Ludwigshafen. Die Ludwigshafener Innenstadt ist nicht für ihre Attraktivität berühmt. Leerstände, Billig-Shops und Imbissbuden dominieren stellenweise das Bild. Dennoch wird in der Chemiestadt in den vergangenen Jahren einiges versucht, um die City aufzuwerten und zu beleben. So soll bis Sommer 2022 ein städtebaulicher Rahmenplan erarbeitet werden, mit den neue Ideen für den Bereich zwischen Berliner und Danziger Platz einhergehen. Ein weiteres Projekt, das die Fußgängerzone aufwerten soll, ist am Freitag vorgestellt worden. Bei „Raum für Kunst - #artinthecity“ präsentieren regionale Künstler an zwölf Standorten ihre Werke in Schaufenstern von Geschäften oder anderen Einrichtungen.
Initiatorin ist Nicoleta Steffan. Die Künstlerin hat das Projekt im Jahr 2020 während des Lockdowns in Frankenthal begonnen. Nach dem Erfolg in der Nachbarstadt richtet sie ihren Fokus nun auf Ludwigshafen. Mit #artinthecity wollte und will sie erreichen, dass Kunst auch während der Pandemie im Alltag der Menschen bleibt und nicht vergessen wird, wie sie am Freitag bei der Vorstellung sagte. Christoph Keimes, Geschäftsführer der Ludwigshafener Kongress- und Marketinggesellschaft (Lukom), die auch für das Stadtmarketing zuständig ist, sprach von einer Bereicherung für die Stadt. „An zwölf Standorten ist jetzt tolle Kunst zu sehen. Das schafft Attraktivität und Anreize, in die Innenstadt zu kommen“, sagte er.
„Leerstände kaschieren“
Daniel Strotmann vom Citymarketing Frankenthal hatte nur Positives über die Aktion zu berichten. „Kunsterlebnisse werden in den Alltag der Menschen integriert, sie stolpern förmlich darüber“, sagte er mit Blick auf die Standorte in Geschäften. „Auch Leute, die sich sonst vielleicht nicht dafür interessieren, kommen in Kontakt mit Kunst.“ Daneben sei ein weiterer positiver Effekt, dass temporäre Leerstände in der Stadt kaschiert werden könnten - wie in Frankenthal gibt es davon auch in Ludwigshafen einige.
Die ersten zwölf Standorte in der Chemiestadt sind jedoch keine Leerstände. Kunstwerke sind unter anderem bei Schuh-Keller, Kürzel-Moden, Klaus Werner Optik, Art de Fleur oder beim Juwelier Schröder zu sehen. Auch die Tourist-Info am Berliner Platz und die Räume des Projekts Nukleus in der Bismarckstraße werden zur Präsentation genutzt. Ausgestellt sind Werke von Olga David (Landau), Gaby Sann (Frankenthal), Ingrid Hess, Maximilian Schröder, Ralph Beetz (alle Ludwigshafen) und Dimitri Vojnov (Kelkheim). Beim Termin am Freitag wurden einige davon enthüllt.
Wenn es nach Nicoleta Steffan geht, soll es nicht bei diesen zwölf Orten bleiben. „In Frankenthal waren es 35, das wollen wir mindestens auch hier erreichen“, kündigt sie an. Unterstützt wird sie in Ludwigshafen von Künstlerin Hess und der Nukleus Community Managerin Julia Kleiner. Nukleus ist ein Projekt, das ebenfalls der Belebung der Innenstadt verschrieben ist. In einem ehemaligen Leerstand in der Bismarckstraße bietet es noch bis Ende 2021 einen Begegnungsraum für Kreative.
Steffan und ihr Team haben die teilnehmenden Einzelhändler gezielt angesprochen. Die Werke würden immer dem Umfeld angepasst - oder umgekehrt, so die Macherin. Im Blumengeschäft Art de Fleur hängen also Gemälde von Blumen, bei der Tourist-Info steht neben einer Schaufensterpuppe eine Collage aus Kleidungsetiketten.
Den schlechten Ruf der Ludwigshafener Innenstadt kann die Künstlerin indes nicht nachvollziehen. „Hier passiert viel, man muss nur genauer hinschauen“, erklärte sie. In Ludwigshafen fühle man sich als Künstler immer willkommen und die Verantwortlichen seien für neue Projekte sehr offen.
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