Ludwigshafen. Wohnraum, Nahversorgung und Kitaplätze – all das wird dringend benötigt im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof. Da kommt ein Projekt wie gerufen, das alle drei Komponenten miteinander vereint. Die Pläne der FBW Gruppe aus Dreieich und des Architekturbüros Melachrinos und Schlitt aus Mainz sehen genau das für das derzeitige Gelände der Firma Saint-Gobain Isover in der Bürgermeister-Grünzweig-Straße vor. Wie berichtet, sollen dort 220 Wohnungen, ein Rewe-Vollsortimenter sowie eine Kindertagesstätte entstehen. Nach der Vorstellung des Vorhabens zuletzt im Ortsbeirat hat der Bau- und Grundstücksausschuss am Montag mit dem Einleitungsbeschluss für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan sowie mit einer Teiländerung des Flächennutzungsplans den Weg für das Projekt frei gemacht.
Nach Angaben von Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) wurde das Gelände an die FBW Gruppe, einen Projektentwickler mit 60 Mitarbeitern, veräußert. In enger Abstimmung mit der Verwaltung seien die Pläne dann entwickelt worden. „Wir haben hier die Chance auf eine ganz tolle Entwicklung“, betonte sie. Nach der Schließung des Rathaus-Centers und der dortigen Rewe-Filiale sei die Stadt lange auf der Suche nach einem Areal für einen Nahversorger gewesen, das Saint-Gobain-Grundstück eigne sich dafür hervorragend. „Der Stadtteil braucht das dringend, genauso wie neue Kitaplätze“, so die Rathauschefin. Die Fläche nördlich des Friedensparks sei als Fortführung der künftigen City West eine „zukunftsträchtige Ecke der Stadt“.
Firma will in der Stadt bleiben
Etwas Verwirrung gibt es allerdings um die Zukunft des Standorts von Saint-Gobain Isover. Steinruck berichtete, dass die Firma der Stadt zunächst den Rücken kehren wollte, sich dann aber umentschieden habe. „Gemeinsam sind wir nun auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Die 200 Mitarbeiter werden der Stadt erhalten bleiben“, sagte sie. Dieses Ziel bestätigt auf Anfrage auch ein Unternehmenssprecher. „Wir sind seit einigen Jahren nicht mehr Eigentümer, sondern Mieter am Standort Ludwigshafen. Die Arbeitsplätze sollen in Ludwigshafen bleiben, und wir werden rechtzeitig ein attraktives Verwaltungsgebäude für Saint-Gobain mit Auslauf des Mietvertrages suchen“, sagte er. Der aktuelle Mietvertrag läuft noch bis zum Jahr 2025.
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Die Details des Projekts stellte Architekt Evaggelos Melachrinos vor. Demnach geht es um eine Fläche von 12 000 bis 13 000 Quadratmetern, die aktuell überwiegend mit Gewerbe versiegelt ist. Da Wohnen die künftige Hauptnutzung sein soll, ist die Änderung des Flächennutzungsplans erforderlich. Errichtet werden sollen zwei rund 20 Meter hohe, sechsgeschossige Blöcke, von denen der näher zur Hochstraße Nord liegende einen rund 35 Meter hohen Turm bekommen soll. Im Erdgeschoss sind der Vollsortimenter mit 1500 Quadratmetern und die dreigruppige Kita mit 75 Plätzen vorgesehen. „Die Wohneinheiten darüber sollen zwei bis fünf Zimmer haben“, so Melachrinos. Die Dachfläche des Rewe-Marktes soll begrünt werden und für die Anwohner als Innenhof nutzbar sein.
Abriss ab 2025
Da sich das Projekt noch in der Vorplanung befinde, seien noch einige Anpassungen denkbar. So ist etwa noch offen, ob es eine oder zwei Tiefgaragen geben wird. „Wir wollen das Parken aber auf jeden Fall aus dem öffentlichen Verkehrsraum rausnehmen“, so der Architekt. Nach den aktuellen Plänen könnte der Abriss der Bestandsgebäude im Jahr 2025 beginnen. Die Fertigstellung der neuen Wohnanlage mit Nahversorgung und Kinderbetreuung ist für Ende 2028 vorgesehen.
Die Fraktionen begrüßten die Pläne fast einhellig. Sylvia Weiler sprach für die SPD von einer „enormen Aufwertung“ des Quartiers. Christoph Heller (CDU) bewertete das Projekt als optimale Verlängerung der künftigen City West – „das passt genau“. Er sei aber auch sehr erleichtert, dass die Arbeitsplätze von Saint-Gobain in Ludwigshafen erhalten bleiben sollen. „Eine Abwanderung hätte wehgetan.“
Gisela Witt (Grüne im Rat) sprach auch von einem „Super-Projekt“. „Wir wissen, wie es um Wohnraum und Kitaplätze steht.“ Thomas Schell (FDP) begrüßte das Vorhaben ebenfalls. „Wir sind froh, dass noch Unternehmen an die Stadt glauben. Darauf sind wir angewiesen“, betonte er. Jens Brückner (Forum und Piraten) freute sich über den „Dreiklang“ aus Wohnen, Nahversorgung und Betreuung. „Das ist absolut notwendig.“ Einzig Bernhard Wadle-Rohe enthielt sich bei der Abstimmung angesichts eines „großen Investorenprojekts“, bei dem er die Sozialquote für den Wohnungsbau vermisste. Die Sozialquote werde aber über die Kindertagesstätte erfüllt, hieß es von der Verwaltung.
Mirko Varajic, Projektentwickler bei der FBW Gruppe, sagte in der Sitzung, dass er an den Standort Ludwigshafen glaubt. „Wir haben hier ein schönes Grundstück gefunden.“
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