Prozess in Frankenthal - 48-Jähriger lässt Erklärung zu Messerangriff auf neuen Partner der Ex-Lebensgefährtin verlesen / Sorgerechtsstreit als Auslöser

Messerangriff in Ludwigshafen: Angeklagter beruft sich auf Notwehr

Von 
Julian Eistetter
Lesedauer: 
Der Prozess wird am Frankenthaler Landgericht verhandelt. © Klaus Venus

Ludwigshafen/Frankenthal. Hat Iosif P. im Mai dieses Jahres in Tötungsabsicht mit einem Messer auf den neuen Partner seiner Ex-Freundin eingestochen - oder hat er sich lediglich in Notwehr gegen den aggressiven Kontrahenten gewehrt? Diese Frage wird das Frankenthaler Landgericht an den kommenden Verhandlungstagen im Prozess gegen den 48 Jahre alten Deutsch-Griechen klären müssen. Während die Anklage von der ersten Version ausgeht, hat der Angeklagte selbst am Mittwoch eine andere Geschichte erzählt - und erzählen lassen.

Mehr zum Thema

Justiz

Beziehungstat in Ludwigshafen - 48-Jähriger wegen Messerangriff vor Gericht

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren

Denn über seinen Verteidiger Georgios Kolivas ließ der gebürtige Ludwigshafener eine Erklärung verlesen. Demnach habe P. nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin, mit der er Zwillinge hat, sehr gelitten. Besonders, weil ihm der Kontakt zu den Kindern verwehrt worden sei. So habe er sich häufig an Orte geschlichen, an denen er seine Kinder zu sehen erwartete - etwa zur Wohnung der Großeltern am Danziger Platz oder zur Kindertagesstätte, in die die Zwillinge gingen.

„Auch am 2. Mai wollte er seine Kinder sehen und ging in die Nähe des Hauses der Großeltern“, verlas Kolivas. Aus der Ferne habe er gesehen, wie sein Sohn mit dem Fahrrad gestürzt sei - und nach ihm gerufen. Daraufhin sei der neue Partner der Kindesmutter aggressiv auf ihn zugelaufen, mit erhobener Faust. Um ihn auf Distanz zu halten, habe sein Mandant ein Messer gezogen, da ihm bewusst gewesen sei, dass er dem Kontrahenten körperlich unterlegen war, schilderte der Rechtsanwalt. P. habe das Messer demonstrativ nach oben gehalten, habe jedoch betont, keinen Streit zu wollen.

„Instinktiv zugestochen“

Mit einer plötzlichen Grätsche habe der neue Partner seiner Ex-Freundin den Angeklagten zu Fall gebracht. Nachdem er sich wieder aufgerappelt habe und das Gegenüber erneut zu einer Grätsche ansetzte, habe er „instinktiv zugestochen“. Iosif P. habe jedoch keinen tiefen Stich in die Brust wahrgenommen, sondern gedacht, das Messer sei an der Brust entlanggeglitten. Der Geschädigte sei dann weggekrabbelt und der 48-Jährige hinter ihm her. „Wenn er ihm noch weitere Stiche versetzen hätte wollen, so hätte er es tun können“, betonte Kolivas. Schließlich habe sich die Frau zwischen die Männer gestellt, und der Angeklagte sei aus freiem Willen gegangen. Das Messer habe er in ein Gebüsch geworfen.

Vor der Verlesung dieser Erklärung hatte der Deutsch-Grieche, der in Untersuchungshaft sitzt, über eine Stunde lang über die Vorgeschichte erzählt. Demnach habe er die Mutter seiner Kinder seit der Jugend gekannt, ein Paar seien sie seit 2013 gewesen. Die Kinder kamen 2015 zur Welt. Irgendwann sei die Beziehung in die Brüche gegangen, und plötzlich habe die Frau ihm den Kontakt zu den Kindern verwehrt. Als er einmal bei ihr geklingelt habe, sei der später Geschädigte aus der Wohnung gestürmt und habe ihn angegriffen und geschlagen. In der Folge habe er mehrere Drohanrufe erhalten, dass er sich von Frau und Kindern fernhalten solle.

Es folgten einige Termine beim Kinderschutzbund und beim Familiengericht in Ludwigshafen - laut Aussage des Angeklagten ohne Erfolg. Er sei sich sicher, dass die Kinder durch die Mutter manipuliert worden seien und sich deshalb von ihm entfremdet hätten. Er wolle auch nach der Haft weiter um die Zwillinge kämpfen. Der Prozess wird am 17. November, 10 Uhr, fortgesetzt. Dann sollen der Geschädigte und die Mutter der Kinder aussagen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen