23 Tonnen am Haken waren eine Leichtigkeit

Warum es beim Abbau eines Schwerlastkrans in Ludwigshafen Probleme gibt

Dank des 95 Meter hohen Krans, einer Spezialanfertigung, konnte die Modernisierung des Müllheizkraftwerks in Ludwigshafen planmäßig erfolgen. Die Demontage verläuft indes nicht ganz reibungslos

Von 
Thomas Schrott
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Der Spezialkran "Wotan" am GML-Gelände soll nun abgebaut werden, es gibt jedoch Hindernisse. © Michael Ruffler

Ludwigshafen. Drei Jahre lang hat der 95 Meter hohe Schwerlastkran die Silhouette am Rande der Ludwigshafener Innenstadt geprägt. Dank der Spezialanfertigung mit Namen Wotan konnte die rund 100 Millionen Euro teure Modernisierung der Müllheizkraftwerks planmäßig erfolgen. Immense Lasten wie etwa eine 23 Tonnen schwere Dampftrommel hievte der Kran über das Betriebsgelände in den neuen Müllbunker der Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH (GML) - ohne große Störungen.

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Nicht ganz reibungslos verläuft indes die Demontage des roten Krans am Dienstag. Wegen starker Böen verzögern sich die Arbeiten immer wieder und sollen auf Mittwoch verschoben werden, so die Auskunft am späten Nachmittag. "Bei Windstärke sechs bis sieben geht leider nichts", bedauert GML-Geschäftsführer Jochen Schütz, der am Vormittag auf einer Plattform in 34 Metern Höhe kräftig durchgeblasen wird.

Aufmerksam blickt er zu drei Mitarbeitern in der Krankabine hinüber, die mit vorbereitenden Maßnahmen begonnen hatten. Aber die entscheidenden Handgriffe wie Seile und Bolzen lösen sind angesichts kräftiger Winde nicht möglich. Immerhin kann ein kleinerer Kran damit beginnen, die insgesamt 90 Tonnen Gegengewichte für Wotan zu entfernen.

Zwei Blitzeinschläge erfordern schnelle Reparaturen

Binnen zwei Tagen, so der eng getaktete Zeitplan, sollte der Spezialkran abgebaut sein. Für einen gewissen Druck sorgt indes der bereitstehende Tieflader. Das Spezialfahrzeug, das den 55 Meter langen Ausleger samt Drehkreuz und Kabine nach Berlin bringen soll, hat nur für die Nacht auf Mittwoch eine Nachtfahrt-Genehmigung. "Und eine neue Genehmigung ist nicht so schnell einzuholen", erläutert Schütz die Situation.

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Insgesamt rund 1500 Arbeitsstunden hatte der Riesenkran der BBL Baumaschinen GmbH aus dem saarländischen Friedrichsthal auf dem eng bebauten GML-Gelände geleistet.
Unfälle oder große unliebsame Überraschungen gab es nach Unternehmensangaben nicht. "Zweimal schlug indes ein Blitz in den Kran ein und beschädigte Elektronikteile, die aber binnen weniger Stunden repariert werden konnten", berichtet der GML-Geschäftsführer.

Spektakulärer Einsatz als Konsequenz aus einem Großbrand

Spektakulär war sein Einsatz im Oktober 2023, als er die 23 Tonnen schwere und zehn Meter lange Dampftrommel über eine Entfernung von fast 40 Metern in den Müllkessel 5 hievte. Dies war deshalb nötig, weil die Trommel, die im Betrieb einen Druck von 42 bar aushalten muss, nicht im Kesselhaus verschweißt werden konnte.

Ebenfalls viel Aufsehen weckte das Einsetzen einer 40 Meter langen Seitenwand, die den neuen Müllkessel zur viel befahrenen Bahnlinie abschließt. Ungewöhnlich war auch, dass die Seitenwand aus Stahlbeton gefertigt wurde. Dies war eine Konsequenz aus dem Großbrand 2010, als nach dem Feuer im stark beschädigten Müllkessel der Zugverkehr wochenlang eingestellt werden musste und viele neue Auflagen umzusetzen waren.

Neue Anlage soll 2025 in Betrieb gehen

Der für einen Millionenbetrag gemietete Spezialkran kann nun abgebaut werden, weil sich die Modernisierung der beiden Müllkessel dem Ende neigt. "Derzeit laufen noch letzte Rohrarbeiten mit Isolierung und Einbau der Sensorik", sagt der Geschäftsführer. Nach einem Probetrieb im Herbst soll die neue Anlage 2025 voll in Betrieb gehen. Einen Eindruck von der Rieseninvestition können sich Interessierte aber schon früher verschaffen.
Die GML, die jährlich 210 000 Tonnen Abfall aus der gesamten Vorderpfalz sowie aus dem Bereich Worms-Alzey und Kaiserslautern verbrennt und dadurch teilweise Fernwärme erzeugt, lädt am 13./14. Juni zu zwei kostenlosen Führungen - eine davon sogar nachts. Von Wotan ist dann alles verschwunden - bis auf eine Ausnahme: Seine 200 Tonnen Fundament blieben im Erdreich, es wäre viel zu aufwendig, dieses zu entfernen.

Redaktion MM-Redakteur seit 1984, zuständig für den Bereich Ludwigshafen - mit all seinen Facetten

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