Musik

Das "Blau" im Mannheimer Jungbusch: Ein Stück Geschichte

"Alles, nur kein Mainstream" - das hat sich Ingo Zielske, Besitzer des "Blau" im Mannheimer Jungbusch, 1995 für seine Kneipe zum Ziel gesetzt. Dabei tritt er auch immer wieder mit seiner eigenen Band auf

Von 
Katja Geiler
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„Blau“-Besitzer Ingo Zielske (am Schlagzeug) mit seiner Band Apach-o-matic bei einem Auftritt in der seit 1995 bestehenden Musikkneipe. © Katja Geiler

Mannheim. Seit Dezember 1995 gibt die Musikkneipe „Blau“ im Stadtteil Jungbusch. Auch wenn die Clubkultur in Mannheim stark zurückgegangen ist, das „Blau“ bietet noch immer eine Bühne für Bands. Seit der Eröffnung der Kneipe hat sich der Jungbusch stark verändert. Viele neue Bars haben eröffnet, die Gentrifizierung des Viertels sorgte für Diskussionen. Es wurde renoviert, was das Zeug hält - das „Blau“ blieb, wie es war.

Die Geschichte des „Blau“ ist auch ein Stück Jungbusch-Geschichte. Besitzer Ingo Zielske ist seit Beginn mit an Bord. „Ursprünglich waren wir zu dritt, außer mir noch Jörg Fischer und Dio Bolze. Vorher hieß es ,Rheinfels‘ und war eine typische Jungbusch-Hafenkneipe“, blickt Zielske zurück. Für ein Jahr wechselte es dann nochmal den Besitzer, bevor aus dem „Rheinfels“ das „Blau“ wurde. „Wir haben den Plan entwickelt, um die Kneipe wieder aufzumachen.“

"Blau" im Mannheimer Jungbusch sollte Uundergroundkneipe sein

Dabei spielte auch Musik eine essenzielle Rolle: Egal, ob vom Plattenteller, CD-Player oder live auf der Bühne - im Lokal lief Independent und Elektro, zum Beispiel die Chemical Brothers. „Alles, nur kein Mainstream“, sagt Zielske. Das „Blau“ sollte eine Underground-Kneipe sein. Es sollte sich musikalisch abheben, auch wenn es optisch einfach und rustikal ist.

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Zielske selbst ist in Seckenheim aufgewachsen, lebte eine Weile im Jungbusch und wohnt nun schon längere Zeit in der Neckarstadt. Er hat den Wandel im Jungbusch vor Ort miterlebt. „Schaut man sich die Altbauten im Jungbusch an, sieht man, dass in den unteren beiden Geschossen die reicheren Leute lebten, in den oberen und im Hinterhaus die Arbeiter. In einem Haus hat sich die gesamte Gesellschaft widergespiegelt.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die Wohlhabenden weg, die Struktur löste sich auf. Das Rotlicht hielt Einzug, später die Studenten-WGs. Und hier beginnt die Geschichte.

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„Die Studis sind nach 95 bei uns im ,Blau’ gesessen“, sagt Zielske. „Von Anfang an sind Bands bei uns aufgetreten, doch in den ersten Jahren gab es wenig Konzerte. Am Anfang mussten sich die Nachbarn daran gewöhnen. Die Leute, die nachgezogen sind, haben es so angenommen, das war gut für uns.“

"Blau"-Besitzer Zielske aus Mannheim macht selbst Musik

Zielske macht selbst Musik, seitdem er 1978 in einer befreundeten Punk-Band für den Schlagzeuger einsprang. „Ich war ein Greenhorn und plötzlich war ich in der Punkrock-Szene drin.“ Danach war er Mitgründer der Bands „Neue Heimat“ und „Chor der Gefangenen“, die No Wave spielten, eine avantgardistische Musikrichtung Anfang der 1980er Jahre.

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Die erfolgreichste Band war jedoch Nova Express, mit der Richtung Neo Psychedelic, hier gab es sogar Veröffentlichungen und Auftritte als Vorband bei bekannten Bands. „Doch auch das war irgendwann vorbei. Inspiriert von der Musik der 1960er, meiner Jugendzeit, gründeten wir 1997 Apach-o-matic.“ Auch an diesem Abend spielen Apach-o-matic im „Blau“, im Publikum sind viele Stammgäste. Die Hälfte der Stücke sind selbst komponiert, aber auch Klassiker wie zum Beispiel „Misirlou“ von Dick Dale gibt es zu hören. Zusammen mit Till Schneider, Helmut Frick und Christoph Meier wird Zielske auch weiterhin im „Blau“ auftreten.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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