Soziales

Wie sich eine BI in Mannheim-Waldhof gegen den Abstieg ihres Stadtteils stemmt

Die Lage ist schlecht im alten Waldhof, und hat sich in letzter Zeit verschärft. Die BI Waldhof-West kämpft darum, dass ihr Stadtteil nicht noch weiter absteigt. Was die Probleme sind und wie sie gelöst werden könnten

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Thorsten Langscheid
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Sperrmüllhaufen in der Jakob-Faulhaber-Straße. © Langscheid

Mannheim. Müll, Ratten, das überwucherte Brachgrundstück an der Ecke Jakob-Faulhaber- und Hubenstraße - Jürgen Kurtz, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Waldhof-West zeigt den Gehweg entlang: „Schauen Sie sich um, der Müll liegt hier schon so lange, dass viele Anwohner ernsthaft der Meinung sind, das sei eine offizielle Müll-Abladestelle der Stadt Mannheim“, sagt er. Auch wenn ihm klar ist, dass andere Stadtteile nicht frei von ähnlichen Erscheinungen sind, wird er nicht müde, von der Stadtverwaltung einzufordern, sich endlich um den Alten Waldhof, den Teil des Arbeiterstadtteils westlich der Schienenstraße (B 44), zu kümmern.

Probleme auf dem Waldhof: Massenunterkünfte mit Matratzenlagern

Wenn alteingesessene Familien wegziehen, werden ihre Häuser oft zu sogenannten Problemimmobilien, klagt Kurtz. Von zehn solchen Häusern ist die Rede, darin würden Massenunterkünfte mit Matratzenlagern betrieben. Die Bewohner wissen nach seiner Beobachtung beim Sperrmüll zum Beispiel nicht, dass sie ihn nicht einfach so auf die Straße stellen dürfen. Und seien entsprechenden Informationen gegenüber nicht unbdingt aufgeschlossen.

Jürgen Kurtz ist in der Wachtstraße auf dem Waldhof aufgewachsen. Er fordert von der Stadtverwaltung mehr Aufmerksamkeit für seinen Stadtteil. © Thorsten Langscheid

Die Oppauer Straße war noch vor wenigen Jahren mit einigen Geschäften und Lokalen bestückt, die ihren Umsatz zum großen Teil mit den Beschäftigten der nahe gelegenen Industriebetriebe machten - die beispielsweise in der Mittagspause zum Essen oder Einkaufen herüberkamen. Jetzt ist hier weitgehend tote Hose. Ein Café, das erst kürzlich neu aufmachte, scheint zu kämpfen.

Bürgerschaftliches Engagement: Die Aufnahme entstand bei der jährlichen Putzaktion der BI Waldhof-West im April am Seppel-Herberger-Platz. © Astrid Schwörer

Auch der einzige Lebensmittelmarkt im Stadtteil ist noch da. „Noch“, sagt Kurtz und hofft, dass das Geschäft auch bleiben kann. Kurtz hat sich vor Jahren bereits mit einigen anderen „Ur-Waldhöfern“ zusammengetan und die BI gegründet. „Wir glauben, es bräuchte einen ganz neuen Ansatz, wie man einen Stadtteil wie unseren verwaltet“, sagt er. So sei es zwar sehr gut, dass der Kommunale Ordnungsdienst öfter Streife fährt - das Sperrmüllproblem zum Beispiel „kann er aber nicht lösen“. Bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung vor einigen Wochen hatte Kurtz gemeinsam mit Heiko Jäger erneut öffentlich auf die Problemlage hingewiesen: Man brauche eine grundsätzlich Struktur- und Verhaltensänderung, man müsse auch einmal Druck auf diejenigen ausüben, die sich nicht an Regeln und Gepflogenheiten halten, fordert er.

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Im Bezirksbeirat stand unter anderem die Kriminalitätsstatistik zur Debatte, die gerade bei Straßenkriminalität, Sachbeschädigung und Wohnungseinbrüchen deutliche Rückgänge gegenüber dem Vorjahr ausweist. Das sieht die BI ganz anders: „Viele Vorkommnisse werden nicht mehr angezeigt“, meinte Kurtz. „Die Leute resignieren.“ „Es kommt ja auch kein Streifenwagen mehr.“

Vor 26 Jahren wurde das ehemalige Polizeirevier im Stadtteil zum nicht mehr rund um die Uhr besetzten Posten herabgestuft. Kurtz: „Das muss wieder aufgewertet werden.“ Und nicht nur das: „Es braucht eine gemeinsame Anstrengung, sich gegen den Abstieg zu stemmen“, sagt Kurtz und denkt dabei als Fußballer: Immerhin ist der Waldhof Mannheims berühmtester Stadtteil, dessen Potential im Zusammenhang mit der Sportgeschichte des SV Waldhof immes ist. Leider sind aber Müll, Ratten, und vor allem in den zurückliegenden Sommermonaten auch Lärm die Probleme vor Ort. Kurtz: „Eine Katastrophe.“

Ein paar Tage nach dem Rundgang mit dem „MM“ wurden die Müllberge von der Stadtreinigung endlich abgeholt - auch ein rotes Sofa, das wochenlang den Weg versperrte. „Wenigstens mal eine gute Nachricht“, so Kurtz am Telefon.

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