Soziales

Tafel hofft auf Zuschuss zu Solaranlage

Bei der Sitzung des Sozialausschusses stellte die Ehrenamtsbörse Vehra die aktuelle Situation an den Lebensmittelausgabestellen vor

Von 
Katja Geiler
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Ludwigshafen. Die Geschichte der Tafeln in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte – leider, denn die Menschen, deren Budget nicht für die Versorgung mit Lebensmitteln ausreicht, nimmt zu. Mit ein Grund sind die steigenden Lebenshaltungskosten wie Einkauf, Strom und Heizung. Auf der Sitzung des Sozialausschusses stellte Jürgen Hundemer, Vorstand der Ehrenamtsbörse Vehra, die aktuelle Situation der Tafel in Ludwigshafen vor. Hier dürfen nur nachweislich bedürftige Menschen einkaufen, die an der sogenannten Armutsgrenze leben.

Die Tafel eröffnete im Juni 2005, bei der ersten Ausgabe kamen 27 Personen. Im Jahr 2021 hatte die Tafel insgesamt rund 40 900 Essensausgaben, das waren rund 500 mehr als im Vorjahr. Davon gingen rund 17 500 Ausgaben an Kinder, diese Zahl blieb in beiden Jahren etwa gleich. 2022 rechnet die Tafel mit einer Steigerung. „Wir haben immer mehr Leute, die regelmäßig kommen. Wir fragen uns, wie sich das weiterentwickeln soll. Die Tafel ist kein Vollversorger“, sagte Hundemer. Aus der Ukraine seien in diesem Jahr 300 Leute hinzugekommen, außerdem wird aufgrund der teureren Lebensmittel erwartet, dass mehr ältere Menschen zur Tafel kommen, deren Rente nicht mehr reicht. „Doch auch die Spenden gehen um 18 Prozent zurück, vor allem bei Milchprodukten, da die Supermärkte vieles reduziert verkaufen.“

Im Lauf der Zeit hat sich die Tafel zu einem mittleren Wirtschaftsbetrieb entwickelt, denn vom Ehrenamt allein kann sie nicht existieren. Hauptamtliche haben die Leitung, bis zu 100 Ehrenamtliche arbeiten bei der Warenannahme und -ausgabe. Rund 30 Ehrenamtliche sind als Fahrer oder Koordinatoren der Fahrten im Einsatz. Unterstützung bekommen die Mitarbeiter von Ein-Euro-Jobbern.

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Vier Kühlfahrzeuge sind ständig auf Achse, 40 Lieferanten werden teils täglich, teils wöchentlich oder auf Anruf angefahren. Allein die „Tafelflotte“ kostet im Jahr 25 000 Euro.

Hoher Stromverbrauch

Unglaubliche 20 Tonnen Waren werden wöchentlich transportiert, und hier gibt es einen Wermutstropfen. „20 Prozent der Lebensmittel sind abgelaufen und müssen vernichtet werden, das ist schade“, so Hundemer. Die Lebensmittelvorschriften müssen eben eingehalten werden. Die Zahlen sind trotzdem beeindruckend, zum Beispiel werden rund 18 800 Kisten Brot im Jahr transportiert, die vier Kühlfahrzeuge fahren 59 000 Kilometer. Jährlich werden etwa 14 500 Tafelausweise eingelesen.

Die Ausgaben der Tafel sind immens, die Stromrechnung lag im vergangenen Jahr bei etwa 13 000 Euro, die Reinigungskosten bei 9000. „Es gibt eine Kühltheke und Kühlhäuser für die frischen Produkte, die viel Strom verbrauchen. Die Reinigung ist so wichtig wegen der Hygiene, da wir im Lebensmittelbereich sind“, fügte Hundemer hinzu. Die Personalkosten liegen bei insgesamt 53 000 Euro.

Doch auch das Gebäude der Tafel und der Außenbereich unterliegen einem ständigen Wandel und brauchen Erneuerungen. Seit 2017 fanden daher umfassende Sanierungsmaßnahmen statt: Heizung, Sanitäranlagen, Küche, denn auch die Mitarbeiter brauchen ein entsprechendes Arbeitsumfeld. Die Flotte bekam eine eigene Parkfläche. Die Kosten wurden durch Vehra getragen, durch Spenden, Fördergelder und Eigenkapital wurden mehr als 300 000 Euro investiert.

Die nächste Neuerung steht schon an. Um die Stromkosten zu reduzieren, ist eine Solaranlage für das Dach in Planung, Kosten: bis zu 30 000 Euro. Hundemer erhofft sich insgesamt Unterstützung von der Stadtverwaltung.

Aus dem Sozialausschuss kam Zuspruch für die Pläne der Tafel. „Wir können es jeden Tag der Presse entnehmen, die Zahl der Bedürftigen steigt, es wird noch mehr Kundinnen und Kunden der Tafel geben. Die Verwaltung soll prüfen, ob die Tafel unterstützt werden kann“, meinte Holger Scharff, SPD. Sozialdezernentin Beate Steeg erklärte, sie werde das Anliegen zur Verwaltung mitnehmen, könne jedoch wegen der angespannten Haushaltslage nichts versprechen. Im sozialen Bereich an einer Stelle etwas wegnehmen für eine andere Stelle, sei nicht einfach.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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