Ludwigshafen. Diesmal wird gleich doppelt ermittelt: von und gegen Lena Odenthal und ihre Assistentin Johanna Stern nämlich. „Dein gutes Recht“ heißt der 80. Tatort aus Ludwigshafen. Am Sonntag, 27. Oktober, ist er um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen. Viele Außendrehs in Ludwigshafen und Mannheim zeichnen den spannenden und gut gemachten Krimi aus. Wir haben ihn schon einmal angesehen.
„Gleiches Recht für alle? Autor und Regisseur Martin Eigler hat eine Geschichte gestrickt, die sich aus mehreren Perspektiven mit Recht und Unrecht beschäftigt. Da ist die versierte Anwältin Patricia Prinz (Sandra Borgmann). Sie holt für ihren Mandanten, den Callcenter-Betreiber Piet Sievert (Matthias Lier), das Beste heraus und lotet dabei alle Spielräume des Rechtssystems aus. Als ihr Mann - ebenfalls Jurist - in der Kanzlei erschossen wird, wird die toughe Anwältin plötzlich selbst zum Opfer und versteckt sich zitternd wie ein kleines Kind unter dem Schreibtisch, wo sie nach dem Notruf verzweifelt auf Hilfe wartet. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) schafft es als Erste zum Tatort. Und schon bald muss sie ihre Waffe ziehen, was später noch eine wichtige Rolle spielt.
Zehn Jahre im Team mit Johanna Stern
War es ein Einbrecher, der den Anwalt tötete? Oder gab es offene Rechnungen? In dieser Phase des Plots scheint noch alles denkbar. Die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin und ihre Kollegin, im zehnten Jahr dabei, machen sich an die Ermittlungsarbeit. Und sie lernen Marie Polat (Emma Drogunova) kennen, die bis vor kurzem fristlos als Mitarbeiterin im Callcenter arbeitete. Die junge Mutter hat große Not, denn sie wollte den Job behalten. Sie fürchtet, ansonsten das Sorgerecht für ihren Sohn zu verlieren.
Wie er zu seinem Thema kam, erklärt der „Tatort“-Autor Martin Eigler so: „Das Vertrauen in den Rechtsstaat ist ein hohes Gut. Gerade deshalb muss man immer wieder überprüfen, ob und an welchen Stellen die Rechtsprechung selbst Schwächen aufweist und zum Beispiel Menschen, die weniger privilegiert sind, benachteiligt werden.“ Die junge Mutter hatte der eiskalten Anwältin und ihren Tricks nichts entgegenzusetzen. Wollte sie sich rächen?
Während die Ermittlungen fortlaufend weitererzählt werden, gibt es noch eine zweite Ebene im Film: Kommissarin Odenthal muss sich in einem internen Ermittlungsverfahren gegen den Vorwurf wehren, zu leichtfertig ihre Dienstwaffe eingesetzt zu haben. Als Kronzeugin wird ausgerechnet Kollegin Stern in Position gebracht. Und auch hier geht es offenbar nicht allein um das Herausfinden der Wahrheit, sondern das Agieren wirkt eher wie eine Machtprobe zwischen den Behörden. Hierarchien und Geschlechtsbilder prägen die Szenen, die dem Zuschauer das Gefühl einer beklemmende Einflusslosigkeit nahebringen.
Lena Odenthal, vom Einsatz gezeichnet mit Pflaster am Kopf und mit verbundener Hand, wehrt sich gegen die Vorwürfe des Kollegen, der herrlich selbstgefällig von Bernd Hoelscher gespielt wird. Die beiden Handlungsebenen verknüpfen sich immer dichter, als der „Tatort“ auf ein martialisches und blutiges Finale zurast. Odenthal muss eine Entscheidung treffen und setzt sich dabei über die Grenzen ihrer Zuständigkeit hinweg. Dafür wird sie sich später rechtfertigen müssen. Ob das gelingt?
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In jedem Fall sind Odenthal und Stern in den vergangenen zehn Jahren zu einem Team zusammengewachsen, das sich selbst durch Manipulationsversuche und fiese Ermittlungstricks nicht auseinanderbringen lässt.
Technisch gut gemachte Folge
Ein paar Abstriche muss man bei der Psychologie der anderen Figuren dieser Folge machen: Deren Verhalten wirkt nicht durchweg plausibel. Doch dieser Tatort ist insgesamt etwas Besonderes: Er ist rasant und sehr spannend, aber nicht oberflächlich. Tatsächlich gibt es jede Menge Punkte, über die es sich lohnt, nachzudenken. Sind wirklich alle gleich vor Gericht - und überhaupt? Und nicht zuletzt: Wie schnell fällt jeder selbst Urteile, die dann schlimme Konsequenzen haben können?
35 Jahre im Dienst ist Odenthal nun. Einen Abschied der dienstältesten LU-Kommissarin wird es so schnell nicht geben. Vielversprechend ist hingegen ein Neuzugang: In „Avatar“ hatten sich die langjährige Sekretärin Edith Keller (Annalena Schmidt) und der Kriminaltechniker Peter Becker (Peter Espeloer) in den Filmruhestand verabschiedet. Nun absolvieren Odenthal und Stern neben den Ermittlungen noch ein Casting für die Keller-Stelle. Mit Johannes Scheidweiler, der schon in zwei „Tatorten“ mitspielte, wäre ein neuer Garant für Kauzigkeit gefunden. Doch auch Davina Chanel Fox scheint sehr gute Karten zu haben. Am besten beide nehmen.
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