Das Herzstück eines gelungenen Jahreswechsels ist und bleibt der legendäre Kult-Sketch „Dinner for One“. Doch wie ist der überhaupt entstanden? Das Prinzregentheater hat hier seine ganz eigene Version zu erzählen – und zwar nichts Geringeres als „Die Wahrheit über Dinner for One“. Die Komödie von Jan-Ferdinand Haas hat der Regisseur Bernhard F. Dropmann kurzerhand in den Hemshof verfrachtet und natürlich sprachlich angepasst. Die Premiere kam beim Publikum bestens an, vor allem dank des genialen Zusammenspiels von Ute Leonhardt und Bernhard Dropmann.
Sie spielen die Schauspieler, die Miss Sophie und Butler James spielen sollen, im echten Leben aber geschieden und spinnefeind sind. Dabei übertreffen sie sich gegenseitig an Beleidigungen und Geschrei und auch die Requisite hat schwer zu leiden. Kurzum: Der Zuschauer bekommt etwas geboten. Es darf herzhaft gelacht werden.
Aber erstmal ganz von vorne: Die Handlung spielt in einem Boulevard-Theater. Am Silvesterabend sollen fünf Vorstellungen des Sketches „Der 90. Geburtstag“ gespielt werden. Aus diesem Grund hat „Direktor“ Dottelmann (Josh Juhn) das gesamte sechsköpfige Ensemble engagiert, denn die Kasse ist leer, und er benötigt für die Silvestervorstellungen einen richtigen Erfolg. Doch dann sagt ganz plötzlich die Hauptdarstellerin ab: Weit jenseits der Wechseljahre habe sie urplötzlich eine ungewollte Schwangerschaft ereilt. Der einzig passende Ersatz ist die berühmte Exfrau des Hauptdarstellers.
Notlügen und Proben-Dramen
Der Regisseur bemüht so manch haarsträubende Notlüge, um die beiden zusammen auf die Bühne zu bekommen. Da soll er angeblich todkrank sein und sie die Chance auf eine deutlich lukrativere Fernsehgage haben, wenn sie nicht im Hemshof auftreten müsste. Da rauft man sich doch gerne noch einmal zusammen, um sich gegenseitig das Leben umso schwerer zu machen. Die Proben entwickeln sich zum Alptraum. „Des steht so net im Text“, ist zu hören. „Wenn es dir nicht passt, dann schreib‘ gefälligst dein eigenes Stück.“ Nicht nur der Mann mit dem Textbuch (Ralf Lüdke) hat darunter zu leiden, sondern auch die anderen Schauspieler.
Als dann herauskommt, dass der Direktor gelogen hat und alle Verträge eine Konventionalstrafe vorsehen, wenn der Auftritt ausbleibt, drehen die beiden Ex-Eheleute den Spieß um. Nun setzen sie alles daran, das Stück zu sabotieren. Die anderen Darsteller werden nach und nach vergrault. James-Dean-Verschnitt Julius (Ruben Rapp) wird unter falschen Vorgaben weggelockt. In freudiger Erwartung einer Hauptrolle im Tatort reist er nach München ab.
Harry (Michael Mendes) wird mit Abführmitteln ausgeschaltet. „Ich könnte ja in Windeln spielen“, meint er es ja noch gut. Hätte man eben besser die Gespenster von Canterbury aufgeführt. Die müssten wenigstens nicht zu sehen sein.
Das bringt Dottelmann auf eine geniale Idee: Ist Miss Sophie nicht schon so alt, dass alle ihre Gäste bereits weggestorben sind? Dann muss sie eben alleine am Tisch sitzen und der Butler einspringen für Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Und so öffnet sich der Vorhang lediglich für zwei von ursprünglich sechs Darsteller. Der berühmte Sketch „Dinner for One“ ist geboren.
Und auch dieses Stück inszenieren die beiden ganz gekonnt, eine liebevolle Hommage an das Original. Bis zum 22. Januar wird es täglich gespielt.
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