringen“, sagt der Kursleiter.
Er weist darauf hin, dass ein eigenes Rad von Vorteil sei, um sich besser auf das Fahren danach vorzubereiten. „Spätestens nach dem fünften Tag beginnt man mit dem richtigen Fahrrad zu fahren“, so Kraft. Jeder habe auch seine eigene Lerngeschwindigkeit: „Dabei ist es wichtig, sich mit den anderen nicht zu vergleichen“, sagt Kraft.
In der letzten Stunde des aktuellen Kurses herrscht im Radstadion eine besondere Atmosphäre: Lächelnd und glücklich kommen die Teilnehmenden in den Kurs, nehmen die Fahrräder, ziehen Helme und reflektierende Sicherheitswesten an und fahren los. Heute machen sie eine Probe-Runde in der Straße außerhalb des Stadions. Danach beantwortet Kraft Fragen, zeigt noch mal die richtige Ausrüstung und berät alle Interessierten, worauf sie beim Kauf eines Rads achten sollten.
So viel kosten die Fahrradkurse für Erwachsene
„Seit meinem Fahrradsturz vor mehreren Jahren habe ich mich nicht mehr getraut, neu zu starten“, sagt Teilnehmerin Sandra (Name von der Redaktion geändert). Sie habe lange überlegt, und die Entscheidung sei schwierig gewesen: „Ich fand es aber immer schade, dass ich mit meiner Familie oder meinen Freunden keine Fahrradtour machen konnte. Der Kursleiter hat mir geholfen, mich wieder sicherer zu fühlen. Zwar habe ich noch ein wenig Stress beim Aufsteigen und in engeren Verkehrssituationen, aber ich bin glücklich, dass ich mich wieder traue.“
Eine andere Teilnehmerin konnte früher auch Fahrrad fahren, hatte aber wegen eines Schlaganfalls eine Koordinationsstörung: „Wie sagst du, Conny? Mein Gehirn musste neu geschrieben werden“, spricht sie Kraft lachend an. In diesem Kurs lerne sie Stück für Stück die Fahrradtechnik. „Conny hat eine besondere Leidenschaft und Begeisterung beim Lehren. Hier bekommt man nicht nur Tipps, sondern auch eine psychologische Unterstützung.“
Der letzte Kurs in diesem Jahr findet vom 18. bis 29. September statt. Interessierte können sich unter der Rufnummer 0621/9 76 60 93 anmelden. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf zehn Personen pro Kurs begrenzt. Mit Unterstützung der Stadt beträgt die Kursgebühr 30 Euro.
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