Ludwigshafen. Cheftrainer Hans-Peter Briegel ist zufrieden. Der Matchplan sei aufgegangen, auch wenn sein Team die eine oder andere Chance habe liegen lassen, flachst der Europameister. „Aber insgesamt sind wir zufrieden. Wir haben schon weniger hoch gewonnen“, sagt er grinsend im Gespräch mit dieser Redaktion. Am Ende siegt die Lotto-Elf 9:0 im letzten Spiel ihrer Saison.
Für die Fußballfans ist der Auftritt des Star-Aufgebots jedenfalls - nicht nur der Torflut wegen - ein Fest. Auf dem Platz des BSC Ludwigshafen-Oppau stehen Fußball-Stars, die insgesamt 276 Länderspiele absolviert haben. Alleine Manni Kaltz kommt auf 81 Einsätze im Dress der Nationalmannschaft, Hans-Peter Briegel auf 80 und Dariusz Wosz auf 35. Und für die Fans des 1. FC Kaiserslautern ist es ein Wiedersehen mit Vereinslegenden wie Roger Lutz, Marco Reich, Oliver Schäfer, Alexander Bugera, Thomas Riedl und Torhüter Claus Reitmeier. Aus Mainz kickt Nico Bungert mit, vom FC Köln ist Andrzej Rudy letztmals in der Lotto-Elf dabei, wird in der Halbzeit gebührend verabschiedet und bekommt ein Trikot mit den Unterschriften aller Mitspieler.
FCK-Trainer Schuster kickt mit
Auch der amtierende Cheftrainer des FCK, Dirk Schuster, kickt mit. Er ist das zweite Mal dabei und hilft gerne bei der guten Sache mit: „Eine tolle Sache“, sagt er. Das Ergebnis ist nämlich weniger entscheidend als der Erlös, der durch den Auftritt der Mannschaft gegen eine Ü-40-Auswahl des BSC Oppau zusammenkommt. In der Halbzeit übergibt die Lotto-Elf den stattlichen Betrag von 9000 Euro, der durch Eintritts- und Sponsorengelder zusammengekommen ist. Er fließt zum einen an die Aktion „Mama/Papa hat Krebs“, für die sich der FCK schon lange engagiert. Dieser Verein hilft Kindern und Jugendlichen, deren Leben durch die Krebserkrankung eines Elternteils aus den Fugen geraten ist.
Der andere Teil kommt Douglas Barbosa zugute. Der 26 Jahre alte Stürmer kämpft sich aktuell gerade zurück ins Leben. Im Januar 2019 stürzte er während eines Hindernislaufs am Nürburgring aus einer Höhe von drei bis vier Metern. Barbosa ist beim Spiel dabei, darf den Anstoß zum Match symbolisch ausführen und humpelt dann auf seinen Gehhilfen zurück an den Spielfeldrand. „Ich finde das super, am liebsten würde ich mitmachen“, gesteht der Franzose. Aber erst einmal geht es darum, die Krücken und den Rollstuhl loszuwerden. „Ich hoffe, dass das bald klappt“, sagt er am Rande des Spiels.

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Die älteren Zuschauer freuen sich auf ein Wiedersehen mit Manni Kaltz, wenngleich der Fan-Nachwuchs mit seinem Namen kaum etwas anfangen kann. Dabei ist der frühere Außenverteidiger ein Kind der Region. Geboren in Ludwigshafen, spielte er in seiner Jugend beim TuS Neuhofen und wurde dann mit dem TuS Altrip deutscher A-Jugend-Vizemeister, bevor er zum HSV wechselte. Kaltz spielt zum ersten Mal seit acht Jahren wieder für die Lotto-Elf. Zum Saisonfinale der Benefiz-Mannschaft ist er spontan dazugestoßen, weil andere Promis wie Guido Buchwald oder David Odonkor doch noch absagen mussten. Er besucht häufiger Familie und Freunde in der Region. Allerdings muss er kurz überlegen, wann er zum letzten Mal in Ludwigshafen gekickt hat. „Das war wohl vor rund 40 Jahren, hier im Südwest-Stadion - gegen den Waldhof“, erinnert er sich. Im nächsten Jahr ist der 69-Jährige dann wieder dabei, verspricht er.
„Damit kann ich dann wohl unsere erste spektakuläre Neuverpflichtung für die kommende Saison verkünden“, flachst Lotto-Elf-Geschäftsführer Jürgen Häfner, der die einzige Benefiz-Elf einer Lotto-Gesellschaft aus ehemaligen Fußball-Profis managt. Die anderen 15 Landesgesellschaften hätten kein solches Team, sagt er stolz. Immerhin sei es die erfolgreichste Fußballmannschaft der Welt. Seit ihrer Gründung 1999 habe sie von 266 Spielen 259 gewonnen. Viel wichtiger allerdings: In dieser Zeit wurden 3,7 Millionen Euro für viele verschiedene gute Zwecke eingespielt, wie Lotto-Elf-Moderator Thomas Haberer den 700 Zuschauerinnen und Zuschauern berichtet.
Eine der wenigen Niederlagen setzte es übrigens im vergangenen Jahr gegen ein DFB-Allstar-Team beim Benefiz-Kick für die Opfer der Ahrtal-Flut. Denn auch wenn es sich um einen Spaßkick handelt: Der sportliche Ehrgeiz ist bei den Fußball-Senioren immer noch sehr ausgeprägt vorhanden. Da packt einen Alex Bugera schon mal der Zorn, wenn sein Pass nicht ankommt. „Macht nix, Bugi“, tröstet Marco Reich nach dem Angriff, „du spielst immer noch so viele gute Pässe, da kannste auch mal einen verkacken“.
Am Ende ist es ein Kampf der Lotto-Elf nicht nur gegen eine ambitioniert auftretende BSC-Auswahl, sondern auch ein Spiel gegen die Zeit. Denn der Platz des BSC verfügt über kein Flutlicht. Sonnenuntergang ist um 19.57 Uhr. Also muss das Spiel bis dahin fertig sein. Deshalb kicken die Fußballer auch nur zwei Mal 40 Minuten und gönnen sich nur acht Minuten Pause. Am Ende reicht’s gerade so. Danach wird im Vereinsheim gefeiert.
Auch für Schiedsrichter Frank Roth ist die Spielleitung mit so vielen Stars ein Fest. Der Bad Dürkheimer hat Verbandsliga gepfiffen. Dass er nun ein Spiel mit solchen Legenden leiten darf, macht ihn stolz: „Das entschädigt für vieles.“
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