Ludwigshafen. Einmal im Jahr erwacht sie aus ihrem Dornröschenschlaf: die „Schwarze Katz” in Friesenheim. Jedes Jahr zur Kerwe öffnet sie für vier Tage und immer für einen guten Zweck, wenn nicht gerade Corona dazwischen kommt. Die ehemalige Gaststätte in der Bauernwiesenstraße ist längst kein Geheimtipp mehr. Sie ist eine echte Institution – und dass das so ist, verdankt sie ihren Besitzern, der Familie Enzenauer. Die wurde nun erstmals als Familie, nicht als Einzelperson, mit der Bronzenen Eule des Ortsbeirats ausgezeichnet.
Der Beschluss fiel im April, und zwar einstimmig. Die Auszeichnung als solche gilt als inoffizielle Ehrenbürgerwürde im Stadtteil und wird an Menschen verliehen, die sich um Friesenheim verdient gemacht haben. „Mit 40 ehrenamtlichen Helfern betreibt die Familie an vier Tagen einen irrsinnigen Aufwand“, betont Ortsvorsteher Günther Henkel (SPD). Der Erlös, den der Verkauf von Essen und Trinken einbringt, wird gespendet. Das Kinderhospiz Sterntaler, die Obdachloseneinrichtung St. Martin, die Ludwigshafener Street-Docs, die Wasserballer vom WSV Vorwärts und andere wurden so schon unterstützt. „Das Credo der Familie lautet: Uns geht es gut, anderen nicht. Damit ist eigentlich schon alles gesagt”, so Henkel in seiner Laudatio. „Eine bessere Motivation, anderen Menschen zu helfen, gibt es einfach nicht.”
Und dabei machen alle Generationen mit: Opa Alois (89), einst selbst voll im Einsatz, sorgt im reiferen Alter eher für die Bespaßung der Gäste. Nahtlos ersetzt hat ihn Enkel Timon (16), der sich anfangs ganz schön anstrengen musste. Er hilft seinen Eltern Thomas und Sandra Enzenauer beim Ausschank. Bei gut 100 Essen am Abend plus Getränke fällt da einiges an Arbeit an. Freunde und Familienmitglieder packen mit an, aber der Aufwand ist größer als viele Gäste ahnen: „Wir haben vier Wochen Vorlauf, in denen wir einkaufen, Bestellungen machen und durchschrubben”, erzählt Sandra Enzenauer im Gespräch mit dieser Redaktion. Nach den vier Tagen dauert es weitere zwei Wochen, bis alles wieder sauber und an seinem Platz ist. „Es macht aber auch total viel Spaß, sonst würden wir das nicht machen”, lacht sie und freut sich auf die nächste Kerwe 2022. Alle Gäste, denen es am Kerweplatz zu laut ist oder die einfach nur das stimmungsvolle Ambiente in der „Schwarzen Katz” zu schätzen wissen, dürften sich ebenfalls freuen.
Feierabendbier für BASFler
Über 100 Jahre, von 1864 bis 1968, konnten die BASFler in der „Schwarzen Katz” ihr Feierabendbier trinken. Durch ein kleines Fenster verkaufte Familie Enzenauer Hausmacher-Wurst in Dosen. Der Ururenkel der Gründer hat die Einrichtung der Kneipe im Wesentlichen nicht angerührt. Heute feiern die Enzenauers in den Räumen der ehemaligen Gaststätte lediglich noch Geburtstage oder Silvester, vermietet werden sie nicht. hbg
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