Die Hubertusjagd
- Die Hubertusjagd geht auf den heiligen Hubertus von Lüttich zurück, der im siebten und achten Jahrhundert nach Christus gelebt hat.
- Er wird, je nach Perspektive, als Schutzpatron der Jagd aber auch als der erste Jagdgegner gesehen. Laut einer Legende soll er sich nämlich von der Jagd distanziert haben, nachdem ihm ein Hirsch erschienen war.
- Am Hubertustag Anfang November veranstalten viele Reitvereine eine Hubertusjagd. Dabei werden aber keine Tiere gejagt oder erlegt.
- Es handelt sich um eine Sportveranstaltung, bei der Reiter und eine Hundemeute einer vorab gelegten Spur folgen.
- Wichtig: Bei der Mannheimer Hubertusjagd ist in diesem Jahr einiges anders. Unter anderem gibt es keine Hundemeute.
Mannheim. Die Stadt hat die Hubertusjagd in Friedrichsfeld genehmigt. Sie findet am Sonntag, 6. November, ab 10.30 Uhr statt. Ausgangspunkt ist das Gelände des Reit- und Fahrvereins. Unter normalen Umständen wären diese Sätze allein nicht zwingend eine Nachricht. Dieses Mal ist aber einiges anders. Zum einen hat der Verein einige Änderungen im Vergleich zu einer „traditionellen“ Hubertusjagd geplant. Zum anderen gab es rund um das Thema seit Längerem immer wieder Ärger und Aufregung.
Wie die Stadt mitteilt, genehmigen die zuständigen Behörden die Hubertusjagd – allerdings mit der Auflage, dass sie nur auf den Wegen um den Wald herum stattfindet. Grund dafür sei laut Verwaltung die „aktuelle Waldschadenssituation“, also Schäden durch Dürre und Baumkrankheiten. Beim Reitverein ist man froh, dass der Termin überhaupt stattfinden kann. „Wir freuen uns und gestalten die Route in Absprache mit allen wichtigen Akteuren so, dass wir eine Sicherheit herstellen“, erklärt Stefan Gropp, der Zweite Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins.
Die Hubertusjagd ist eine Sportveranstaltung, bei der keine Tiere gejagt und erlegt werden. Normalerweise folgen Jagdreiter und Hundemeute einer vorher gelegten Spur. Viele dieser traditionellen Merkmale fallen bei der diesjährigen Jagd aus. Zum Beispiel wird es keine Hundemeute geben. „Das wird ein gemütlicher Ausritt mit umfangreichem Rahmenprogramm“, erklärt Sandra Seitz, Beisitzerin im Vorstand des Vereins. Seitz hat unter anderem Landwirte, Rehkitz-Retter und einen Falkner eingeladen, die mit Infoständen auf dem Vereinsgelände vertreten sind. „Das soll dazu beitragen, miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt Seitz. Auch einen Gottesdienst wird es geben.
Diskussionen wegen Antrag auf Verbot
Ärger gab es vorab, weil es zunächst so aussah, dass die Veranstaltung gar nicht stattfinden könne. Laut Stadt habe die Forstbehörde den Verein „frühzeitig“ informiert, dass die Hubertusjagd durch den Wald nicht genehmigt werden könne. In einem Schreiben vom Juni, das dieser Redaktion vorliegt, wurden allerdings keine Gründe genannt. Der Kommunikationsstil stieß – vor allem in der Kommunalpolitik – auf breite Kritik. Nach zahlreichen Gesprächen fanden alle Beteiligten nun die bereits geschilderte Lösung.
Außerdem wirkt noch die Diskussion aus dem vergangenen Jahr nach. Im November 2021 hatte die Fraktion der LI.PAR.Tie (LINKE/PARTEI/Tierschutz) einen Antrag unter anderem zum Verbot der Hubertusjagd eingereicht. Abgestimmt wurde dieser bislang nicht, er sorgte aber für hitzige Diskussionen. Der „MM“ hat, auch aus diesem Anlass, bei den Fraktionen im Gemeinderat nachgefragt, was sie von der Hubertusjagd und dem nun gefundenen Kompromiss halten.
Kritik von Stadträten
Grüne und LI.PAR.Tie lehnen die Hubertusjagd ab. Der Wald und Wildtiere werden dabei in Mitleidenschaft gezogen (…) Dies gilt auch dann, wenn die Wegeführung um den Dossenwald herum erfolgt“, schreibt Christina Eberle, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen. „Wir sind der Meinung, dass die Hubertusjagd nicht mehr zeitgemäß ist“, erklärt Andreas Parmentier (LI.PAR.Tie), der im vergangenen Jahr auch den Antrag gegen die Hubertusjagd gestellt hatte. Das Event sei „kein Spaß für die Tiere“.
Die anderen Fraktionen sprechen sich hingegen für die Jagd aus. „Ich freue mich sehr drüber, dass es gelungen ist, die traditionelle Hubertusjagd zu sichern“, erklärt Thorsten Riehle, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er sei dem Verein dankbar, dass er sich durch die anfängliche Ablehnung nicht habe irritieren lassen. Es sei „toll“, dass der Verein die Tradition hochhalte, erklärt Marianne Seitz für die CDU. Sie lobt, dass es zahlreiche Infostände geben soll. Sowohl Riehle als auch Seitz kritisieren, dass die Stadt zunächst die Veranstaltung ablehnen wollte.
„Wir befürworten die von der Verwaltung erteilte Genehmigung mit der angepassten Wegeführung um den Dossenwald herum“, sagt Rüdiger Ernst, AfD-Stadtrat und Fraktionsgeschäftsführer. Birgit Reinemund (FDP/MfM) ist zufrieden, dass „nicht auch noch diese Veranstaltung entfallen muss“. „Traurig“ sei aber der desolate Zustand des Stadtwalds. „Wenn man gleich die Genehmigung erteilt hätte, wäre nicht so viel Schärfe reingekommen“, ist Holger Schmid (Freie Wähler/Mannheimer Liste) überzeugt. Er betont, es müsse immer „objektiv nachvollziehbare Gründe“ geben, wenn man etwas ablehne. (mit -ion)
Info: Ausführliche Statements der Fraktionen im Mannheimer Gemeinderat
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