Mitte/Jungbusch - Nachruf auf einen leidenschaftlicher Kämpfer für den Stadtteil

Jungbusch-Urgestein Norbert Herrmann gestorben

Von 
Anke Philipp
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Norbert Herrmann bei seiner Verabschiedung als Vorsitzender des Bewohnervereins im Jahr 2021. (Archivbild) © Thomas Tröster

Mannheim. Er war das Jungbusch-Urgestein, Metzgermeister in dritter Generation, Sackträgerpreis-Träger und leidenschaftlicher Kämpfer für den Stadtteil: Norbert Herrmann. Nun ist der 85-Jährige am 24. Dezember gestorben, wie das Gemeinschaftszentrum bekannt gab.

Norbert Herrmann war Gründungsmitglied, Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Bewohnervereins, und wurde noch im Juni 2021 vom Verein gewürdigt und verabschiedet. Wie kein Zweiter war er im Hafenviertel bekannt, setzte sich auch für jüngere Generationen ein. „Norbert Herrmann gehört in dreieinhalb Jahrzehnten sicher zu den herausragendsten Protagonisten engagierter ehrenamtlicher Stadtteilarbeit hier im Jungbusch“, brachte Bewohnervereinsvorsitzende Maura Lucci dieses außergewöhnliche Wirken bei der Veranstaltung 2021 auf den Punkt.

1984 hatte alles mit einer Versammlung im Walther-Bender-Saal angefangen. Mit einem Verein wollten die Bewohner die Gemeinwesenarbeit beflügeln, zur Integration beitragen und damit die Lebensqualität im Stadtteil stärken. Hermann war mit von der Partie. 1893 hatten seine Großeltern eine Metzgerei im Jungbusch begründet, die er 1962 übernahm. Bis 2001 führte er mit seiner Frau Maria den Betrieb in der Böckstraße.

Inhaber mehrerer Ehrenämter

Lange war Norbert Herrmann zudem im Pfarrgemeinderat von St. Sebastian und kämpfte für den Erhalt der Liebfrauenkirche. 1987 wurde er zum 2. Vorsitzender des Bewohnervereins gewählt. Feste organisieren, Spenden sammeln, Aktionen planen: 1996 erhielt er für sein ehrenamtliches bewohnerschaftliches Engagement den „Sackträger-Preis“, eine Auszeichnung, die der Verein seit 1989 vergibt.

Nach dem Tod der langjährigen 1. Vorsitzenden, Christa Langlotz, übernahm Herrmann 2004 den 1. Vorsitz und behielt dieses Ehrenamt ununterbrochen bis Ende 2020. Zum gleichen Zeitpunkt wurde er zu einem von drei Vorständen des Trägervereins Gemeinschaftszentrum Jungbusch berufen. Dieses Ehrenamt hatte er genauso lange inne. Im November 2020 trat er schließlich aus Altersgründen zurück und wurde zum ersten Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt.

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Zahlreiche Aktivitäten gehen auf sein langjähriges Wirken zurück: Stadtteilkonferenzen, Stadtteilfeste, Ausflüge, Bürgerversammlungen, Diskussionsrunden, Info-Veranstaltungen - Herrmann war stets dabei und redete mit. 1994 gründete er zusammen mit anderen Bewohnern die Geschichtswerkstatt Jungbusch, die in vielen Veranstaltungen, Treffen und Aktionen die Geschichte des Quartiers lebendig werden ließ.

Mitgewirkt an der "Jungbusch-Vereinbarung"

2009 war er Mitanstoßgeber der Unterschriftenaktion gegen den Abriß und für den Erhalt der „Teufelsbrücke“ mit ihrem historischen Maschinenhäuschen. Im Frühjahr übergaben die Aktivisten 950 Unterschriften an Baubürgermeister Lothar Quast. Wenig später sendete die Bürgerinitiative „Rettet die Teufelsbrücke“ 1000 Bittbriefe an den Landtag. Im September entschied die Stadt, den Abriss abzulehnen.

Bis zum Schluss engagierte sich Norbert Herrmann in der Monitoring-Gruppe, einer Vereinigung aus allen Bevölkerungsteilen des Stadtteils. Dort wurde die sogenannte „Jungbusch-Vereinbarung“ erarbeitet, die ein verbindliches Regelwerk für ein besseres Zusammenleben in dem ehemaligen Rotlichtviertel darstellt. Viele Menschen im Hafenviertel werden seine Stimme und seinen Einsatz vermissen.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

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