Ludwigshafen. 500 Menschen werden pro Tag in der Corona-Ambulanz des Klinikums Ludwigshafen getestet. „Am Wochenende sind es etwa halb so viele“, sagt Günter Layer, Ärztlicher Direktor. Dies sei eine Leistung, die mit dem eigenen Personal – aus Gesundheitsamt und Klinikum – nicht gestemmt werden könnte, so Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD). Aus diesem Grund hat die Stadt Ludwigshafen schon zu Beginn der Corona-Pandemie einen Hilfsantrag an die Bundeswehr gestellt. Mit Erfolg: Derzeit unterstützen zwölf Soldaten die Mitarbeiter des Klinikums in der Infektionsambulanz in der Bremserstraße gegenüber vom Haupteingang.
Die Hilfe ist allerdings befristet. „Wir prüfen jeden Antrag immer wieder ganz genau“, sagt Stephan Schmidt, Generalstabsarzt und Kommandeur der Sanitätsdienstlichen Einsatzunterstützung. „Denn auch unsere Ressourcen sind endlich.“ Gemeinsam mit Oberst Stefan Weber, Kommandeur des Landeskommandos Rheinland-Pfalz, besucht er an diesem Montagnachmittag die Ludwigshafener Corona-Ambulanz. Bundesweit habe es mittlerweile insgesamt 950 Hilfeleistungsanträge gegeben, etwa 600 im Sanitätsbereich. „Mindestens zwei Drittel werden auch genehmigt“, berichtet Weber. Bereits seit Ostern hilft die Bundeswehr in der Chemiestadt aus. Genehmigt ist die Unterstützung bis Ende dieses Monats. „Danach werden wir erneut einen Verlängerungsantrag stellen“, so Steinruck.
Von den zwölf Soldaten kommen sechs aus dem Sanitätsdienst. Sie helfen dem medizinischen Personal bei Untersuchungen und nehmen Corona-Abstriche. Die anderen sechs seien „helfende Hände“, wie Christine Fischer, Koordinatorin der Infektionsambulanz, sagt. Sie würden vor allem administrative Aufgaben wie die Registrierung der Getesteten übernehmen. „Außerdem sind die Soldaten Teil unseres mobilen Test-Teams“, erzählt Fischer. Derzeit sei dieses Angebot besonders in Schulen gefragt. „So können wir direkt vor Ort ganze Klassen testen“, sagt Fischer. Steinruck sieht darin einen wichtigen Teil der Corona-Strategie der Stadt: „Wir haben von Anfang an eine hohe Anzahl an Testungen durchgeführt und konnten durch die schnellen Ergebnisse Infektionsketten im gesamten Landkreis frühzeitig unterbrechen.“
Laut einer Vereinbarung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Oberbürgermeistern von Großstädten sollen die Bundeswehr sowie das Robert-Koch-Institut künftig Experten in Corona-Hotspots schicken, wenn der Inzidenzwert höher als 35 ausfällt. Dieser Wert beschreibt die Summe der Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen pro 100 000 Einwohner und liegt am Montag in Ludwigshafen bei 25. Die Gesamtzahl der Corona-Fälle erhöht sich seit Freitag auf 706. Obwohl der Inzidenzwert nicht im kritischen Bereich liegt, brauche man die Hilfe der Bundeswehr auch weiterhin, findet Steinruck.
Einzige Stadt mit personeller Hilfe
„Wir sind eine Stadt mit global arbeitenden Unternehmen“, so die Oberbürgermeisterin. Dies bedeute ein hohes Infektionsrisiko und mache es notwendig, häufig und viel zu testen. In der Region ist Ludwigshafen – so steht es auf der Internetseite der Bundeswehr – aktuell die einzige Stadt, die Personenunterstützung erhält. Grundsätzlich ist der Hilfsantrag kostenpflichtig und muss von der jeweiligen Kommune getragen werden. Die Kosten können später jedoch von der Bundesregierung erlassen werden.
Im Klinikum Ludwigshafen werden derzeit sechs Corona-Fälle stationär behandelt. Erst gestern sei ein 71-jähriger Corona-Patient verstorben, berichtet Hans-Friedrich Günther, Geschäftsführer des Klinikums. „Ein 23-Jähriger kämpft im Moment auf der Intensivstation ums Überleben“, so Günther.
So hilft die Bundeswehr
- Die Bundeswehr verfügt bundesweit über fünf große Bundeswehr-Krankenhäuser: in Berlin, Hamburg, Westerstede, Koblenz und Ulm.
- Die erste Aufgabe der Bundeswehr bestand laut Stephan Schmidt, Generalstabsarzt und Kommandeur der Sanitätsdienstlichen Einsatzunterstützung, darin, diese Krankenhäuser – auch personell – für die Behandlung von Corona-Patienten aufzurüsten.
- Dort werden zu 85 Prozent zivile Patienten behandelt.
- Parallel versucht die Bundeswehr, die Hilfeleistungsanträge aus zivilen Einrichtungen möglichst zu erfüllen, so Schmidt.
- In Rheinland-Pfalz liegt die Unterstützungsleistung der Bundeswehr – nach Angaben der eigenen Internetseite – hauptsächlich auf der Beschaffung von Schutzausrüstung und der sanitätsdienstlichen Unterstützung.
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