Umweltschutz

"Pures Gold" in Ludwigshafen: Unterwasserausstellung mit Plastikmüll

Im ehemaligen Hallenbad Nord in Ludwigshafen möchte eine Unterwasserausstellung für weggeworfenes Plastik sensibilisieren. Das Besondere: Der Müll glänzt goldfarben

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Goldener Stiefel als Symbol für die Wegwerfgesellschaft. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Im ehemaligen Hallenbad Nord sang der Schwegenheimer Chor „Spirit of Sounds“ am Samstagnachmittag um kurz nach 17 Uhr den Gospel-Song „Amen“. Die 40 Besucher hörten andächtig zu. Der Anlass für das kleine Konzert in der LUcation, so der Name des städtischen Baudenkmales, war die Vernissage der neuen Unterwasser-Ausstellung „Pures Gold“. Es handelt sich dabei um eine Ergänzung zur vorhandenen Dauerausstellung des Clean River Projekts.

Weggeworfenes hat einen Wert

Mehrere Bilder des Künstlers Stephan Horch, der dem Projekt vorsteht, die Müll zum Thema haben, schwimmen im Wasser des Bads. Dazu sind nun acht Gegenstände gekommen, die aus einem Gewässer geholt wurden. Das Besondere: Die Fundstücke wurden mit Goldfarbe präpariert. „Damit soll weggeworfener Wert, der in ihnen steckt, symbolisieren werden“, erklärte Franziska Braunschädel, die Zweite Vorsitzende des Clean River Project, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, über Missstände in der Kreislaufwirtschaft aufzuklären und die Wahrnehmung bei den Menschen von Plastik verändern will.

Umweltdezernent Alexander Thewalt (links) und GML-Geschäftsführer Thomas Grommes erläutern das Projekt mit Fundstücken aus Rhein und Mosel. © Christoph Blüthner

Der Kunststoff galt nach einer Erfindung in den 1950er Jahren lange schick, sauber und modern. Plastik wurde sogar als wertvoll betrachtet. „Doch heute ersticken Meerestiere an Einwegtüten“, betonte Horch. Deshalb gehöre Plastik eben nicht in die Natur.

„Wir möchten, dass Umweltschutz erlebbar wird“, machte bei der Vernissage Thomas Grommes klar, Geschäftsführer der Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH (GML), die das als Löschwasser-Reservoir genutzte Hallenbad mehrmals im Jahr für Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst und Kultur zur Verfügung stellt.

Für die Ausstellung wurden die vergoldeten Fundstücke permanent unter Wasser platziert. Das „Pure Gold“ ist vom Beckenrand aus erkennbar. Doch zusätzlich können die Besucher dank einer Video-„Unterwasser-Besichtigung“ die Perspektive der Wasser-Lebewesen einnehmen, die durch weggeworfene Abfälle geschädigt werden.

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Die vergoldeten Objekte sind bei Aufräumaktionen in den vergangenen beiden zwei Jahren an Mosel, Rhein und Spree gefunden worden. Zwei Fundstücke stammen von einer Sammelaktion, die im August rund um den Ludwigshafener Begütenweiher stattfand. Da ist zum Beispiel der Rotor einer Drohne oder die Giraffen-Figur. Auch der goldene Stiefel steht als Symbol für die Wegwerfgesellschaft von heute.

Umweltschäden verhindern

Alexander Thewalt, Bau- und Umweltdezernent der Stadt Ludwigshafen und zugleich Schirmherr der Ausstellung, erklärte, dass man über Herkunft der Objekte nichts wisse. Aber das muss man auch nicht. Denn die Objekte im Wasser machen deutlich, um was es dem Projekt geht.

Projektidee

  • Das Clean River Project ist ein mehrfach ausgezeichnetes Umwelt-, Kunst- und Bildungsprojekt, das sich bundesweit für saubere Flüsse und Meere einsetzt und sich zum Ziel gemacht hat, die Plastikmüllverschmutzung zu senken. Herzstück ist die kreative Inszenierung des beim Paddeln gesammelten Plastikmülls.
  • Seit 2016 stellt die GML das ehemalige Hallenbad Nord für Veranstaltungen bereit.

Künstler Stephan Horch wurde per Video zugeschaltet und machte noch einmal darauf aufmerksam, dass nur wenn der Umgang mit Kunststoffen neu gedacht wird, die Industrie die Produktion verringert und die Menschen bewusster handeln, können die großen Umweltschäden besonders in den Flüssen und Meeren verhindert werden. Der 49-jährige Horch ist ausgebildeter Krankenpfleger und Hobby-Kajak-Fahrer. Er sammelte mit seinem Boot auf einer Strecke über 450 Kilometer von Koblenz über die Mosel und den Rhein bis an den Nordsee in 13 Tagen diverse Objekte aus dem Wasser, die eben die Grundlagen für die Dauer- und Unter-Wasserausstellungen bilden. „Ich fühle mich tief mit dem Meer verbunden und freue mich wirklich über jedes Plastikobjekt, das nicht im Meer landet. Alle Menschen , die ich mit dem Projekt zum Handeln bewegen kann, erfreuen mich und motivieren mich weiterzumachen.“

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Die Organisatoren ließen bei der Vernissage noch ein Video der Sängerin Johanna Amelie über einen über dem Becken angebrachten Bildschirm ausstrahlen. „Umweltschutz ist einfach sehr wichtig“, sagte sie und trug dann extra ein selbst geschriebenes per Leinwand-Zuschaltung vor. Bei der Wanduhr im ehemaligen Hallenbad sind die Zeiger bei kurz vor 12 stehen geblieben, Dies passte zu der Botschaft der Ausstellung „Pures Gold“. Denn es bedeutet: Es muss jetzt gehandelt werden, bevor es zu spät ist.

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