Ludwigshafen. Das Leid trennt nicht, es ist auch hier in der Nachbarstadt greifbar“, sagt Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck mit Blick auf die Amokfahrt in Mannheim, bei der ein Ludwigshafener mit dem Auto zwei unbeteiligte Menschen in der Fußgängerzone tötete. Sie lobt den mutigen Taxifahrer, der Schlimmeres verhindert habe. Präsent bleibt zudem die Messerattacke in Mannheim, bei der 2024 ein Polizist starb. „Besonders in Gedanken sind wir auch bei Rouven“, merkt die Rathauschefin an. Mit einer Schweigeminute, Kranzniederlegung und Kerzenaktion erinnert eine Gedenkveranstaltung am Dienstagabend an die weltweiten Opfer terroristischer Gewalt.
Situationen, bei denen schlagartig eine fröhliche Stimmung kippt, wenn die Nachricht eines Anschlags bekannt wird, kennt mittlerweile jeder. „Da stellt sich ein Gefühl der Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit ein. Unsere Grundwerte, aber auch unsere emotionale Grundsicherung sind dadurch angegriffen“, sagt Steinruck. Ob Angehörige der Opfer, Rettungskräfte und Zuschauer – wer solche Anschläge miterlebt habe, werde sie nie vergessen, sagt die frühere Europaabgeordnete aus eigener Erfahrung.
Steinruck war nicht weit davon entfernt, als Terrorakte 2015 auf eine Discothek in Paris und 2016 auf einen Flughafen in Brüssel verübt worden waren. Unbegreiflich sei es, warum Unbeteiligte und Unschuldige sterben. „Man könnte sagen, was für eine Verschwendung von Leben.“ Probleme und Konflikte müssten anders als mit Gewalt gelöst werden. „Jeder Mensch ist gleich viel wert, unabhängig von seiner Herkunft oder seiner Religion“, mahnt Steinruck zu Solidarität und friedlichem Miteinander.
Zum vierten Mal findet Gedenken an Terror-Opfer in Ludwigshafen statt
Die evangelische City-Pfarrerin Susanne Schramm und der katholische Dekan Dominik Geiger rufen in einem gemeinsamen Gebet dazu auf, besonnen zu reden und zu handeln sowie die Gemeinschaft und Freundlichkeit zu stärken.
Zum vierten Mal hat die Stadt die Gedenkveranstaltung organisiert – aus Sicherheitsgründen nicht mehr am Europaplatz, sondern am besser abgeschirmten Lutherplatz. Neben Feuerwehrleuten und Polizisten kommen viele politisch Verantwortliche wie Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (CDU), Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) sowie Vertreter der Fraktionen von Grünen bis AfD. „Wir müssen wachsam sein, dürfen uns aber von Terroranschlägen nicht unterkriegen lassen. Dieser Aspekt ist besonders wichtig für Senioren, die tendenziell etwas ängstlicher sind“, so Birgitta Scheib, Vorsitzende des Seniorenrats.
Terror kennt keine Grenzen, viele Opfer sind jünger als wir.
Das Thema treibt auch die junge Generation um. „Terror kennt keine Grenzen, viele Opfer sind jünger als wir“, erinnern Rebecca Erkelenz und Martin Weinmann. Die Schüler vom Max-Planck-Gymnasium offenbaren ihre aufgewühlten Gefühle nach Anschlägen. „In einer großen Menschenmenge wird es mir mulmig.“ Die Angst dürfe aber nicht gewinnen. Daher sei es wichtig, zuzuhören und füreinander da zu sein, ob in der Schule, im Freundeskreis oder auf der Straße. Steinruck dankt ihnen für die Mitgestaltung der Veranstaltung. „Es müssen nicht nur Ältere ein Zeichen setzen, sondern auch die Generationen, die künftig gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.“
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