Gastronomie

Gemütlich im Parklet draußen sitzen? In Mannheim-Feudenheim ist das nicht mehr erlaubt

Wo seit 2020 Tische und Stühle am Straßenrand stehen, parken jetzt wieder Autos. Warum das so ist, bleibt unklar, Anfragen aus dem Bezirksbeirat blieben im Rathaus bislang unbeantwortet

Von 
Katja Geiler
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Blech statt Gemütlichkeit: Vor dem Café Hygge in der Hauptstraße, Ecke Wilhelmstraße, darf wieder geparkt werden. Draußen sitzen können Gäste auf der Fläche nun nicht mehr. © Katja Geiler

Mannheim. Die Notlösungen, die die Coronazeit mit sich brachte, entpuppten sich zum Teil als geniale Einfälle und Verbesserungen. Eine dieser Verbesserungen waren die Parklets, die kleinen Gastronomieflächen, die im Sommer 2020 wie Pilze aus dem Boden schossen und für Gastronomen ein Segen waren. Allerdings fiel für die Flächen der eine oder andere Parkplatz weg, doch die Anzahl war überschaubar.

In Feudenheim hatten drei Betriebe solche Parklets: das Eiscafé Venezia, zusammen mit der Pizzeria Mamma Lucia (Hauptstraße 66, direkt gegenüber der Kirche und der Haltestelle) und das Café Hygge (Hauptstraße 120, Ecke Wilhelmstraße). Die Hauptstraße in Feudenheim ist ziemlich belebt, vor den Bäckereien und Cafés sitzen immer Leute, wenn es nicht gerade stürmt und schneit.

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Ines Schwegler übernahm das Café an der Ecke Wilhelmstraße im August letzten Jahres und nannte es „Hygge“, was so viel wie „Gemütlichkeit“ bedeutet. Schon im letzten Sommer wurde ein Parkplatz vor dem Haus mit vier Tischen bestückt, das entspricht zwölf Sitzplätzen. Doch dann wurde es ungemütlich, denn im Herbst kam ein Schreiben vom Fachbereich (FB) 31, Sicherheit und Ordnung.

Zur Buga muss Platz her

Im Zuge der Buga sollten bis zum 8. Oktober 2023 alle Parkplätze auf der Hauptstraße dem Einzelhandel zur Verfügung stehen, das Parklet sollte mit Beginn des Jahres zu entfernen sein. Der FB 31 gehört zum Dezernat des Ersten Bürgermeisters und Oberbürgermeisterkandidats der CDU, Christian Specht. „Er hat im März sein Cappuccino-Gespräch hier abgehalten. Ich habe mit ihm gesprochen, und er meinte, er dürfe keine Ausnahme machen“, sagt Schwegler. „Der Umsatz, den ich mit den vier zusätzlichen Tischen im Sommer gemacht hätte, fehlt mir am Ende.“

Vorne an der Kirche sieht es nicht anders aus, hier wurden zwei Parkplätze mit insgesamt sechs Tischen zu Parklets für die Pizzeria Mamma Lucia und das Eiscafé Venezia. Carmelo Milazzo hat für die Parklets extra Anschaffungen gemacht: „Tische, Stühle, Pflanzkübel, Sonnenschirme und Reflektoren für die vorbeifahrenden Autos haben wir gekauft. Nun steht alles hinten im Hof.“

Zwei Parkplätze lösen kein Stellplatz-Problem

Mit Parklets sei es für alle besser gewesen, denn die zusätzlichen Flächen hielten zum Beispiel manche Autofahrer davon ab, in den Parkplatz hineinzufahren, um zu wenden und damit Leute zu erschrecken, die unmittelbar vor der Pizzeria standen oder saßen. „Wir verdienen daran, dass die Leute sich hierhersetzen und zu ihrer Pizza etwas trinken“, so Milazzo: „Diese beiden Parkplätze lösen dagegen kein allgemeines Parkplatzproblem.“

„Gerade jetzt, bei Sonnenschein, wollen die Leute draußen sitzen und Eis essen. Wir haben zwar noch einen Hof, aber die Leute wollen lieber auf der Hauptstraße sitzen. Wenn sie aber sehen, dass hier kein Platz ist, gehen sie weiter“, ergänzt Calogera Lodato vom benachbarten Eiscafé Venezia. Mit René Leicht (Grüne) haben die Gastronomen einen Unterstützer aus dem Bezirksbeirat Feudenheim gefunden.

Leicht richtete bereits Ende Februar eine Mail direkt an Specht, im März an die Bezirksleitung der Bürgerdienste. Darin erwähnte er einen Beschluss des Gemeinderats, dass den Gastronomen grundsätzlich die Möglichkeit einräumt, Parklets einzurichten. Der Beschluss des FB 31 zur Räumung der Parklets ab Januar 2023 sei daher „ohne politische und rechtliche Grundlage“.

Keine Rückmeldung bislang

Auf eine Antwort der Stadtverwaltung wartet Leicht seither und hat am gestrigen Mittwoch, 12. April, bei Specht noch einmal nachgehakt: „Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum Sie ein Schreiben eines Bezirksbeiratsmitglieds über mehrere Wochen unbeantwortet lassen“, schreibt er und verweist auf den größeren volkswirtschaftlichen Nutzen der Außengastronomie gegenüber der Nutzung der Flächen als Abstellplatz für Autos.

Anfragen dieser Redaktion sowohl an Specht als auch an den Gewerbeverein Feudenheim blieben bislang unbeantwortet.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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