IT-Sicherheit

Mutmaßlicher Cyberangriff lässt Ludwigshafener Haushalt wackeln

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck kann „keine Entwarnung“ geben. Der vermutete Hackerangriff auf die Netzwerke der Stadt Ludwigshafen hat auch Konsequenzen für die Politik.

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Bernhard Zinke
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Ludwigshafen kämpft wohl noch länger mit dem mutmaßlichen Cyberangriff auf die Netzwerke der Stadt. © Sebastian Gollnow/dpa

Ludwigshafen. Noch immer herrscht keine Klarheit, ob möglicherweise Hacker in die Netzwerke der Stadtverwaltung Ludwigshafen eingedrungen sind. Alle Daten würden aktuell gescannt, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck zu Beginn der jüngsten Stadtratssitzung am Montag. „Ich kann heute noch keine Entwarnung geben“, sagt sie. Bis alle Daten untersucht seien, könne es noch ein bis zwei Wochen dauern. Immerhin sei seit Montag die Behördennummer 115 wieder in Betrieb gegangen.

Unterdessen hat der mutmaßliche Cyberangriff auf die Stadtverwaltung auch politische Konsequenzen. Möglicherweise kann der Stadtrat den Haushalt für das kommende Jahr nicht mehr rechtzeitig verabschieden. Sie habe sich bereits grünes Licht vom Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als kommunale Aufsichtsbehörde und dessen Stellvertreterin geholt, die Verabschiedung des Haushalts auf 2026 verschieben zu dürfen.

Anzeichen auf einen Cyberangriff haben sich verdichtet

Wegen der abgeschalteten Server können nämlich auch keine geplanten Sitzungen von Ausschüssen und Ortsbeiräten stattfinden. Diese Gremien hätten haushaltsrelevante Themen auf der Tagesordnung gehabt. Eine planmäßige Sitzung sei unter diesen Umständen aber nicht möglich. Die Fraktionsvorsitzenden signalisierten der Oberbürgermeisterin jedoch einhellige Zustimmung, dass zumindest Personalentscheidungen, also etwa die Einstellung von neuen Mitarbeitern, als Eilentscheidung des Stadtrats durchgeführt werden können.

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Wie berichtet, hatten Mitarbeiter der städtischen IT-Abteilung am Donnerstagvormittag Auffälligkeiten in den Netzwerken der Stadt beobachtet. Die Netze seien deutlich langsamer gelaufen. Außerdem hatte es noch weitere Anomalien gegeben, die die IT dazu veranlasste, sofort den Stecker zum Internet zu ziehen. Am Wochenende hatte die Stadt vermeldet: „Die Anzeichen, dass es sich bei dem Vorfall um einen Cyber-Angriff gehandelt haben könnte, haben sich verdichtet.“

IT-Mitarbeiter haben nach Ansicht der Polizei „perfekt“ reagiert

Die Polizeibehörden und das sofort engagierte Internet-Forensik-Unternehmen hätten den IT-Kollegen bescheinigt, dass sie „perfekt“ reagiert hätten, so Steinruck. Dem ausdrücklichen Dank der Oberbürgermeisterin schloss sich der Stadtrat mit Applaus an. „Sie wissen gar nicht, wie froh ich darüber bin, dass ich meinem Nachfolger Klaus Blettner eine solche Stadtverwaltung übergeben kann“, lobte Steinruck.

IT-Bereichsleiter Ralph Bauerschmidt wollte nicht öffentlich über die Sicherheitsmaßnahmen der Verwaltung sprechen, versicherte jedoch, dass keine Daten auf den Servern der Stadt von extern verschlüsselt worden seien. Man komme an alle Daten ran. Es gebe bislang auch keine Hinweise darauf, dass Daten abgeflossen sein könnten, ergänzte Jutta Steinruck.

Umliegende Verwaltungen helfen spontan

Die Verwaltungschefin dankte ausdrücklich auch ihren Amtskolleginnen und -kollegen aus Mannheim, Speyer, Frankenthal und dem Rhein-Pfalz-Kreis für deren spontane Hilfe. Nicht nur hätten Mitarbeiter dort in Büros unterkommen können. Auch halfen die umliegenden Verwaltungen beispielsweise auch beim Kopieren der Unterlagen für diese Stadtratssitzung. Steinruck: „Digitalisierung kann in solchen Momenten zum Fluch werden.“

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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