Ludwigshafen. Während das Coronavirus im Juni und Juli erneut eine trügerische Pause einlegte und die Inzidenzen mancherorts sogar bei null lagen, setzte sich innerhalb der Mauern des Klinikums Ludwigshafen ein Machtkampf fort, der im Frühjahr begonnen und damals für Wirbel über die Stadtgrenzen hinaus gesorgt hatte. Auf der einen Seite der KliLu-Geschäftsführer Hans-Friedrich Günther und auf der anderen Seite der Betriebsrat mit Claus Beermann an der Spitze. „Impfzwang“ warf die Mitarbeitervertretung dem Boss vor. Dafür gebe es in ganz Deutschland kein zweites Beispiel, hieß es. Der Streit war offen entbrannt. Die Gewerkschaft Verdi attackierte die Geschäftsleitung scharf.
Den nicht impfwilligen Mitarbeitern Konsequenzen anzudrohen, wie das Günther im Juni getan hatte, das ging für den Betriebsrat im Juni eine Nummer zu weit. Damals waren etwa 80 Prozent des Klinikpersonals geimpft, 20 Prozent zögerten noch oder weigerten sich gänzlich, aus verschiedenen Gründen. Für Hans-Friedrich Günther – das machte er von Beginn an deutlich – ging die Sicherheit der Patienten über alles. Sein Ziel: Alle Mitarbeiter eines Krankenhauses haben geimpft zu sein – abgesehen von jenen, die nachvollziehbare medizinische Gründe haben, dies nicht zu tun. Bei etwa neun Prozent der 3500 Klinik-Mitarbeiter stößt eine Impfung noch immer auf wenig Gegenliebe. 91 Prozent seien aber geimpft, sagt Günther und ergänzt. „Wenn das in der gesamten Gesellschaft so wäre, dann wären wir durch“. Auch Claus Beerman tritt als Vorsitzender des Betriebsrats für das Impfen ein. Nach wie vor ist der Arzt aber der Überzeugung, dass auf Verweigerer kein Druck ausgeübt werden solle.
Beifall für beide Seiten
Den KliLu-Geschäftsführer Günther nimmt das Thema auch am Mittwochmorgen sichtbar mit. Das erkennt man auch ohne die Mimik, die hinter einer Maske verborgen bleibt. Tags zuvor hatte es eine Betriebsversammlung gegeben, die zumindest insofern ein Show-down war, als es wohl für beide Seiten Beifall gegeben hat. Zuletzt war man sich vor dem Arbeitsgericht in Ludwigshafen begegnet. Der Betriebsrat hatte in den vergangenen Wochen Einstellungen von Pflegekräften seine Zustimmung verweigert. Umgekehrt hatte davor das Klinikum zwei Krankenpflegeschülerinnen nicht in ein einjähriges Arbeitsverhältnis übernommen. Das ist normalerweise üblich, wenn die Kräfte geeignet sind. Die Geschäftsführung hielt sie aber für ungeeignet – eben weil sie sich nicht impfen lassen wollten. Das sah wohl auch der Richter so, der nach Darstellung Beermans die Meinung vertreten hat, dass in einem Krankenhaus alle Mitarbeiter geimpft sein sollten.
Verluste im Corona-Geschäftsjahr
Geschäftsführer Günther wertete das in einem Gespräch am Mittwoch als eindeutige Aussage – zumal in einem Güteverfahren, wo man sehr auf Ausgleich bedacht sei. Und dass sich ein Betriebsrat bei einer Betriebsversammlung „coram publico“ (vor aller Welt) für sein Verhalten entschuldige, während er selbst Beifall bekomme, sei ebenfalls eher ungewöhnlich.
Naturgemäß hört sich das anders aus dem Munde des Betriebsratsvorsitzenden selbst an. Er relativierte die Sache mit der Entschuldigung: „Wenn durch das Verhalten des Betriebsrats acht Mitarbeiter in der Pflege nicht eingestellt worden sind, dann würde ich mich für den Betriebsrat entschuldigen“, hat Beerman nach eigenen Worten am Dienstag gesagt. Er selbst könne nicht nachprüfen, ob Einstellungen wegen der fehlenden Zustimmung des Betriebsrats gescheitert sind.
Ob damit der Machtkampf im Klinikum beendet ist? Ganz klar ist das nicht. „Ich wünsche mir dringend, dass man miteinander redet“, sagt Beerman.
Günther hingegen richtet seine Mission weiterhin allein an der Sicherheit der Patienten aus, die mit der Quote der geimpften Mitarbeiter steige. Auch unter ihnen fänden weiterhin Testungen statt. Alle anderen würden mehrfach die Woche getestet. Das alles kostet Geld. Nicht zuletzt der Kostenaufwand führt dazu, dass das Klinikum in diesem Jahr erstmals seit Jahren keine schwarzen Zahlen schreibt. Ein Verlust in siebenstelliger Höhe sei in diesem Jahr zu erwarten, so Günther. Durch das gute Wirtschaften der vergangenen Jahre könne man auf Rücklagen zurückgreifen. 100 Millionen Euro liegen beim Klinikum demnach auf der hohen Kante.
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