Therapie

Wie Pferde beim Reitverein Käfertal heilen helfen

Die Haflinger-Therapie beim Reitverein Käfertal ist sehr beliebt. Kinder lernen Grenzen kennen und Grenzen zu setzen: Auf hibbelige Kinder wirkt das Pferd beruhigend, die stillen und lethargischen werden aufgemuntert

Von 
Katja Geiler
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Die Pferde, hier (v. vorne) Fuchur, Alibaba und Fider, erobern die Herzen der Therapie-Kinder in Käfertal im Sturm. © Privat

Käfertal. Beim Reitverein Mannheim-Käfertal möchte man gerne Pferd sein. Das Motto des Vereins lautet „Klasse statt Masse“, daher ist die Anzahl der untergebrachten Tiere überschaubar, es sind 24 plus drei Therapie-Pferde. „Sie haben ganzjährigen Koppelgang, bekommen Physiotherapie, Hufpflege, und Equipment-Kontrolle, zweimal im Jahr kommt der Sattler“, sagt Kassenwart Claudia Funk. Hinzu kommen Qualitätsfutter, ein Solarium und eine Tränkanlage, die im Winter beheizt ist. Der Verein bietet Heilpädagogische Förderung für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, Entwicklungsstörungen oder psychischen Beeinträchtigungen. Dabei helfen die drei äußerst ausgeglichenen Therapiepferden Calista, Jule und Lillibeth. Da sie sehr zutraulich und menschenbezogen sind, erobern sie die Herzen der Kinder im Sturm.

Haflinger-Therapie in Mannheim: "Wir brauchen selbstbewusste Pferde"

„Die Haflingerstute Calista ist sehr neugierig, fröhlich und immer den Menschen zugewandt. Wir brauchen für die Therapie selbstbewusste Pferde, die zeigen, wenn sie etwas nicht möchten, denn manche Kinder sind distanzlos“, sagt Sandra Sauer, Fachkraft für heilpädagogische Förderung mit dem Pferd. „Die Tiere spiegeln das Verhalten der Kinder wider, so können die Kinder auch Grenzen lernen. Auf hibbelige Kinder wirkt das Pferd beruhigend, die stillen und lethargischen werden aufgemuntert.“

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Gerade ist Nesibe zur Therapiestunde da und darf auf Calista reiten. „Ich bin glücklich und froh, wenn ich bei den Pferden war“, sagt Nesibe, die den Kontakt zu den Tieren sehr genießt. „Wenn die Eltern die Kinder abholen, freuen sie sich darüber, dass sie so entspannt sind. Sie können dann auch besser Hausaufgaben machen“, fügt Sauer hinzu.

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Die Pferdetherapie zeigt kurz- und langfristige Erfolge. „Die Kinder machen eine erstaunliche Entwicklung. Ein Mädchen, das in Therapie war, macht nun eine Ausbildung zur Pferdewirtin“, sagt die zweite Vorsitzende Nesrin-Nadine Wolf.

Draußen auf der Koppel stehen zwei ganz besondere ältere Herren: die Schimmel Ali, 32 Jahre, und Fuchur, stolze 36 Jahre alt. Fuchur ist noch ein Original aus den 1980er Jahren, sein Name erinnert an den Drachen aus der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende, die damals sehr beliebt war. Nun stehen Fuchur und Ali entspannt grasend auf der Weide und genießen ihren Ruhestand.

Einsatz für Ökologie und Nachhaltigkeit

Für Ökologie und Nachhaltigkeit setzt sich der Verein auch ein, denn die Einstreu in den Boxen ist Miscanthus, auch bekannt als Chinaschilf. „Die Herstellung ist nachhaltiger als Holz, denn Miscanthus ist ein toller Dünger und lässt sich auch in der Biogas-Anlage verwerten. Holz-Einstreu dagegen muss auf die Sonderdeponie gebracht werden“, sagt Claudia Funk.

Auch andere Tiere sind auf dem Reiterhof immer willkommen, vor allem kleine, flatternde, dämmerungsaktive. Mitglieder des Naturschutzbundes (NABU) schauten bereits im Reitverein vorbei und hielten Vorträge für Kinder über Fledermäuse. Die Vorträge fanden in der Dämmerung statt, so konnte man die Fledermäuse direkt beobachten. Diese lieben nicht nur den Reitstall, sondern auch den benachbarten Friedhof.

„Das macht den Kindern keine Angst“, sagt Wolf, „Im Gegenteil, sie sind begeistert. Wir haben an der Wand der Reithalle Boxen aufgehängt, in die sich die Fledermäuse zurückziehen können.“

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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