Bilanz

„Katretter“-App in Ludwigshafen: „Eine richtige Erfolgsgeschichte“

Über 600 Ersthelfer sind angemeldet: Drei Monate nach dem Start der App „Katretter“ zieht die Integrierte Leitstelle Ludwigshafen eine positive Bilanz. Zwei Ersthelfer berichten von ihren Einsätzen

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Jessica Scholich
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Roman Strauß (v.l.), Dorothee Funk, Marcus Meier, Fred Blaschke und Robin Klamm berichten in der Ludwigshafener Leitstelle von Einsätzen mit der „Katretter“-App. © Michael Ruffler

Ludwigshafen. Marcus Meier ist auf dem Weg in die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Oppau, als sein Handy einen Alarmton abspielt. Im Restaurant um die Ecke gibt es einen Notfall: eine bewusstlose Person. Sofort bestätigt der 41-Jährige den Einsatz und fährt in das Restaurant, um Erste Hilfe zu leisten. Er bringt die Person, die zuvor bereits mehrfach erbrochen hat, in die stabile Seitenlage – und rettet ihr so womöglich das Leben.

Ludwigshafen

Wie die App "Katretter" Leben retten kann

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Jakob Walter
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Möglich gemacht hat diese schnelle Ersthilfe die App „Katretter“. Am 31. Oktober 2023 haben die Rettungsdienstbehörde des Rhein-Pfalz-Kreises sowie die Integrierte Leitstelle Ludwigshafen dieses System im gesamten Leitstellenbereich eingeführt. Ihr Ziel: Registrierte Ersthelferinnen und Ersthelfer, die sich in unmittelbarer Nähe eines Notfallortes befinden, parallel zum Rettungsdienst alarmieren – und so wertvolle Zeit gewinnen, die unter Umständen Leben retten kann.

680 Ersthelferinnen und Ersthelfer im Bereich der Ludwigshafener Leitstelle

Drei Monate nach Start des Pilotprojekts ziehen die Verantwortlichen nun Bilanz. „Bis einschließlich heute haben wir 680 Anmeldungen erhalten“, freut sich Roman Strauß, Mitglied der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen und Teil der Projektgruppe für die „Katretter“-Einführung. Dies sei besonders vor dem Hintergrund erfreulich, dass sie sich bei Projektstart das Ziel gesetzt hätten, bis Mitte 2024 rund 600 Registrierungen zu schaffen. „Für uns ist das eine richtige Erfolgsgeschichte.“

Die bereits angemeldeten Ersthelferinnen und Ersthelfer wurden seither zu 560 Einsätzen mit dem Rettungsdienst mitalarmiert. Davon seien leider 191 nicht besetzt worden, bedauert Strauß. „Denn noch haben wir nicht überall in unserem Leitstellenbereich eine ausreichende Anzahl an Helfern.“

Kommentar Für "Katretter" braucht es viele Freiwillige

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Während auf dem Land Ersthelferinnen und Ersthelfer in einem Umkreis von 1500 Metern um den Einsatzort alarmiert werden, ist es in der Stadt ein Radius von 750 Metern. So wolle man sicherstellen, dass in lebensbedrohlichen Notfällen bereits vor dem Rettungswagen Hilfe vor Ort ist – denn dieser benötige je nach Lage sieben bis zehn Minuten Anfahrtszeit, so der Feuerwehrmann.

Generell alarmiere man die „Katretter“-Nutzerinnen und Nutzer aber nur, wenn es für das Meldebild sinnvoll ist: „Die klassischen Einsätze sind Bewusstlosigkeit oder der Herz-Kreislauf-Stillstand“, erklärt Strauß. „Wir möchten nicht, dass sich die Ersthelfer in Gefahr begeben, sei es bei einem Unfall oder möglichen Infektionskrankheiten.“

Ersthelferin aus Deidesheim: Eine „spannende Erfahrung“

Neben dem Ludwigshafener Marcus Meier ist auch Dorothee Funk aus Deidesheim in der „Katretter“-App registriert. Für die ausgebildete Notfallsanitäterin ist es eine „spannende Erfahrung“, ohne rettungsdienstliches Equipment zu einem Notfall zu kommen. Bereits zweimal sei sie seit der Anmeldung als Ersthelferin zu Einsätzen in ihrer Umgebung gerufen worden, jeweils unter dem Stichwort „bewusstlose Person“. Doch vor Ort gab es Entwarnung: „Glücklicherweise waren die Personen beide nicht bewusstlos, als ich dort angekommen bin“, erzählt sie. Dennoch sei es hilfreich gewesen, dass sie so schnell vor Ort war, denn „die Angehörigen sind oft überfordert mit der Situation“.

Für das Pilotprojekt der Ludwigshafener Leitstelle haben sich sechs Städte und Landkreise zusammengeschlossen: Ludwigshafen, Frankenthal, Speyer und Neustadt sowie der Rhein-Pfalz-Kreis und der Kreis Bad Dürkheim. Dies hat den Vorteil, dass Ersthelferinnen und Ersthelfer auch dann alarmiert werden, wenn sie sich nicht in der Stadt oder dem Kreis befinden, in dem sie sich registriert haben. „Perspektivisch möchten wir uns mit weiteren Regionen vernetzen, so dass am Ende auch ein Ersthelfer aus Ludwigshafen alarmiert wird, wenn er gerade in Mannheim unterwegs ist“, berichtet Strauß von rheinübergreifenden Zukunftsplänen.

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Besonders wichtig ist den „Katretter“-Verantwortlichen aus Ludwigshafen, dass sich weitere Personen in der App registrieren. „Unser Ziel ist, dass wir zu jedem Einsatz mindestens einen Ersthelfer schicken können“, so Strauß. Für die Registrierung sei lediglich ein Erste-Hilfe-Kurs notwendig, der nicht länger als zwei Jahre zurückliegt.

Zudem stehe es allen Registrierten frei, Einsätze abzulehnen oder die App ganz zu deaktivieren, wenn sie keine Zeit oder keinen Kopf dafür hätten, betont Funk. Es seien auch keine Folgen wegen „unterlassener Hilfeleistung“ zu befürchten. Ebenso betreibe man „aktive Nachsorge“: Nach jedem Einsatz werden die Helferinnen und Helfer via App gefragt, ob sie das Erlebte belastet – „falls ja, bieten wir selbstverständlich Unterstützung an“, erklärt Strauß.

Redaktion

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