Theaterfrühling

Getanzte Rituale im Pfalzbau in Ludwigshafen

Ein weiteres beeindruckendes Gastspiel war beim "Theaterfrühling" im Ludwigshafener Pfalzbau zu erleben. Das Ensemble rubarb dance & art zeigte ein eigenwillig choreografiertes "Requiem"

Von 
Julia Kleemann
Lesedauer: 
Szene aus der Produktion. © C. Collado

Gleich dreimal steht im Programm des Theaterfrühlings am Pfalzbau ein „Requiem“. Nach Brahms’ „Deutschem Requiem“ und der Lesung „Requiem für eine verlorene Stadt“ folgte mit dem Gastspiel von rubarb dance & art Berlin die ungewöhnlichste Interpretation. Auch „Requiem. Mangongkal Holi“ beschäftigt sich mit dem Ende des Lebens. Dabei setzt sich der in Indonesien geborene Tänzer und Choreograf Ruben Renier, basierend auf europäischen wie indonesischen Begräbnisritualen, mit diversen Umgangsweisen, Tänzen, Schritten und , Berührungen auseinander.

Vielschichtig und mit beeindruckenden Bildern bespielt die Performance das Thema auf unterschiedlichsten Ebenen: Live-Musik, Tanz, Figuren-Schattentheater und Live-Zeichnungen von Barbara Steinitz. Dabei geht es weniger darum, jedes Detail der teils parallelen Aktionen zu verstehen; es gilt, sich auf die soghafte Wirkung von Tanz, Bewegung, Licht und Musik einzulassen.

Mehr zum Thema

Tanz

Kultur aus Indien berührt Publikum im Pfalzbau Ludwigshafen

Veröffentlicht
Von
Nora Abdel Rahman
Mehr erfahren
Festival

Mannheimer Festival "Und jetzt?" fordert zum Tanz auf

Veröffentlicht
Von
Nora Abdel Rahman
Mehr erfahren
Literatur

Mohamed Mbougar Sarr: Im Labyrinth der Literaturen

Veröffentlicht
Von
Manfred Loimeier
Mehr erfahren

Motor des Abends ist die Musik: Konstantin Heuer, Bilawa Respati und Biliana Voutschkova schaffen mit Violine, indonesischem Metallophon, Percussion sowie elektronischen Klängen und Loops einen außergewöhnlichen Klangteppich. Schon während man den Vorführraum betritt, nimmt einen das Soundbett aus volltönenden Trommelschlägen, wirbelnden Zimbeln und Geigenspiel gefangen. Tempelklänge, Violinspiel und archaische Rhythmen wechseln mit leisen Szenen, dann wieder dröhnenden Beats. Die Choreografie greift etwa ritualisierte Bewegungen des Gebets auf und entwickelt diese weiter. Kontrastreich dann die europäische Perspektive: Ein Bach’sches Präludium wird mit ungewohnten Intervallen und einem Vibrato verfremdet. Dazu konzipiert Renier eine Art barocken Contredanse. Einfallsreich variiert das Stück Motive, die leicht zu verstehen sind, wie etwa ein weißes (Leichen-) Tuch. „Requiem. Mangongkal Holi“ verzichtet auf Tragik und widmet sich den Thema Tod auf ruhige, nachdenkliche Art - und erzielt damit eine tröstliche Wirkung.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen