Soziales

Mehr Menschen in Ludwigshafen verschuldet

In Ludwigshafen liegt die Quote derer, die ihre Schulden nicht mehr bedienen können, höher als im Bundesdurchschnitt. Auch die Zahl der Beratungen hat zugenommen.

Von 
Heike Sperl-Hofmann
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Geldscheine, Münzen und Bankkarten liegen auf einem Tisch. Deutschlandweit sind 5,56 Millionen Menschen überschuldet, in Ludwigshafen sind es 21.078. © picture alliance/dpa

Ludwigshafen. Das dreiköpfige Team der Schuldnerberatung im Ludwigshafener Sozialdezernat hatte im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun. Waren es 2023 noch 747 Kontakte zu Klientinnen und Klienten, davon 301 Intensivberatungen, steig die Zahl bis zum 1. Oktober 2024 auf insgesamt 1.085 Kontakte. 584 mal wurden Menschen kurz beraten (Gespräche bis zu einer Stunde) und in 501 Fällen führten die Mitarbeitenden intensivere Beratungen durch. 167 Kundinnen und Kunden gingen in die Privatinsolvenz. Diese Zahlen legte die Schuldnerberatung der Stadt Ludwigshafen in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses vor. Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die das Unternehmen Creditreform vorgelegt hat.

Deutschlandweit sind nach Zahlen des Unternehmens Creditreform 5,56 Millionen Menschen überschuldet. Die sogenannte Überschuldungsquote, also der Anteil der Überschuldeten an der erwachsenen Bevölkerung, lag zum Stichtag bei 8,09 Prozent. Überschuldet bedeutet, dass die Schuldnerinnen und Schuldner ihre Schulden nicht mehr (ausreichend) bedienen können. In Ludwigshafen liegt die Überschuldungsquote mit 14,35 Prozent deutlich höher. Dies entspricht 21.078 Menschen.

Längere Wartezeiten bis zum nächsten Beratungstermin

Bei einer Intensivberatung bringen die Menschen alle nötigen Unterlagen mit und die Schuldnerberater besprechen gemeinsam mit ihnen mögliche Lösungswege. Diese helfen auch bei der Korrespondenz mit den Gläubigern beziehungsweise übernehmen diese. Auch bei der Einrichtung eines sogenannten P-Kontos, also eines pfändungsfreien Kontos, wird unterstützt.

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Durch die steigende Zahl an Beratungen und vor allem immer zeitintensivere Gespräche komme es für die Klientinnen und Klienten mittlerweile wieder zu längeren Wartezeiten bis zum nächsten Beratungstermin, teilte die Schuldnerberatung mit. „Wir sehen den dringenden Bedarf einer weiteren Stelle, weshalb wir eine vierte Stelle für unser Team beim Land beantragen werden“, kündigte Sozialdezernentin Beate Steeg an.

Beratung obdachloser Menschen als Aufgabe

Neben der Schuldner- und Insolvenzberatung gehören Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit sowie die Unterbringung unfreiwillig obdachloser Menschen zu den Aufgaben der Abteilung, ebenso die Beratung von obdachlosen Menschen.

Von unfreiwilliger Obdachlosigkeit spricht man, wenn jemand unverschuldet oder ungewollt obdachlos wird und diesen Zustand nicht hinnehmen möchte, also beispielsweise durch Brandereignisse oder Zwangsräumungen. In solchen Fällen greifen die Polizei- und Ordnungsgesetze der Bundesländer und die Kommunen sind verpflichtet zu helfen und unfreiwillig obdachlose Menschen in Notunterkünften unterzubringen

Insgesamt 561 Menschen leben in Notunterkünften

In Ludwigshafen gibt es zwei Einweisungsgebiete für obdachlose Menschen, einmal in der Bayreuther Straße und einmal in der Kropsburgstraße. Zum Stichtag 31. Januar 2024 waren in diesen Notunterkünften 561 Menschen untergebracht, in etwa so viele sind es zum jetzigen Zeitpunkt. Zum Stichtag 31. Januar 2024 waren bundesweit 439.465 Menschen in Notunterkünften untergebracht.

Unterstützung und Hilfe bekommen sie von der Abteilung Wohnraumsicherung. Dem Team seien allerdings Grenzen gesetzt, da für diese Aufgaben zurzeit nur zwei Sozialarbeiterinnen (auf 1,8 Stellen) zuständig seien.

Damit es nicht erst zu einer Räumungsklage und dem Verlust der Wohnung kommt, gibt es die Instrumente zinslose Darlehen und Beihilfen bei Miet- oder Energieschulden. Die Abteilung Wohnraumsicherung hat im Jahr 2024 in 294 Fällen solche zinslosen Darlehen oder Beihilfen bewilligt. Die Gesamtsumme beträgt rund 352.000 Euro. In den meisten Fällen ging es um Energieschulden. In Ludwigshafen wurden im vergangenen Jahr 133 Zwangsräumungen vollzogen. Im Zuge dieser Zwangsräumungen musste die Fachstelle für Wohnraumsicherung in 13 Fällen aktiv werden und Menschen in den Einweisungsgebieten unterbringen.

Redaktion Blattmacherin Metropolregion, Heidelberg, Ludwigshafen

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