„Schlimm, einfach schlimm“: Mit diesen Worten fasst Jürgen Hellmuth zusammen, was er und seine Kollegen derzeit auf der Feuerwache Nord in Käfertal erleben. Seit September 2017 ist sie eine Baustelle – und das noch mindestens ein Jahr. Zwischen Mitte und Ende 2021 schwankten zuletzt die offiziellen Aussagen, wann die Sanierungsarbeiten fertig sind. Jetzt will die Stadt gar „kein genaues Fertigstellungsdatum bzw. einen genauen Fertigstellungszeitraum nennen“, so ein Sprecher des Baudezernats auf Anfrage.
„Jeder weiß von zu Hause, wie das ist, wenn man umbaut und weiter die Räume nutzt“, so Jürgen Hellmuth, der Mitglied des Personalrats ist. Doch in einer Feuerwache, die rund um die Uhr besetzt und stets einsatzbereit sein müsse, wirke sich das noch viel schlimmer aus. „Wir haben hier seit Jahren Dreck, Staub, Radau und auch einige Umwege im Haus, können daher nicht so schnell ausrücken“, beklagt der Feuerwehrmann. „Wir leben auf einer Großbaustelle, der Übungs- und Ausbildungsbetrieb, der ganze Alltag ist massiv eingeschränkt“, berichtet er.
Mal habe es Wassereinbrüche gegeben, häufig Stromausfälle, bei denen dann das Notstromaggregat anspringen muss und alles, was man zum Beispiel gerade am Computer bearbeitet habe, weg sei. Man habe halt „viele Jahre versäumt, die Bauunterhaltung zu machen, jetzt kommt alles zusammen“, klagt Hellmuth. Für die ganze Mannschaft sei das „sehr schwer“, so der Personalrat: „Es wird Zeit, dass es fertig wird“.
Schadstoffe entdeckt
Schon der Beginn der Sanierung und Erweiterung der maroden, viel zu engen Feuerwache Nord Auf dem Sand in Käfertal, die von 1975 stammt, hatte sich verzögert. Sie ist – neben der ebenso maroden Wache Süd auf der Rheinau und der neu gebauten Hauptfeuerwache – einer der drei Standorte der Berufsfeuerwehr. Ein erstes Planungsverfahren gab es schon 2012, dann einen neuen Anlauf 2014. Bewilligt wurden 12,75 Millionen Euro. Doch zu diesem Preis wollte kaum eine Baufirma das Projekt angehen. Auf die öffentliche Ausschreibung hatte sich nur ein Unternehmen gemeldet, und das wiederum erfüllte formale Kriterien nicht. Die europaweite Ausschreibung musste daher im Juni 2016 aufgehoben werden – das ganze Prozedere startete neu.
Baubeginn war dann im September 2017. Ende 2019, so hieß es damals, sollten die Arbeiten fertig sein. Im März 2019 war von Ende 2020 die Rede, Anfang dieses Jahres mal von Mitte, mal von Ende 2021 – aber einschließlich Außenanlagen und Hof.
Für Verzögerungen sorgte einmal das Nebeneinander von Bauarbeitern und weiter stets einsatzbereiten Feuerwehrleuten – und das in enormer Enge. Schließlich gab es kaum detaillierte Pläne von der „Neuen Heimat“, die den Betonbau – wie die inzwischen abgerissene Wache Mitte – Anfang der 1970er Jahre errichtete. Das führte zu manchen Überraschungen. Schließlich stießen die Bauarbeiter auf Schadstoffe – Asbest, Polychlorierte Biphenyle (PCB), künstliche Mineralfasern. Sie fachgerecht – sprich mit Schutzmasken und Abtrennung zu allen übrigen Bereichen – zu beseitigen und zu entsorgen, kostet Geld und Zeit.
Daher sind auch die Baukosten gestiegen. Zuletzt genannt wurde immer ein Budget von 17,75 Millionen Euro, inzwischen geht die Stadt von 22 Millionen Euro aus.
Dafür erhalten die Feuerwehrleute zahlreiche zusätzliche Büro- und Werkstattflächen. Neu hinzu kommen Geräteprüfstände, ein Übungsturm, der Sportbereich, eine Tankstelle, um im Katastrophenfall autark zu sein, sowie das dann für die ganze Mannheimer Feuerwehr dienende zentrale Alarmlager mit Nachschub an Löschmitteln und Geräten für Spezialeinsätze auf 320 Palettenstellplätzen. In der neuen Kfz-Werkstatt werden bereits seit dem vergangenen Jahr zentral alle 110 Mannheimer Feuerwehrfahrzeuge gewartet und repariert. Doch die Feuerwehrleute verbringen ihre Bereitschaftszeit derzeit noch in Provisorien. Rutschstangen, über die sie schnell in die Fahrzeughalle eilen können, gibt es da nicht.
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