Ludwigshafen. „Jetzt stehen wir alle als Gewinner da“, sagte Ortsvorsteher Christoph Heller anlässlich der Benennung des Platzes im Bereich Friedrich-Lux-Straße/Bürgermeister-Kutterer-Straße nach Carl Ludwig Fickeisen. Mit der Namensgebung für das vor allem von Kindern genutzte Gelände werde dem bedeutendsten Stifter der Stadt Rechnung getragen – und zugleich gänzlich in dessen Sinne gehandelt.
Vorausgegangen war eine monatelange Kontroverse um ein geeignetes Andenken für den Wohltäter, der vielen Einwohnern kaum noch bekannt ist. Bisher erinnerte der Vorplatz des Geschwister-Scholl-Gymnasiums an Carl Ludwig Fickeisen, der von 1849 von 1918 lebte. Anlässlich des 100. Geburtstags von Sophie Scholl hatte die Schule die Umbenennung des Platzes angeregt – was im Ortsbeirat zunächst jedoch keine Mehrheit fand. Bei aller Wertschätzung für den Mut der NS-Widerstandskämpfer dürfe die Stadtgeschichte nicht in Vergessenheit geraten, hieß es zur Begründung.
Nachdem Vertreter des Gymnasiums an ihrem Vorhaben festhielten, begab man sich auf die Suche nach einem Kompromiss. Mit der Schaffung des „Carl-Ludwig-Fickeisen“-Platzes im Westend und der Benennung des Platzes am Geschwister-Scholl-Gymnasium nach der Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ konnten sämtliche Interessen in Einklang gebracht werden.
Als besonders charmant sehen die Verantwortlichen die Lösung insbesondere deswegen an, weil Fickeisen erinnerungstechnisch an den Ort seines Wirkens zurückkehrt. 1849 in Speyer geboren, hatte der Sohn einer Pfarrersfamilie ein beträchtliches Vermögen im Holzhandel erwirtschaftet. Jahrzehntelang hatte er seinen Wohnsitz unweit der Ludwigstraße. Fickeisen spendete 1915 eine Summe von 400 000 Mark an die Stadt Ludwigshafen – was heutzutage einem Millionenvermögen entspräche, wie Stefan Mörz, Leiter des Stadtarchivs, verdeutlichte. Das Ziel der Stiftung bestand darin, Kindern in prekären Verhältnissen Erziehung und Pflege zukommen zu lassen. Die Verwirklichung seiner Idee erlebte Fickeisen nicht mehr. Ende 1923 entstand schließlich – unter Mitwirkung weiterer Unterstützer – das „Fickeisenstift“, keine Hundert Meter entfernt von dem nun nach ihm benannten Platz.
Dass man über Fickeisen nicht mehr viel weiß, hat Mörz zufolge auch damit zu tun, dass sämtliche ihn betreffende Dokumente im Zweiten Weltkrieg verbrannt sind. Nicht einmal ein Foto ist überliefert. Beerdigt ist der Mäzen, dessen Nachname so viel wie „Bügeleisen“ bedeutet, in einem Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof.
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