Neckarstadt-Ost

So war die Sommer-Ausgabe der Spätlese im Theater Felina-Areal

Bei der Spätlese im Mannheimer Theater Felina-Areal stehen selbstgeschriebene Texte im Mittelpunkt. Diesmal ging es auf der Lesebühne zwar überwiegend sommerlich zu, doch es gab auch düstere Passagen

Von 
Katja Geiler
Lesedauer: 
Sascha Koal (v.l.), Angela Wendt, Bernd Ernting, Thomas Knorra, Manfred Dechert und Mikel Bauer. © Katja Geiler

Mannheim. Die Sommer-Ausgabe der Spätlese im Theater Felina-Areal fand diesmal im kleinen Kreis statt: vier Lesende und ein kleines Publikum. Es ging familiär zu, und die Themen waren teils sommerlich.

Mikel Bauer erzählte, wie er sein Deutschland-Ticket ausreizt, sich in Züge setzt, vor sich hin sinniert, bis die Themen von ganz allein kommen. Er fährt auf einer Strecke, auf der es viel zu sehen gibt: das Mittelrheintal mit all seiner Rheinromantik. Dies erinnert ihn an William Turner, einen englischen Maler der Romantik, der gerne Schiffe vor einem fantastischen Hintergrund, einem Himmel in starken Farben malte. Doch auch mit dem Auto ist Bauer unterwegs im Sommer, in dem „alles gelb und vertrocknet“ ist. Dabei zeichnet er lautmalerische Bilder von dem, was er sieht, die beiden Texte sind eine Mischung aus Gedichten und Reiseberichten.

Hund als Trost

Düster wurde es bei den Gedichten von Manfred Dechert. Er beschreibt einen Soldaten in einer Kriegsszenerie. „Dein Ende wird grandios sein“, wurde ihm gesagt. Ein schwacher Trost in dieser hoffnungslosen Situation ist ein Hund, der einst dem Feind gehörte und der ihm zugelaufen ist. Eine weitere Geschichte befasste sich mit den Worten „Feld - Hase - Jäger“, aus denen Leute im Rahmen einer Untersuchung auf den geistigen Zustand einen Satz bilden mussten, eine Methode aus der Nazizeit. Je nachdem, was das Ergebnis war, wurde über eine Zwangssterilisation entschieden.

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Heiterer wurde es schließlich mit Bernd Ernting, der aus seinem Buch „Verschönbesserung der Welt - Gereimtes und Ungereimtes“ vorlas. Am Elbufer tut sich etwas, es tauchen verschiedene Leute auf, zum Beispiel ein Froschmann, ein Fräulein und währenddessen wiederholt sich immer nur ein Satz: „Und ruhig fließt die Elbe“. Philosophisch klingt die Frage „Warum wird Schweres leicht?“ Die Vergangenheit ist ein Trugbild, das Morgen eine Fata Morgana. Hoffnung ist der Weg, von dem wir nicht wissen, wohin er uns führt. Im Kontrast dazu liest Ernting noch ein paar kurze Aphorismen, die beschwingt und leicht klingen, wie „Tiere beim Fressen“, das fast schon nach Ringelnatz klingt.

Kurze Eindrücke

Der Letzte in der Runde war Thomas Knorra, der von sich sagte, er schreibe „Gelegenheitsgedichte“. Dabei handelt es sich oft um kurze Eindrücke. Nun hielt die Herbstromantik Einzug, mit der Oktobersonne, dem Nebel, grauen Tagen und einer heißen Tasse Tee. Man denkt an Rilkes „Herbsttag“. Im nächsten Gedicht befindet sich das lyrische Ich plötzlich in der Wüste in Arizona unter dem Sternenhimmel und fährt mit in einem „kosmischen Karussell“. Und wieder Szenenwechsel, dieses Mal wird es melancholisch: Die Rede ist von einer Seele, die in den See zurückkehrt und auf den Grund sinkt.

Die Spätlese meldet sich im Herbst zurück. Infos zum Kontakt auf der Homepage des Theaters Felina Areal: www.theater-felina.de

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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