Mannheim. „Kalligrafie ist Lebenskunst, ist Lebensfreude und ein Spüren der Kraft der Formen“, sagt der Regensburger Autor und Schriftkünstler Hans Maierhofer. Wer derzeit die Galerie des Feudenheimer Kulturtreff betritt, wird unweigerlich angezogen von dieser kraftvollen Lebensfreude, diesem Spiel mit den Formen der Schrift. In jedem der kalligrafischen Werke von Sonja Struck und Kimiyo Karpp, die hier bis zum 17. November zu sehen sind, steckt eine ganz eigene Musik, eine Melodie, die ihre Buchstaben zum Tanzen bringt.
Obwohl die beiden Schreibkünstlerinnen ihren Ursprung in verschiedenen Kulturen – der europäischen und japanischen – haben, zeigen ihre Werke Ähnlichkeiten. Während sich Kimiyo Karpp von alten Schriften im Kölner Dom und auch von der Begeisterung ihrer Mutter – einer berühmten japanischen Kalligrafin – anstecken ließ, wurde Sonja Struck durch die so schön geschwungene Sütterlin-Schrift – vielen Älteren ist sie noch als Deutsche Schrift aus der Schule gegenwärtig – inspiriert. Doch bei beiden vereinen sich Schriftzüge und Farben mit Texten auf Pastellpapier, Aquarell- oder Büttenkarton zu einem ästhetischen Ganzen.
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Kalligrafie ist ein zeitraubender Vorgang, welcher Kreation, Inspiration und zudem eine hohe Konzentration erfordert. Vor allem aber braucht es Entscheidungskraft, hob Renate Mäder hervor. Selbst Kalligrafin wies sie in ihrer Laudatio zur Vernissage darauf hin, wie schwierig vor jedem Schaffensprozess die Überlegung anstehe, welch Papier, welch Feder und Tinte, welch Farbe und Schrifttyp passend zum geplanten Text ist.
Wunderschönes Gepräge aus Schrift und verbindenden Farben
In den 27 Werken, die hier ausgestellt sind, ist die entscheidende Aussage zu erahnen. Manche wollen mit christlichen Worten Vertrauen schenken, wie der Psalm 23 oder Bonhoeffers Geborgenheit schenkende Worte „In guten Mächten“, andere mahnen an den Erhalt der Natur, deren Schönheit im „Roten oder Blauen Wald“ oder gar in einer einzigen Pflanze – Gingko oder Maulbeere – kostbar erhalten ist.
„Wer neu anfangen will, soll es sofort tun, denn eine überwundene Schwierigkeit vermeidet hundert neue“, sagt der chinesische Philosoph Konfuzius in Sonja Strucks Werk und Kimijy Karpp meint mit dem deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche „Glück, aber welches es auch sei, gibt Luft, Licht und freie Bewegung“.
So unterschiedlich die künstlerische Bearbeitung der Texte auch sind, sie sagen etwas aus, geben Lebensrichtlinien wie hier Tucholsky, Seneca oder der Dalai Lama in einem wunderschönen Gepräge aus Schrift und verbindenden Farben.
Die Ausstellung ist im Feudenheimer Kulturtreff (Hauptstraße 52a) noch bis zum 17. November immer sonntags von 11 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung unter Telefon 0621/790 1016 geöffnet.
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