Gastronomie

Geschäftsführer verschwunden: Beschäftigte in Ludwigshafener Hotel ohne Lohn

Im früheren Best Western Hotel am Hauptbahnhof in Ludwigshafen haben Angestellte seit November kein Gehalt mehr bekommen. Das Hotel ist verwaist und den "neuen" Chef haben sie noch nie gesehen.

Von 
Stephan Alfter
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Protest am ehemaligen Best Western Hotel am Hauptbahnhof in Ludwigshafen. Die Mitarbeiter haben seit November keinen Lohn bekommen. © Stephan Alfter

Ludwigshafen. Vor dem Leoso-Hotel (früher Ramada und Best Western) am Ludwigshafener Hauptbahnhof haben sich am Mittwochmorgen weite Teile der bisherigen Belegschaft mit Plakaten versammelt und auf eine Situation hingewiesen, die selbst Leute vom Fach „noch nie erlebt haben“.

Die teilweise über Jahrzehnte tätigen Rezeptionistinnen, Zimmermädchen und Haustechniker des in den vergangenen Jahren zusehends schlechter frequentierten Betriebs mit 192 Zimmern haben seit November keinen Lohn mehr bekommen - und folgerichtig auch kein Weihnachtsgeld.

Mitarbeiter protestieren vor dem Leoso-Hotel in Ludwigshafen. © Stephan Alfter

Was ihre Unsicherheit nicht eben kleiner macht, ist der Umstand, dass weder der Betreiber des Hotels Cankat A. noch der angeblich seit November eingesetzte Geschäftsführer Manuel E. in den letzten Wochen aufgetaucht sind. „Ich weiß gar nicht genau, wann ich A. das letzte mal gesehen habe“, sagt eine Frau. Bilal Uyar wohnt im Hemshof und arbeitet seit 1995 als Oberkellner im Hotel. Er klagt am 29. Januar vor Gericht gegen seine Arbeitgeber. Von Geschäftsführer Manuel E. wisse niemand, wie er aussieht.

Protest soll Druck auf den Betreiber des Hotels in Ludwigshafen erhöhen

So hat sich die skurrile Situation ergeben, dass die 23 Beschäftigten in Teilen morgens um 8 Uhr das Hotel betreten, sich dort einige Stunden aufhalten, um dann wieder zu gehen. Gäste gibt es keine mehr. Die Wasserleitung funktioniere nur noch auf Schmalspurbetrieb und die Heizung laufe derzeit nur im Frühstücksraum, wo niemand mehr speist.

Durch ihren Protest wollen die Beschäftigten nun die Öffentlichkeit auf die Situation aufmerksam machen und Druck auf die Verantwortlichen ausüben. Schließlich können sie ohne Lohn ihre Mieten nicht bezahlen und keine Lebensmittel kaufen. Ihnen zur Seite gestellt haben sich am Mittwoch Viktor Grauberger, Gewerkschaftssekretär der NGG Region Pfalz und Rüdiger Stein, Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB in der Pfalz. Sie kümmern sich um Kontakte zur Jobagentur und machten in den vergangenen Tagen die Medien aufmerksam.

Im Mai wurde das Hotel in Ludwigshafen verkauft

Einige arbeiten seit 40 Jahren in dem Hotel. Aus Worms, Schifferstadt, Frankenthal und auch aus Mannheim kommt ein großer Teil der Beschäftigten. Ihr früherer Chef war Maximilian Kremer von der Ignatz Bubis Hotelbesitz Ludwigshafen GmbH & Co. KG. Am Telefon bestätigte er am Mittwoch, dass sein Unternehmen seit 40 Jahren Besitzer des Objekts ist, das seit 1972 als Hotel betrieben wird. Am 16. Mai sei die Gesellschaft, die das Hotel betrieben habe (Hotelbetriebs GmbH Ludwigshafen), an Cankat A. verkauft worden.

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Die Ignatz Bubis GmbH blieb vorerst Besitzer der Immobilie, an einen sukzessiven Verkauf an Cankat A. sei damals aber schon gedacht worden. Nun entwickeln sich die Dinge aber anders. Er habe das Pachtverhältnis beendet, sagt Kremer. Ohnehin seien die Zahlungen nur tröpfchenweise eingegangen. Die Nutzung des Namens Leoso habe er ebenfalls untersagt. Dass es einen neuen Geschäftsführer namens Manuel E. gebe, habe er aus dem Handelsregister erfahren. Erreichbar sei der Mann nicht.

Kremer will sich nun bemühen, einen neuen Betreiber für das Hotel zu finden - auch um seinen früheren Mitarbeitern zu helfen.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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