Ludwigshafen. Am eindrucksvollen Schwerlastkran Wotan hängt sie - die Dampftrommel für den neuen, sich in Montage befindlichen Müllkessel 5 des Gemeinschaftsmüllheizkraftwerkes Ludwigshafen (GML). Daneben steht ein deutlich kleineres Kranfahrzeug. An dessen Ende: eine lange Schnur inklusive Sektflasche. Am Donnerstagmorgen wurde die Trommel getauft und anschließend an ihren neuen Platz gehoben.
Die Verantwortlichen rund um GML-Geschäftsführer Thomas Grommes machen zunächst ein Geheimnis daraus, wie das Bauteil heißen wird. Ein graues Tuch verdeckt den Schriftzug auf dem roten 17-Tonnen-Koloss. Doch als Petronela Kron, Prokuristin und kaufmännische Leiterin der GML, auf das Podest steigt, ist Schluss mit der Geheimniskrämerei.
„Bleibe heiß und halte den Druck,“ verkündet sie und entlässt die am Kran hängende Sektflasche schwungvoll in Richtung Dampftrommel. Die Flasche platzt, das Tuch fällt - und der Taufname des neuen Bauteils kommt zum Vorschein: „Petronela“.
Dass damit eine langjährige Tradition weitergeführt wird, erklärt später Rainer Jansen, Montageleiter des Anlagenbauers Hitachi Zosen Inova Steinmüller (HZIS). Eine Dampftrommel sei vom Artikel her weiblich. Seit jeher werden diese Teile deshalb nach Frauen benannt.
Einer der spektakulärsten Hübe
Thomas Feilenreiter aus der Geschäftsleitung von HZIS gibt im Anschluss an die Taufe stolz bekannt: Die Trommel sei bei einem Durchmesser von etwa zwei Metern fast zehn Meter lang und wiege an die 17 Tonnen. Vergleichen ließe sich das Gewicht mit einem Reisebus.
Abgesehen von ihrer immensen Größe sei „Petronela“ aber auch in Sachen Funktion von erheblicher Relevanz. Ein Müllkessel ohne Dampftrommel zu betreiben, das sei „wie ein Auto ohne Motor zu fahren“, scherzt Feilenreiter.
Dann geht es los. Langsam aber sicher hebt Wotan die Trommel an. „Das ist einer der spektakulärsten Hübe, die wir zu bieten haben“, erzählt Feilenreiter dabei in Bezug auf die Montage des Müllkessels 5.
Grommes ist mit Blick auf die schwebende Trommel glücklich mit dem Verlauf der Modernisierung am GML. Die Arbeiten am Kessel 5 liefe nun seit Juni. In einigen Wochen seien dann alle Bauteile drin, berichtet er. Bis der Müllkessel jedoch betriebsbereit sei, dauere es noch bis Ende nächsten Jahres. Zuvor müsse er auf Funktion und Sicherheit ausreichend geprüft werden.
„Blinder“ Kranfahrer
Oben auf dem Dach auf rund 30 Meter Höhe hat „Petronela“ ihr Ziel fast erreicht. Jetzt gehe es darum, die Trommel Millimeter für Millimeter in die richtige Position zu bringen, erklärt Jansen. Der Kranfahrer von Wotan sei dabei „blind“. Von seiner Position aus könne er nicht mehr sehen, was er steuert. Deswegen werde er per Funk angewiesen.
Nach einigen Ausrichtarbeiten gleitet die neue Dampftrommel mit einem dumpfen Geräusch auf ihren vorgesehenen Platz. Jansen ist sichtlich froh, dass alles reibungslos funktioniert hat. „Das ist nicht nur einfach ein Stück Metall. Das ist das Wichtigste der ganzen Anlage“, sagt er. Im Anschluss geht es dann ans exakte Ausrichten und erste Schweißarbeiten. Danach wolle man laut Jansen aber beim gemeinsamen Grillen „rustikal feiern“.
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