Ludwigshafen. Bei der Hochzeitsmesse Trau haben sich am Wochenende in der Ludwigshafener Eberthalle Dienstleister rund ums Heiraten präsentiert. Unter ihnen: Bodo Bruckhaus, seit zehn Jahren freier Redner.
Herr Bruckhaus, wie sind Sie zu ihrem Beruf gekommen?
Bodo Bruckhaus: Wie die Jungfrau zum Kinde. (lacht). Viele Jahre war ich nebenberuflich Museumsführer im Technikmuseum Speyer. Das hat mir schon irre Spaß gemacht. Ich hab’ das Ganze ausgebaut mit spannenden Geschichten. Dabei habe ich gemerkt, dass ich in der Lage war, Menschen in meinen Bann zu ziehen. Dann fragte mich ein Freund vor elf Jahren, ob ich seine Hochzeitszeremonie gestalten möchte. Das kam gut an und hat mir und allen anderen viel Spaß gemacht.
Bodo Bruckhaus
- Bodo Bruckhaus wurde am 1. Januar 1969 in Moers geboren.
- Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann arbeitete er viele Jahre im Vertrieb und wechselte schließlich in den Eventbereich.
- Parallel dazu war Bruckhaus auch als Knigge-Trainer tätig.
- Nachdem er vor elf Jahren die Hochzeitszeremonie eines Freundes gestalten durfte, entschloss er sich dazu, freier Redner zu werden.
- Seit 2015 gestaltet Bruckhaus auch Trauerfeiern. Er lebt in Böhl-Iggelheim,
Wie ging es weiter?
Bruckhaus: Ich beschloss, es als eine Säule meiner Selbstständigkeit anzubieten. Damals gab es noch nicht so viele Redner und ich war auf weiter Flur der Einzige. Wenige Tage nachdem ich meine Homepage aufgebaut hatte, kam die erste Anfrage. Es wurden immer mehr. Da habe ich gemerkt: Das ist eine Nische. Und habe richtig viel Energie reingesteckt. Mittlerweile kann ich mich vor Anfragen nicht mehr retten.
Wie viele Reden halten Sie im Jahr?
Bruckhaus: Bei mir sind es im Schnitt zwischen 75 und 90 Hochzeiten im Jahr. Und es sind weitaus mehr als das Doppelte an Trauerreden. In der Anfangsphase, als ich den Hochzeitsredner forciert hatte, wurde ich immer mal wieder gefragt, ob ich auf einer Beerdigung eine Rede halten könne. Das habe ich eine ganze Zeit lang abgelehnt, bis es einen ziemlichen dramatischen Fall gab. Ein Bräutigam, den ich eigentlich hätte verheiraten sollen, nahm sich kurz zuvor das Leben. Ich wurde von der Familie gebeten, seine Trauerzeremonie zu gestalten. Da konnte ich nicht Nein sagen. Im Nachgang wurde ich immer wieder auf die Trauerrede angesprochen. Ich habe gemerkt, wie wichtig den Menschen es ist, am Grab oder in der Trauerhalle eine schöne persönliche Rede über den Verstorbenen zu hören. Das Leben Revue passieren zu lassen, vielleicht mal lachen, natürlich auch weinen und der Trauer Raum geben.
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In den vergangenen Jahren sind viele Menschen aus der Kirche ausgetreten. Steigt dadurch die Nachfrage nach freien Zeremonien?
Bruckhaus: Kirchenaustritte und freie Hochzeitszeremonien würde ich nicht in einen Konsens bringen. Den Wunsch nach freien Hochzeitszeremonien gibt es schon seit sehr vielen Jahren. Es gibt Paare, die einfach eine andere Art von Trauung zelebrieren wollen.
Heißt das, dass nicht alle, die eine freie Trauung wünschen, automatisch kein Kirchenmitglied (mehr) sind?
Bruckhaus: Korrekt. Es ist einfach nur ihre Entscheidung zu sagen, dass sie keine kirchliche Trauung möchten, obwohl sie in der Kirche sind. Sie möchten eine freie Hochzeitszeremonie an einem Ort ihrer Wahl feiern. Dieser Trend ist deutlich zu spüren. Bei den Trauerreden dagegen gibt es tatsächlich einen Bezug zu Kirchenaustritten.
Was sollte man mitbringen, wenn man freier Redner werden möchte?
Bruckhaus: Man sollte kreativ sein und ein gutes Auftreten haben. Im Prinzip kann jeder, der sich dazu berufen fühlt, diesen Weg einschlagen. Natürlich sollte man gewisse Grundvoraussetzungen dafür mitbringen. Reden sollte man können. Man sollte empathisch sein und Einfühlungsvermögen haben. Denn man muss sich auf Menschen und verschiedene Situationen immer wieder aufs Neue einstellen können.
Worauf achten Sie bei der Gestaltung von Trauungen besonders?
Bruckhaus: Bei Hochzeiten muss man auch ein Entertainer sein. Natürlich ist das Hochzeitspaar das wichtigste an diesem Tag. Ich plane mit jedem Paar ihre Zeremonie individuell. Es muss stets persönlich, humorvoll und emotional sein. Ganz wichtig ist auch das Publikum: Ob da 50 oder 150 Gäste sitzen, spielt keine Rolle. Ich muss jeden in meinen Bann ziehen.
Wie bereiten Sie eine Trauerrede vor?
Bruckhaus: Ich nehme mir viel Zeit für jede Familie. Ganz wichtig ist, dass man zu den Menschen Vertrauen aufbaut. Sympathie und Bauchgefühl müssen stimmen. Dann frage ich: Wie wünschen Sie sich die Trauerfeier? Für die Geschichte habe ich konkrete Fragen an die Familie. Aus den Informationen, die mir die Hinterbliebenen geben, baue ich eine schöne, persönliche Trauerrede auf. Das größte Lob ist, wenn man mir anschließend sagt: „Man hatte den Eindruck, Sie kannten den oder die Verstorbene(n).“
Gibt es Momente, an denen Sie selbst Tränen in den Augen haben?
Bruckhaus: Natürlich habe ich Emotionen, und mir geht sehr viel unter die Haut. Mir laufen ab und zu die Tränchen vor Glück, wenn ich bei einer Hochzeitszeremonie bin. Bei der Trauer ist es genauso. Es gibt Geschichten, bei denen ich mir denke, was musste der Mensch alles durchleben? Oder wenn junge Menschen aus dem Leben gerissen werden und die Familie weinend vor mir sitzt. Es ist vorgekommen, dass ich mit den Worten gerungen habe.
Was war der außergewöhnlichste Ort für eine Trauung?
Bruckhaus: Ich habe mal in einer Tiefgarage eine Hochzeitszeremonie abgehalten. Die Braut ist Floristin und man konnte diese, nachdem sie alles schön fertigdekoriert hatte, nicht mehr als Tiefgarage erkennen. Es war zudem eine Überraschungshochzeit für die geladenen Gäste. Vergangenes Jahr hatte ich eine Feier auf einem Solarschiff auf dem Neckar.
Gibt es bei Trauungen Trends?
Bruckhaus: Bei einer Hochzeit kann man eigentlich nicht von Trends sprechen, denn jeder hat seine eigenen Vorstellungen und Wünsche. Jede Zeremonie ist persönlich. Da geht es um den Geschmack des Paares.
Haben Sie bereits gleichgeschlechtliche Paare getraut?
Bruckhaus: Sehr häufig sogar. Der Wunsch nach einer Zeremonie ist auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren ganz oft da. Auch hier spielt der Geschmack des Paares eine große Rolle.
Wie hat sich die Pandemie auf Ihren Beruf ausgewirkt?
Bruckhaus: In meinem Fall war es so, dass viele Paare ihren Termin verschoben haben und ich deswegen 2022 so viele Hochzeiten hatte wie noch nie. Dann kamen noch neue hinzu. Trauerfeiern fanden trotzdem statt, aber mit Einschränkungen. Für 2023 bin ich gut gebucht, aber es gibt vereinzelt noch Termine. Paare, die sich mich als Redner wünschen, bitte unbedingt anfragen (lacht).
Was lieben Sie an Ihrem Beruf besonders?
Bruckhaus: Die Vielfältigkeit der Menschen. Das macht die Sache unglaublich interessant. Was mir viel Spaß macht, ist schöne und spannende Lebensgeschichten zu erzählen. Ich für mich habe den richtigen Weg eingeschlagen.
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