Brühl. Der Mannheimer Künstler Rainer Szymannsky präsentiert im Zusammenhang mit seinem Altersjubiläum eine Retrospektive seines Schaffens im Brühler Kulturzentrum Villa Meixner. Der Definition nach ist die Karikatur eine Zeichnung, die eine Begebenheit im Alltag oder ein politisches Ereignis überspitzt, verzerrt und dadurch meist komisch darstellt.
Ein Cartoon hingegen ist ein gezeichneter Scherz, da die mit wenigen Strichen aufs Blatt gebrachte Szene eine humorvolle Geschichte erzählt. Bei Rainer Szymannskys Zeichnungen „muss die Anatomie und Physiognomie stimmen und nicht beleidigen“, daher verbietet sich für ihn das Genre Comic.
Väterliche Unterweisung fand der Zeichner durch den Frankenthaler Maler und Grafiker Emil Szymannsky und setzte sein angeborenes Talent nach einer langen Berufslaufbahn als Bauzeichner um. Besonders haben ihn die Künstler Lutz Bakes, Olaf Gulbrasson und Walter Trier beeindruckt und geprägt. Seine Inspirationen sind humorvolle Begebenheiten aus dem Alltag. Ideen schöpft er aus Gesprächen und interessanten Begegnungen mit seiner Umwelt.
Nicht nur aus den Reihen der Cartoonisten, sondern auch aus der der Buchillustratoren, schöpft Szymannsky. So gehört Walter Trier, der Illustrator der Werke Erich Kästners, zu seinen Lieblingszeichnern.
Eine schnelle und sichere Zeichen- und Malauffassung von aquarellierten Pinsel- und Federzeichnungen zählt bei der Umsetzung dieser Ideen zu seinen künstlerischen Stärken. Der in Mannheim wohnhafte Künstler ist kein Unbekannter in Brühl: Seit vielen Jahren gestaltet er mit der Gemeinde Ausstellungsprojekte für die Villa Meixner und die Rathausgalerie.
Über den Künstler und die Kunst
Nach der sachverständigen Vorstellung des Künstlers durch Bürgermeister Dr. Ralf Göck nahm Dr. Helmut Orpel, seines Zeichens Schriftsteller und Kunsthistoriker, die Gäste mit auf einen Exkurs durch die Welt der Farben und Striche: Die im Jahr 1841 gegründete britische Satirezeitschrift „Punch“ druckte zum ersten Mal Zeichnungen ab, in denen, anders als bei den politischen Karikaturen, die Figuren nicht böswillig überzeichnet waren. Es ging den Cartoonisten vielmehr um eine liebevolle Alltagsironie und um humoristische Dialoge, wobei Text, anders als bei den Comics, kaum beziehungsweise ausgesprochen sparsam eingesetzt wurde.
In Deutschland fand diese Art der Zeichnung rasch Nachahmer. Bekannt ist hier das Satiremagazin Simplicissimus, für das Thomas Theodor Heine und Olaf Gulbransson gezeichnet hatten. Gulbransson ist auch einer der Anreger für die Zeichnungen, die Szymannsky anfertigt, so Orpel.
Insgesamt mehrere hundert Arbeiten von Rainer Szymannsky waren in Brühl zu sehen. Vornehmlich handelt es sich um Werkgruppen, Einzelblätter zu einem bestimmten Thema, wie etwa Sport, Kuriositäten und Ärzte. Hinzu kommen liebevoll gezeichnete Porträts von Schauspielern, Schriftstellern oder berühmten Clowns. „Charakteristisch dabei ist der durchgezogene Strich, der der Figur oder dem Gesicht ein festes Gepräge verleiht. Wo Farbe vorkommt, ist die Farbe, wie bei der Illustration, der Linie untergeordnet.“, ordnet Orpel den Stil Szymannskys ein.
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