Ludwigshafen. Die Ludwigshafener Bildungslandschaft stand in den vergangenen Monaten mehrfach im Fokus der Öffentlichkeit. Stellvertretend für die tiefreichenden Probleme wurde dabei die Situation an der Gräfenauschule im Stadtteil Hemshof beleuchtet, in der nun schon in zwei aufeinanderfolgenden Jahren eine beachtliche Anzahl von Erstklässlern wegen massiver Defizite nicht versetzt wurde.
Es mangelt oftmals schon an den sprachlichen Voraussetzungen, um die Unterrichtsinhalte aufzunehmen und sich zu beteiligen. Mehr als 90 Prozent der Schüler an der Gräfenauschule haben einen Migrationshintergrund. An anderen Grundschulen, die nicht derart in der Öffentlichkeit standen, ist die Situation nicht viel besser.
Schulen in Ludwigshafen - das sagt die ADD dazu
Da ist es naheliegend, dass die Probleme der Grundschulen etwas zeitversetzt auch an den weiterführenden Schulen in der Stadt anbranden. Diesbezüglich ließ eine Information aufhorchen, die diese Redaktion aus eben diesen Kreisen erreichte: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier plane, sämtliche weiterführenden Schulen in Ludwigshafen zu Schwerpunktschulen umzuwandeln. Also in Bildungseinrichtungen, in denen Jugendliche mit besonderem Förderbedarf betreut werden. Einen kaum zu stemmenden Personalaufwand werde das für die Stadt nach sich ziehen, und dabei sei Letztere in die Pläne der Aufsichtsbehörde des Landes noch nicht einmal eingeweiht. Die Aufregung in den Schulen sei groß.
Was ist dran an diesem Szenario, das man getrost als Bildungsbeben in der Chemiestadt bezeichnen könnte? „Diese Informationen sind nicht zutreffend“, sagt eine ADD-Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion. Es sei keinesfalls die Absicht der Behörde, sämtliche weiterführenden Schulen in Ludwigshafen zu Schwerpunktschulen zu machen - erst recht nicht kurzfristig.
Zutreffend sei aber, dass es auf Ebene der Realschulen eine interne Besprechung gegeben habe, in der über unterschiedliche Modelle geredet werden sollte. Demnach sei es durchaus eine langfristige Bestrebung der ADD, gerade im Realschulbereich in Ludwigshafen mehr Schwerpunktschulen zu haben.
Das Ganze werde aber nicht von heute auf morgen möglich sein. „Keine Realschule plus in Ludwigshafen wird nach aktuellem Stand zum kommenden Schuljahr eine Schwerpunktschule“, betont die Sprecherin. Bislang gebe es in der Stadt acht Schwerpunktschulen, fünf im Grundschulbereich, dazu die drei Integrierten Gesamtschulen. „Gymnasien sind im Land bislang keine Schwerpunktschulen“, stellt sie klar.
Keine konkreten Gespräche zwischen ADD und Stadt Ludwigshafen
Mit der Stadt stehe die ADD dabei in „regelmäßigem Dialog“ zur Schulentwicklung. Auch Fragen des erhöhten Personalaufwands würden dabei besprochen. „Auswirkungen auf die Ausstattung mit Schulsozialarbeit hat die Entwicklung einer Schule zur Schwerpunktschule primär nicht, vielmehr ist die Versorgung der Schule mit Förerschullehrkräften erforderlich“, erläutert die Sprecherin. Da keine Schule quasi über Nacht zur Schwerpunktschule werde, handele es sich dabei um einen kontinuierlichen Prozess über mehrere Jahre.
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
Die Stadt Ludwigshafen weist auf Anfrage darauf hin, dass die Einstellung und Finanzierung von Förderschullehrern in Rheinland-Pfalz ohnehin in der Zuständigkeit des Landes liege. Die klamme Stadtkasse würde durch eine Erhöhung der Anzahl von Schwerpunktschulen in Ludwigshafen also nicht zusätzlich belastet werden. Ob eine Bildungseinrichtung zur Schwerpunktschule werde, unterliege ebenfalls der Entscheidungshoheit des Landes. „Das Land und die Stadt stimmen sich nach den Vorgaben des Schulgesetzes zu Fragen der Schulentwicklung intensiv ab“, sagt eine Rathaus-Sprecherin. „Das setzt im Einzelfall voraus, dass konkrete Absichten oder Planungen zu bestimmten Themen vorliegen. Dies ist, nach unserer Kenntnis, im Hinblick auf eine Ausweitung der Schwerpunktschulen in den Realschulbereich aktuell nicht der Fall.“
Konkrete Gespräche zwischen der ADD und der Stadtverwaltung scheinen in dieser Sache also noch nicht stattgefunden zu haben. Aus diesem Grund hält sich die Verwaltung mit einer Bewertung des Vorhabens auch zurück. „Es gibt verschiedene Ansätze, die denkbar wären, den Herausforderungen im Hinblick auf die Situation an den Schulen in Ludwigshafen zu begegnen“, heißt es vage aus dem Rathaus.
Die Stadt werde sich konstruktiv einbringen, wenn Vorschläge des Landes vorliegen. „Da uns bisher keine konkreten Pläne im Hinblick auf die Gestaltung der Schwerpunktschulen bekannt sind, möchten wir uns nicht im Vorfeld an einer Debatte beteiligen, für die es noch keine Grundlage gibt.“ Früher oder später wird daran angesichts der Probleme jedoch kein Weg vorbeiführen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-was-folgt-aus-der-krise-an-der-ludwigshafener-graefenau-schule-_arid,2229130.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-graefenauschule-in-ludwigshafen-37-von-147-erstklaesslern-muessen-das-jahr-wiederholen-_arid,2217377.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-migrationsanteil-an-zwei-schulen-in-ludwigshafen-ueber-90-prozent-_arid,2215531.html