Mannheim. „Die Unfallursache ist weder am Fahrzeug noch an den Schienen zu suchen“ - das war inoffiziell nach der Entgleisung einer Stadtbahn des neuen Typs Rhein-Neckar-Tram (RNT) am Samstagabend rasch klar. Moritz Feier, Sprecher der Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe (RNV), bestätigte dies nun auf Nachfrage dieser Redaktion: „Es handelte sich um einen Fahrfehler, da lag überhöhte Geschwindigkeit vor.“
Bei der vergleichsweise spektakulären Entgleisung wurde eine Person leicht verletzt. Die Schäden an der Straßenbahn und am Gleisbett seien laut Feier indessen deutlich geringer ausgefallen als zunächst befürchtet. Dies hätten die Untersuchungen der RNV zwischenzeitlich ergeben. Genauer beziffern ließen sich die Beschädigungen allerdings noch nicht - „wir müssen abwarten, bis die Tram wieder repariert ist“, so Feier.
Wie berichtet, war gegen 19.10 Uhr am Samstag der hintere Teil eines Doppelzuges der Linie 1 bei der Fahrt aus der Breiten Straße heraus durch die Kurve in die Bismarckstraße aus den Schienen gesprungen. Und zwar so, dass der 57 Tonnen schwere Stadtbahnwagen des Typs RNT neben dem Gleis und teilweise auf der Auto-Fahrbahn in Richtung Hauptbahnhof zum Stehen kam. Moritz Feier: „Dadurch gestaltete sich die Bergung des Zugs ziemlich aufwendig.“ Der Stadtbahn- und der Autoverkehr war deswegen in der Bismarckstraße in beiden Fahrtrichtungen mehrere Stunden lang gesperrt.
Entgleisungen sind häufiger, aber selten so spektakulär
Bei dem verunglückten Zug handelt es sich um ein aus drei Teilen bestehendes, 30 Meter langes Schienenfahrzeug, von denen die RNV derzeit neun Stück im Einsatz hat. Wie Feier zudem mitteilte, ist auch bereits der erste der größeren, 40 Meter langen Züge im Betrieb.
Eingesetzt werden die neuen RNT-Züge derzeit in Mannheim auf den Linien 1, 2 und 5. Ganz so selten, wie man denkt, sind Stadtbahn-Entgleisungen durchaus nicht, wie Sprecher Moritz Feier erläuterte. „Nur sieht man es als Laie oft gar nicht, da die Räder meistens nur wenige Zentimeter neben der Schiene zu stehen kommen.“
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Die Ursachen solcher Zwischenfälle seien in etwa gleich häufig technischer und menschlicher Natur, also Fahrfehler. Feier: „Mitunter liegt aber auch ein größerer Gegenstand im Gleis, oder eine Weiche ist mal falsch gelegt.“ Die allermeisten Entgleisungen könnten vom Werkstatt-Service der Verkehrsbetriebe schnell und unspektakulär behoben werden.
Fahrer der Straßenbahn dürfte zu früh beschleunigt haben
Im kommenden Jahr sollen insgesamt 81 der neuen Stadtbahnen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg unterwegs sein, mit mehreren Jahren Verspätung auf die ursprünglichen Beschaffungspläne der Verkehrsbetriebe, die für die neuen Bahnen gut und gerne 265 Millionen Euro investieren.
Im Gegensatz zu den Vorgänger-Zügen des Niederflur-Typs 6MGT (Düwag/Siemens) und Variobahn (Bombardier) haben die von Skoda hergestellten neuen Züge Drehgestelle, die an sich bessere Kurveneigenschaften aufweisen als die mit starren Achsen ausgestatteten Niederflurzüge. Daher kam die Entgleisung ausgerechnet der RNT eher überraschend.
Die Fahrerin oder der Fahrer der verunfallten Stadtbahn dürfte vermutlich „vergessen“ haben, dass er im Doppelpack, also mit einem insgesamt 60 Meter langen und 114 Tonnen schweren Gerät, unterwegs ist, und nach der Einfahrt durch die Kurve in die Bismarckstraße zu früh beschleunigt haben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Die neuen Straßenbahnen: Modern - aber eng