Ludwigshafen. Spachtel und Pinsel statt Longdrinks und flotte Beats - die bekannte Ludwigshafener Großraumdisco Musikpark am Berliner Platz ist derzeit für mehrere Wochen geschlossen. Grund dafür sind umfangreiche Umbauarbeiten, wie Geschäftsführer Michael „Mike“ Gebhardt im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Als diese Redaktion ihn am Telefon erreicht, steht er gerade selbst auf der Leiter und packt in seinem Laden mit an. „Der Dancefloor im Hauptbereich wird komplett umgestaltet“, verrät er, was sich aktuell hinter verschlossenen Türen tut. Insgesamt 250 000 Euro werden am Standort Ludwigshafen investiert, um den Musikpark für die Anforderungen dieser Zeit zu rüsten.
Wie sich der Stil im Musikpark Ludwigshafen ändern soll
Denn die Diskothek sei durchaus in die Jahre gekommen, berichtet Gebhardt. „Wir werden in diesem Jahr 18, also gewissermaßen volljährig“, sagt er und lacht. Da sei es höchste Zeit, einen großen Teil der Innenausstattung und Dekoration auszumisten. Einher geht damit ein kompletter „Themenwechsel“ für die größte der drei Tanzflächen in dem Club. Denn bislang waren die Wand- und Deckenverkleidung dort im barocken Stil gehalten, hatten die Anmutung historischer Gemälde mit Putten-Engelchen und goldenen Rändern. „Das kommt alles raus“, sagt Gebhardt. Der Saal soll anschließend im Industrial Style daherkommen, also angelehnt an industrielle Strukturen wie Fabriken oder Lagerhallen.
„Nach all den Jahren hat man sich etwas sattgesehen“, begründet Gebhardt den Imagewandel. Auch andere Discos der Music-Park Concepts GmbH, zu der der Ludwigshafener Club gehört, seien in den vergangenen Jahren modernisiert worden. Das betrifft auch die Licht- und die Musikanlage, die komplett ausgetauscht werden. „Daneben gehen wir auch energetisch an die Sache ran, stellen alle restlichen Leuchten auf LED um“, sagt der Geschäftsführer. So sollen Kosten gesenkt und der CO2-Ausstoß minimiert werden.
Weitere Schließung 2024 zur Umgestaltung des Rittersaals in dem Club
Am ersten Augustwochenende wurde im Musikpark am Berliner Platz letztmals gefeiert. Die Wiedereröffnung ist für den 22. September geplant. Die Zeit des Jahres habe man für die mehrwöchige Schließung bewusst ausgesucht. „Es war teilweise sehr warm, da gehen die Leute ohnehin eher nicht in Clubs“, sagt Gebhardt. Zudem sei es die Zeit der Kerwen und Weinfeste, die Feierwütigen hätten also viele Alternativen an der frischen Luft.
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Fertig wird der Umbau in diesem Sommer jedoch noch nicht. „Wir brauchen im kommenden Jahr vermutlich noch einmal ein paar Wochen“, kündigt Gebhardt an. Denn dann soll auch der Rittersaal runderneuert werden. Die angestaubte mittelalterliche Aufmachung wird dann in einen Ibiza-Bereich umgewandelt. „Wir müssen thematisch immer am Ball bleiben. Es wird Zeit, dass auch dort etwas passiert.“ Inhaltlich nicht gerüttelt wird indes am Schlager-Floor mit seiner Stadl-Aufmachung. Und auch im Soul-Club und Lounge-Bereich wird höchstens etwas neue Farbe aufgebracht.
Zahl der Diskotheken deutschlandweit rückläufig
Mit der saftigen Investition setzt das Unternehmen bewusst ein Zeichen gegen das zunehmende Clubsterben in Deutschland. Denn auch Gebhardt kennt natürlich die Entwicklung der Branche und die Zahlen. Daten des Statistischen Bundesamtes veranschaulichen, dass die Anzahl reiner Diskotheken und Tanzlokale in der Zeit von 2011 bis 2021 von 2259 auf 864 zusammengeschrumpft ist.
Ein Schaubild der Online-Plattform Statista zeigt zudem, dass sich das Ausgehverhalten der Deutschen in den vergangenen Jahren durchaus verändert hat. Nur 5,5 Prozent der über 14-Jährigen ging demnach 2021 noch mehrmals monatlich in einen Club oder eine Disco. Im Jahr 2017 waren es immerhin noch etwas mehr als neun Prozent. Gebhardt führt das vor allem auf die Corona-Pandemie zurück.
Musikpark Ludwigshafen: Deutschrap-Größe als Stargast kurz nach der Wiedereröffnung
Dennoch sei man mit dem Standort Ludwigshafen noch „sehr zufrieden“. „Es ist aber einfach nicht mehr so wie früher, wo hier 3000 Leute vor dem Eingang Schlange standen“, sagt er. Dabei leide man als Disco auch darunter, wenn in einer Stadt im Nachtleben sonst nicht viel geboten sei und generell weniger Menschen unterwegs seien, sagt er.
Gerade deshalb werde man aber an dem Konzept mit drei Floors mit unterschiedlichen Musikrichtungen festhalten. Darin könne sich jeder wiederfinden, so Gebhardt. Eine Verkleinerung des Musikparks steht daher nicht zur Debatte.
Und vielleicht helfen ja prominente Gäste dabei, die Auslastung wieder deutlich zu erhöhen. Eine Woche nach der Wiedereröffnung, am 29. September, ist gleich mal ein Schwergewicht der deutschen Rapszene zu Gast: Kollegah wird einen Auftritt in Ludwigshafen hinlegen.
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