Ludwigshafen. Seit Ende 2021 klafft in der Ludwigshafener Innenstadt eine Nahversorgungslücke. Gerissen wurde sie durch die Schließung des Rathaus-Centers. Denn der Rewe-Markt im Norden des Einkaufszentrums war insbesondere für viele Menschen aus dem Hemshof eine wichtige Anlaufstelle, um Lebensmittel einzukaufen. Gerade für ältere Bewohnerinnen und Bewohner der Nördlichen Innenstadt ergeben sich nun deutlich weitere Wege zum nächsten Supermarkt. Die Grünen im Ortsbeirat kritisieren schon länger, dass von einer seitens der Stadt versprochenen Alternative noch nichts zu sehen sei. „Von der Verwaltung werden wir seit zwei Jahren regelmäßig vertröstet. Erreicht wurde bisher nichts“, kritisiert Gisela Witt, die auch für die Grünen im Stadtrat sitzt. „Das Problem war voraussehbar. Für alle, die in der Nähe des Rathaus-Centers leben, ist die Situation sehr unbefriedigend.“
Das bestätigt auf Anfrage der Ortsvorsteher der Nördlichen Innenstadt, Osman Gürsoy. „Wir haben derzeit alles andere als einen optimalen Zustand. Insbesondere für Seniorinnen und Senioren sowie für Menschen mit Handicap“, sagt er. Der nächste Supermarkt befinde sich am nördlichen Ende der Prinzregentenstraße – für Menschen, die nicht mehr so flott zu Fuß sind, ein ordentliches Stück.
Gespräche mit Eigentümern
Großartige Hoffnungen auf eine baldige Lösung macht sich Gürsoy jedoch nicht. „Ich bin etwas ratlos, wann wir einen neuen Markt bekommen. Dieses Jahr kann ich mir das nicht vorstellen“, sagt er. Das liege in erster Linie daran, dass im Hemshof als historisch gewachsenem Stadtteil kaum beziehungsweise gar keine geeigneten Flächen frei seien. „Wir haben keine Neubaugebiete wie in Ruchheim oder Oggersheim, wo man dann einfach einen Nahversorger mitplanen kann.“ Er befinde sich jedoch in ständigem Austausch mit der Stadtentwicklung, berichtet der Ortsvorsteher. Ziel sei es, mit einem Privatinvestor eine Lösung zu finden.
Auch die Verwaltung weist auf Anfrage auf die Schwierigkeiten bei dem Vorhaben hin. „Da die Stadt über keine eigenen Flächen verfügt, die für einen neuen Supermarkt im Hemshof geeignet sind, ist die Kooperation mit privaten Grundstückseigentümern notwendig“, teilt ein Sprecher mit. „Der Verwaltung ist bewusst, dass diese Situation für alle Betroffenen im Hemshof nicht einfach ist.“ Daher betreibe die Stadt auch weiterhin „sehr intensiv“ die Suche nach einer neuen Einkaufsmöglichkeit und habe inzwischen auch schon positive Signale von Supermarktketten erhalten. Es seien bereits Gespräche mit möglichen Marktbetreibern und privaten Eigentümern geführt worden. „Sobald eine tragfähige Lösung bekannt ist, wird die Öffentlichkeit informiert“, berichtet der Sprecher.
Um die Situation zu verbessern, sei die Stadt auch darum bemüht, bereits bestehende Einzelhandelsbetriebe im Stadtteil zu unterstützen und neue Betriebe anzusiedeln, so der Rathaussprecher.
Auch für Birgitta Scheib, Vorsitzende des Ludwigshafener Seniorenrats, waren die Probleme bereits im Vorfeld der Rathaus-Center-Schließung absehbar. „Es war von vornherein klar, dass wieder die Menschen die Leidtragenden sein werden, die nicht so mobil sind“, betont sie. Perspektivisch befürchtet sie, dass durch den Bau der Helmut-Kohl-Allee der gesamte Stadtteil Nord/Hemshof abgehängt werden könnte.
Nachbarschaftshilfe weiter aktiv
Ortsvorsteher Gürsoy weist darauf hin, dass es im Hemshof zumindest noch einen Bioladen und mehrere türkische Lebensmittelgeschäfte gebe. Während der Pandemie habe sich im Stadtteil eine Initiative zur Einkaufshilfe für ältere Menschen gebildet. „Das wird auch jetzt noch rege genutzt“, lobt der Ortsvorsteher die Hilfsbereitschaft und das Miteinander im Stadtteil. Doch auch ihm ist bewusst: „Damit erreichen wir aber sicher nicht alle Menschen, die vielleicht auf Hilfe angewiesen wären.“
Auch Gürsoy muss letztlich einräumen: „Man hat es etwas verschlafen, bei diesem Thema frühzeitig Abhilfe zu schaffen.“ Die Grünen im Ortsbeirat verlangen ein rasches Ende der Hängepartie. Denn sie sehen für die Bewohnerinnen und Bewohner des südlichen Hemshofs derzeit eine „massive Einschränkung der Lebensqualität“.
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