Mannheim. „Mit welcher Begeisterung die Kinder da zu Werke gehen, ist schon erstaunlich“, sagte Roland Brethauer. Und tatsächlich saßen die rund 30 Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren ganz konzentriert und ruhig auf ihren Stühlen, nahmen immer wieder Legosteine in die Hand und bauten etwas. „Das macht einfach einen Riesenspaß“, erklärte die kleine Lara. Voller Stolz erzählte sie, dass sie zusammen mit ihrer Freundin den großen Mann, der mitten auf einem Tisch stand, gebaut hatte.
Gebaut wurden Eisenbahnen, Flugzeuge und Hochhäuser
Aber auf diesen Tischen gab es noch viel mehr zu bestaunen. Da starteten Flugzeuge von einem Flugplatz, neben dem gerade ein Kind ein Hochhaus platzierte. Das hatte sie sich ganz allein ausgedacht und mit Fenstern und Türen gebaut. Obendrauf kam ein Flachdach, „Weil das ja auch im normalen Alltag so ist“, meinte das Mädchen. Um die Ecke spielte Janno gerade mit einer Eisenbahn. „Die zusammenzubauen, war ganz schön schwierig, weil nicht alle Teile zusammen passten“, strahlte er aber dennoch zufrieden, denn die Eisenbahn fuhr auf den Gleisen in Richtung Bahnhof.
Alle zwei Jahre veranstaltet die 1991 gegründet Freie evangelische Gemeinde Mannheim diese Legobautage, erklärte Pfarrer Johannes Best. Rund 800 Kilogramm dieser bunten, fast schon Kult gewordenen Steine konnten verbaut werden. Gemeinsam bauten die Kinder unter Anleitung ehrenamtlicher Helfer eine Stadt. Am Ende durften sie über das Ergebnis staunen. Zusammen mit vielen anderen Jungen und Mädchen entstand eine riesige Stadt. Tausende von Lego-Steine sowie viele Bausätze standen dafür zur Verfügung.
Drei Tage lang wurde auf dem „Bauplatz“ im Volkshaus Neckarau kreativ Ideen entwickelt, umgesetzt oder auch manchmal wieder verworfen. Doch am Ende der drei Tage staunten alle über die moderne Stadt. Zur Einweihung waren die Eltern eingeladen, um das zu bestaunen, was die Kinder da in rund 200 Stunden gemeinsam gebaut hatten. Voller Stolz zeigten die Kinder, was sie allein oder zusammen mit den Freunden aus den bunten Plastiksteinen errichtet hatten.
„Wichtig ist uns, dass die Kinder Spaß haben und ihre eigenen Ideen entwickeln und sie auch umsetzen“, so Best. Jedenfalls waren alle mit Begeisterung dabei, wie etwa die kleine Sofia. Sie zeigte gerade auf den Bauernhof, der am Rande der Stadt mit vielen Kühen, Pferden und Hühnern bewohnt wurde. Essad-Arda hatte am Stadion mitgebaut. „Da kann man a richtig Fußball spielen“, meinte auch Jonathan. „Das Stadion hat eine richtige Tribüne, wie im Carl-Benz-Stadion“, erklärte er sachverständig. Dass die Zuschauer fast alle schwarz-blau gekleidet waren, schien schon geradezu selbstverständlich und ließ nur auf einen Verein schließen, den vor allem die Buben verehrten: den SV Waldhof.
Weniger Bausätze, mehr eigene Ideen
„Während in früheren Jahren eher die Bausätze verwendet wurden, entwickelten in diesem Jahr die Kinder vor allem eigene Ideen“, stellte Brethauer fest. In den Pausen sangen die Kinder auch einmal ein Lied oder tobten auf dem Hof des Volkshauses.
Ganz diszipliniert räumten die Kinder übrigens kurz vor der offiziellen Eröffnung der Stadt die übrig gebliebenen Legosteine, die es nun seit rund 75 Jahren gibt, wieder auf. Und verstauten sie je nach Farbe wieder in einer der vielen Kisten. Erstaunlich war, dass die vielen Kinder sich nur mit einigen wenigen Aushängen der rund 100 Mitglieder umfassenden Freikirche zu der Aktion in den Herbstferien anmeldeten. „Wir mussten dafür gar keine große Werbung betreiben. Die Steine sprechen wohl allein ganz für sich“, erklärte Pfarrer Best.
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