Karneval - Werner Wenz als ehemaliger Außenminister des Oggersheimer Vereins Hans Warsch reichlich dekoriert

Ludwigshafen: Fasnachter sammelt 7000 Orden

Von 
Dieter Leder
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Werner Wenz in seiner Sammlung: Im Vordergrund das Gardekleid seiner Tochter Stefanie sowie sein Anzug aus der Zeit als Elferratsmitglied beim Hans Warsch. © Leder

Ludwigshafen. „Die Zeit ist vergangen.“ Etwas melancholisch sitzt der Oggersheimer Werner Wenz in seinem Partykeller und lässt frühere Jahrzehnte noch einmal Revue passieren: „Schön war die Zeit.“ Dabei ist der 80-Jährige nicht alleine, um ihn herum hängen etwa 7000 Fasnachtsorden an den Wänden, „einer schöner als der andere.“ Und, „jeder Orden hat seine eigene Geschichte“, wie er stolz erzählt, denn die meisten Auszeichnungen hat er einmal selber getragen. „Die sind das Aushängeschild“, so Wenz, auch wenn er lachend ergänzt: „An so manchem Abend hattest du so viele Orden um, dass dir bald der Hals abgebrochen ist.“

Sein Cousin war Gardeoffizier bei der Oggersheimer Karnevalsgesellschaft Hans Warsch, „der hat mich da reingeschleppt.“ Das war am 1. Oktober 1953, als Werner Wenz als 13-Jähriger in die Garde aufgenommen wurde. Es hat drei weitere Jahre gedauert, bis er 1956 seinen ersten Orden erhielt. Er springt auf, läuft zu einem Schaukasten in seinem Partykeller und zeigt auf eine kleine Eisenkappe: „Das war mein erster Orden.“

Die Vereine hätten damals nach dem Krieg meist noch kein Geld für Orden gehabt, die hatten somit noch keine hergestellt oder nur in sehr geringer Stückzahl, wie Wenz sich erinnert: „30 Orden haben damals für die ganze Kampagne gereicht, als Gardist hast du damals normalerweise keinen bekommen.“ Doch Gardist Wenz hatte einen bekommen, „da warst du richtig stolz.“ Es war der Anfang seiner Sammlung, wie er sich erinnert: „Mit dem ersten Orden ist es losgegangen.“ Und es war das Ende seiner Briefmarkensammlung, denn fortan sammelte er nur noch Fasnachtsorden.

Neue Schiebewände eingebaut

Als sich die Kassen der Karnevalsvereine mit dem Aufschwung in den 1960er Jahren füllten, änderte sich vieles. Fasnachtsorden wurden als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung untereinander in großen Mengen verliehen, „400 Stück werden heute pro Kampagne mindestens benötigt“, so Wenz. Und gleichzeitig machte er Karriere bei der Karnevalsgesellschaft Hans Warsch, er wurde bald in den Elferrat aufgenommen und zum Außenminister bestellt.

In dieser Funktion kam er viel herum in der Region und wurde reichlich von befreundeten Karnevalsgesellschaften dekoriert: „Die Orden kamen zu mir, und ich habe mich über jeden einzelnen gefreut“, so Wenz, „es waren schöne Momente damals.“

„Ich hatte vorher mit der Fasnacht nicht viel zu tun gehabt“, erinnert sich seine Frau Ursula. Dank ihren Mannes erleben die beiden schöne Stunden in der Karnevalszeit, „es hat unglaublich Spaß gemacht.“ Den Keller bauen sie im Stil einer Bauernstube zum Partykeller aus, doch schon bald „musste der Dreschflegel an der Wand den Orden weichen“, wie Werner Wenz sich über die Anfänge erinnert.

Er hängt die Orden an den Wänden seines Partykellers auf, ordentlich sortiert nach Karnevalsgesellschaft oder Anlass und in chronologischer Reihenfolge. Jedes Jahr kamen neue Orden dazu, er baute Schiebewände in seinen Partykeller ein, damit er mehr Platz für die Auszeichnungen hatte.

Wenz erhielt nicht nur Orden der meisten Karnevalsgesellschaften zwischen Berg- und Weinstraße, er wurde als verdienter Fasnachter auch mit großen Auszeichungen geehrt, wie beispielsweise mit dem Verdienstorden mit Brillanten des Bundes Deutscher Karneval, dem Goldenen Löwen mit Brillanten von der Vereinigung der Badisch-Pfälzischen Vereine, der Ordenskette vom Großen Rat oder dem Ehrenorden des ehemaligen Mainzer Oberbürgermeisters Jockel Fuchs:

„Es gibt nichts, was man mir noch geben könnte“, meint er scherzhaft, „ich habe die Fasnacht gelebt.“ Gesundheitliche Gründe zwingen ihn im Jahre 1999 nach 44 Jahren zum Ende seiner aktiven Karnevalistenzeit, auch wenn, wie er sagt, „an jedem 11.11. mein Blut wieder ein bisschen dünner wird.“

Doch da ist sein Sammlung schon legendär. Und wenn Wenz nicht mehr zu den Orden kommen kann, dann kommen diese eben zu ihm: „Die haben mir dann die Orden gebracht“, wie er mit strahlenden Augen erzählt: Die ganzen Fasnachter, Prinzessinnen und Prinzenpaare kommen seitdem zu ihm nach Hause in Oggersheim und überreichen Wenz dort ihre Orden. Über diesen Besuch in den närrischen Tagen freut er sich riesig: „Hoffentlich kommen sie noch lange.“

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