Das Helfersystem „Katretter“ ist auf den ersten Blick eine “runde Sache”, wie es auch Roman Strauß von der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen treffend formuliert. Bei einem eingehenden Notruf sollen zusätzlich zum Rettungsdienst drei potenzielle Ersthelfer oder -helferinnen in unmittelbarer Nähe des Notfalles alarmiert werden. Diese können dann lebensrettende Maßnahmen einleiten, bis der Rettungsdienst übernimmt.
Während dieser im Durchschnitt nämlich etwa sieben Minuten zu einem Notfall braucht, soll durch die App „Katretter“ schon innerhalb von drei Minuten wichtige Erste Hilfe geleistet werden. Wenn man bedenkt, dass pro Jahr mehr als 60 000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden, kann das gesamte Konzept Leben retten.
Aktuell noch zu wenige Freiwillige bei Katretter registriert
Doch wie so oft liegt die Betonung hierbei auf dem Wort „kann“. Um im Notfall schnelle Hilfe gewährleisten zu können, braucht es schnell viele Freiwillige. Aktuell haben sich im nun zusammengeschlossenen Gebiet der Städte Ludwigshafen, Speyer, Frankenthal, Neustadt, dem Kreis Bad Dürkheim und dem Rhein-Pfalz-Kreis etwa 300 Ersthelfer und -helferinnen registriert. Das ist nicht schlecht, aber ausbaufähig in einem Gebiet mit mehr als 600 000 Einwohnern.
Gerade in den ländlicheren Gebieten – meist braucht der Rettungswagen hier deutlich länger als die durchschnittlichen sieben Minuten – kann die schnelle Erste Hilfe durch „Katretter“ gewährleistet sein. In Zeiten von Personal- und Fachkräftemangel scheint der Appell von Ludwigshafens Bürgermeisterin also wichtiger denn je: „Wie brauchen ganz viele, die sich noch anmelden.“
App "Katretter" ist durchdachtes Konzept
Auch auf den zweiten Blick erscheint das Konzept rundum durchdacht. Ersthelfer werden vor der Registrierung ausreichend geprüft; müssen Dienstausweis oder einen ähnlichen Befähigungsausweis zur Einsicht bei den zuständigen Kommunen einreichen. Diese Grundvoraussetzung soll gewährleisten, dass alarmierte Ersthelfer ausreichend ausgebildet sind und sich jährlich fortbilden.
Das System ist zudem komplett freiwillig. Helfende werden nur alarmiert, wenn eine (Eigen-) Gefährdung – zum Beispiel durch Infektionen, Explosionsgefahr oder fließendem Verkehr – ausgeschlossen werden kann. Auch bei schlimmeren Verletzungen, wie Stichwunden, greift „Katretter“ nicht. Eine künstliche Verzerrung des Standorts verhindert eine genaue Ortung. Die Hemmschwelle für eine Registrierung ist also niedrig. Und das ist gut so.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Für "Katretter" braucht es viele Freiwillige
Die App "Katretter" kann im Notfall Leben retten, weil sie Ersthelfer vor Ort schnell alarmiert. Das ist ein durchdachtes Konzept, kommentiert Jakob Walter. Noch sind aber zu wenige Freiwillige registriert