Ludwigshafen. Auf dem Bürgersteig in der Philipp-Scheidemann-Straße reihen sich Grablichter, Kerzen und kleine Engelsfiguren aneinander. Blumensträuße wurden abgelegt. Weiße Rosen, auch rote. An einen Pfeiler gelehnt, steht ein eingerahmtes Foto eines Mannes. „Du bist unser Held“ ist handschriftlich auf einen Zettel geschrieben, der daran befestigt ist. Das Bild zeigt einen der Männer, die bei der brutalen Messerattacke am Dienstag im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim getötet worden sind. Er wollte, das wird am Donnerstag bekannt, seinem jüngeren Begleiter zur Hilfe eilen – und bezahlte das mit seinem Leben. Mit welcher Brutalität der Angreifer dabei vorging, geht aus der neusten Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft hervor.
Hinweise
Zur weiteren Aufklärung des tödlichen Messerangriffs von Oggersheim bittet die Polizei um Zeugenhinweise.
Wer Videos und Fotos aufgenommen hat, kann diese unter rlp.hinweisportal.de an die Polizei senden. Wer Aufnahmen im Internet verbreitet, kann sich strafbar machen.
Daneben werden Hinweise auch telefonisch entgegengenommen unter der Nummer 0621/963-26 25. jei
Nach deren Erkenntnissen traf der 25-jährige Angreifer am Dienstag gegen 12.20 Uhr aus „bislang noch ungeklärten Umständen“ auf den 20-Jährigen und den 35-Jährigen, die dort gemeinsam unterwegs waren. „Der Beschuldigte griff den 20-Jährigen unvermittelt an und stach mit einem Messer auf ihn ein. Dabei ging der 20-Jährige zu Boden“, heißt es in der Mitteilung. Der Ältere habe versucht einzugreifen, sei aber ebenfalls schwer verletzt worden, am Hals. Der 35-Jährige ergriff laut Behörden die Flucht, rief um Hilfe, brach aber nach wenigen Metern zusammen.
Nun trennte der Täter nach Erkenntnissen der Polizei einen der Unterarme des 20 Jahre alten Opfers ab und warf diesen auf den Balkon seiner ehemaligen Lebensgefährtin, die in der Nähe wohnt. Anschließend entfernte sich der Mann in Richtung Straßenbahnendhaltestelle Oggersheim.
Von drei Schüssen getroffen
In der Comeniusstraße ging er kurz in eine Bäckerei und anschließend in den daneben gelegenen Drogeriemarkt, wo er unvermittelt ein drittes, 27 Jahre altes Opfer angriff und schwer verletzte. Die ersten Polizeikräfte trafen ein und verfolgten den Täter laut Mitteilung im Drogeriemarkt. Im hinteren Bereich wurde der 25-jährige Verdächtige, ein somalischer Staatsangehöriger, gestellt. „Ein Beamter musste von der Schusswaffe Gebrauch machen und schoss auf den Täter“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Der Angreifer wird drei Mal in den Beinen und am Gesäß getroffen.
Das Motiv der Taten steht nach Angaben der Behörden noch immer nicht eindeutig fest. Laut Mitteilung berichteten mehrere Zeugen, dass der Angreifer bei den Taten unter anderem „Allahu akbar“, also „Allah ist groß“, gerufen haben soll. Aus diesem Grund unterstützen Experten für politisch motivierte Kriminalität vom Landeskriminalamt die Behörden vor Ort bei den Ermittlungen. „Derzeit liegen keine Erkenntnisse vor, dass die Taten mit einem islamistischen oder terroristischen Hintergrund in Zusammenhang zu bringen sind“, heißt es aber.
Auf Nachfrage dieser Redaktion hatte der Frankenthaler Oberstaatsanwalt Kai Hempelmann bereits am Donnerstagvormittag gesagt, dass es im Vorfeld der Tat zu einem Beziehungsstreit zwischen dem 25-Jährigen und seiner ehemaligen Partnerin gekommen sein soll. Diese hatte sich demnach von dem Verdächtigen, der zuletzt in Neustadt an der Weinstraße wohnte und sich mindestens seit 2019 in Deutschland aufhalten soll, getrennt. In diesem Zusammenhang sei der Mann bereits einige Tage vor der Bluttat am Dienstag auffällig geworden und mit der Polizei in Kontakt gekommen.
Haftbefehl eröffnet
Der Verdächtige liegt nach wie vor im Krankenhaus. Ein Ermittlungsrichter eröffnete ihm am Mittwoch den Untersuchungshaftbefehl wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Der 25-Jährige machte keine Angaben zur Sache. Er wird weiter im Krankenhaus medizinisch versorgt und von Justizvollzugsbeamten bewacht. Die Tat hat Ludwigshafen erschüttert, Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck ordnete unmittelbar danach Trauerbeflaggung an.
Auch die Türkisch-Islamische Gemeinde Oggersheim verurteilt die Tat aufs Schärfste, wie aus einer aktuellen Mitteilung hervorgeht. „Als muslimische Gemeinde stehen wir heute solidarisch hinter den Opfern und Hinterbliebenen und positionieren uns somit gegen jede Form von Hass und solcher Gräueltaten. Wir trauern um die Opfer dieses hinterhältigen Angriffs, fühlen mit den Angehörigen und schließen alle in unsere Gebete mit ein.“
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