Ludwigshafen. Die obersten vier Etagen sind bis auf das Beton-Skelett entkernt. Die 350 Kilogramm schweren Fassadenteile hatte ein Kran vom Hochhaus heruntergehievt, am Boden wurden die Glaselemente auseinandergebaut. „Pro Tag haben wir zuletzt bis zu 30 Elemente geschafft“, zeigt sich Bauleiter Peter Oehm am Mittwoch zufrieden mit dem Baufortschritt. Ob aber die Materialschlacht beim Abriss des 15-stöckigen Rathaus-Centers wie geplant Ende 2025 abgeschlossen wird, ist nicht klar.
Die Arbeiten sind zwar weithin im Zeitplan, sagt Klaus Möller, Abteilungsleiter der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen (BPG). Gleichwohl tauchen immer wieder größere und kleinere Herausforderungen und Probleme auf wie mit dem Wind oder bei den Aufzügen.
Rathaus-Center: Warum jetzt ein Außenaufzug installiert wird
Keiner der vier Aufzüge ist mittlerweile mehr vom Erdgeschoss aus nutzbar, sondern erst von den oberen Etagen. Seit dem Wasserschaden im Gebäude vor eineinhalb Jahren seien die Lifte störanfällig, berichtet Möller. „Eine Reparatur lohnt sich nicht mehr.“ Damit die derzeit 50 Bauarbeiter in die anderen 14 Stockwerke kommen und Material heruntergeschafft werden kann, wird bis Ende Oktober ein Außenaufzug an der Nordseite des Hochhauses angebracht. Er ist zwar nur zwei Meter lang, hat aber eine Traglast von immerhin zwei Tonnen.
Der 80 Meter hohe Autokran bleibt indes nur so lange am Rathaus-Center wie unbedingt nötig - aus finanziellen Gründen. Oehm: „Dieser Kran kostet uns rund 30 000 Euro pro Woche.“ Aus Kostengründen setzt die BPG insgesamt 14 Arbeitsbühnen am 72 Meter hohen Gebäude ein - zwei weniger als zunächst erwogen. Stattdessen wird ein weiteres Klettermastgerüst installiert.
Abriss Rathaus-Center Ludwigshafen
- Das 15-stöckige Rathaus-Center mit 120 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche wurde 1979 eröffnet. 70 Geschäfte belegten das Erdgeschoss. Die anderen Etagen nutzte die Stadtverwaltung.
- Die Stadt kaufte 1992 den Rathausturm von einem Immobilienfonds. 2019 erwarb sie das ganze Einkaufszentrum. So sollte das Projekt Hochstraße Nord/Helmut-Kohl-Allee besser abgewickelt werden.
- Ende 2021 wurde das Rathaus-Center geschlossen.
- Der Abriss kostet rund 80 Millionen Euro.
Der Wind ist ebenfalls ein wichtiges Thema beim Abriss. Nicht nur, weil Fassadenteile nur bei einer Windgeschwindigkeit bis 40 Stundenkilometer abgenommen werden können. Obwohl sie zuvor noch mit vier Bohrungen gesichert werden. Im völlig leergeräumten 15. Stockwerk, wo einst die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister von Ludwigshafen mit weitem Blick in die Südpfalz und zum Donnersberg residierten, bläst schnell eine kräftige Brise. Deshalb musste noch eine Zwischenwand eingezogen werden, gleiches ist für die darunterliegenden ebenfalls kahlen Etagen vorgesehen.
Der eigentliche Abriss des Gebäudes soll Anfang nächsten Jahres beginnen. Dafür werden zwei Minibagger auf den Decken des Hochhauses platziert, die den Beton anknabbern. „Das Eigengewicht der Minibagger von drei bis sechs Tonnen ist für die Statik des Centers kein Problem“, versichert der Bauleiter. Wenn das Gebäude etwa bis zur neunten Etage abgetragen ist, kommen Longfrontbagger zum Einsatz. Diese 140 Tonnen schweren Spezialbagger mit 55 Meter langen Auslegern rücken dem Center vom Erdgeschoss aus zu Leibe.
Parallel zur Demontage der Fassade, die laut Möller nicht so gebaut war, wie nach den Plänen zu erwarten war, läuft noch die Entkernung des Gebäudes in den unteren Stockwerken. Schadstoffhaltiges Material wie etwa Dämmwolle wird in großen Säcken zum Abtransport bereitgestellt. Metallleisten, Elektrokabel und Glasteile werden im früheren Einkaufstrakt separat gelagert. Wieder verwertet werden laut Oehm auch die anfallenden 115 000 Tonnen Beton, etwa für den Straßenbau.
Im ehemaligen Casino türmen sich Halden mit abgebrochenen Beton-Wänden. Im Keller lagern Metallleitungen der Sprinkleranlage mit orangefarbenem Bleianstrich, wobei der Schadstoff noch entfernt wird. Der ehemalige Stadtratssaal ist indes bereits freigeräumt. Eine Auffälligkeit: Ein Fenster wurde mit einer Plane zugehängt, weil die Scheibe eingeschlagen wurde. „Generell gibt es aber keine größeren Schäden durch Vandalismus mehr“, berichtet Möller.
Abriss Rathaus-Center: „Die Kosten werden wohl eingehalten“
Erfreulich ist aus seiner Sicht auch der finanzielle Aspekt des Großvorhabens. „Wir bleiben wohl ziemlich sicher im Kostenrahmen von 80 Millionen Euro“, erklärt Möller. Dies führt er unter anderem auf gut vorbereitete Ausschreibungen zurück. „Hinzu kommt, dass wir im Warenhof alle Schadstoffmengen selbst wiegen und damit auch die Kontrolle über entsprechenden Rechnungen haben.“
Vor allem wegen der Witterung im Winter hält sich der BPG-Abteilungsleiter mit der Prognose zurück, ob der Abbruch des Hochhauses Ende nächsten Jahres beendet ist. Klar ist aber, bald verliert Ludwigshafen mit dem Rathaus-Center ein weiteres Wahrzeichen - schon das dritte binnen eines Jahrzehnts, nach BASF-Hochhaus und Tortenschachtel am Berliner Platz.
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