Stadtteil Süd

Ludwigshafen untersagt Gottesdienste in ehemaligem EKM-Geschäft

Nach Beschwerden verbietet die Stadt die Nutzung der Räume in Süd für religiöse Versammlungen. Der Verein Al Hassanein bedauert das - und erhebt Vorwürfe gegen den Ortsvorsteher

Von 
Julian Eistetter
Lesedauer: 
Das ehemalige EKM-Geschäft wurde zum Streitobjekt. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Die mutmaßliche Nutzung des ehemaligen Elektro- und Küchenhandels EKM in Ludwigshafen-Süd als Moschee hat in den vergangenen Tagen für einigen Wirbel gesorgt. Jetzt meldet sich auch der Al Hassanein Kulturverein zu Wort, der die Räume angemietet hat. „Wir sind geschockt, was gerade abläuft“, sagt Nour El Dor im Gespräch mit dieser Redaktion. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen Ortsvorsteher Christoph Heller, der auf die Situation vor Ort aufmerksam gemacht hatte. Unterdessen hat die Stadt die weitere Nutzung der Räume untersagt.

Ehemaliges EKM-Geschäft für Trauertage Aschura angemietet

Man habe das Gebäude lediglich für einen Monat angemietet, berichtet El Dor, Tochter des Vereinsvorsitzenden, am Telefon. Konkret sollten die Räume für die Feiern rund um Aschura, eine zehn Tage andauernde Trauerzeremonie wegen des Martyriums des Enkels des Propheten Mohamed, genutzt werden. An diesem Samstag hätte der letzte Gottesdienst stattfinden sollen.

Mehr zum Thema

Ortsvorsteher besorgt

Illegaler Moschee-Betrieb? Ärger im Ludwigshafener Stadtteil Süd

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren
Morgenupdate

Die Nachrichten am Morgen für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Von
Helena Vollbrecht
Mehr erfahren

„Unser Kulturzentrum existiert seit 30 Jahren. Wir hatten unseren festen Sitz in der Floßwörthstraße in Mannheim“, berichtet El Dor. Da die Räumlichkeiten dort aber nicht mehr den Auflagen entsprachen, musste der Verein schiitischen Glaubens raus. In Ludwigshafen habe man nun ein Grundstück erworben, auf dem gebaut werden soll. Für Aschura musste eine Übergangslösung her. „Das sind für uns die wichtigsten Tage des Jahres.“

Kulturverein kann Beschwerden der Anwohner nicht nachvollziehen

Man habe den Leerstand in der Lagerhausstraße gesehen und sich mit dem Vermieter schnell geeinigt. Die Vorwürfe der Anwohner kann El Dor nicht nachvollziehen. „Wir haben gegenüber zusätzlich einen Parkplatz gemietet, damit die Straßen nicht zugestellt werden. Wir haben sogar einen eigenen Sicherheitsdienst beauftragt“, sagt sie. Nach den Veranstaltungen, meist gegen 21 Uhr, seien alle rund 150 Teilnehmer immer schnell weg gewesen, so dass es nicht zu einer besonderen Lautstärke gekommen sei. Sie sieht vor allem ein Kommunikationsproblem, denn eine Nutzungsänderung hätte schnell erreicht werden können. Die Räume seien für die Veranstaltungen sehr gut geeignet.

Nutzung der EKM-Räume für Gottesdienste nicht genehmigt

Dennoch hat die Stadt den Aktivitäten jetzt einen Riegel vorgeschoben, wie ein Sprecher bestätigt. „Es liegt keine Baugenehmigung für die Nutzung der Räume als Versammlungsstätte vor, was eine formelle Baurechtswidrigkeit ist“, erklärt er. So schnell, wie vom Verein dargestellt, hätte sich dieser Umstand auch nicht ändern lassen. „Die Prüfung, ob die Räume als Versammlungsstätte geeignet sind, erfordert einen höheren Aufwand; hierfür sind verschiedene Verordnungen maßgeblich. Zum Nachweis des eingehaltenen Brandschutzes wäre eine Gutachten vorzulegen“, so der Sprecher. Auch Lärmgutachten und ein Stellplatznachweis hätten erbracht werden müssen. „Eine reine Anmeldung der Nutzungsänderung genügt also nicht.“

Ortsvorsteher Heller weist Rassismusvorwürfe zurück

El Dor empfindet das Vorgehen als unangemessen. „Man hätte mit uns reden können. Dann hätte es auch eine Lösung gegeben. So haben eigentlich alle verloren“, betont sie. Insbesondere die „Panikmache“ des Ortsvorstehers Heller empfinde sie als „beschämend“. „Das ist nichts anderes als antimuslimischer Rassismus“, betont sie. Heller selbst nimmt das mit Bedauern zur Kenntnis. „Das tut mir furchtbar leid, denn ich habe die Leute nicht angegriffen. Ich habe nur eine Sachlage bemängelt.“ An Vorschriften müsse man sich halten, sowohl aus Rücksichtnahme auf Anwohner als auch aus Eigenschutz. Er selbst sei überzeugter Christ und beileibe kein „Religionsgegner“. Der Verein hätte seiner Ansicht nach frühzeitiger Kontakt zur Stadt aufnehmen müssen.

So muss er nun für seinen letzten Gottesdienst am Samstag in ein Veranstaltungshaus in der Bayreuther Straße ausweichen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen