Ludwigshafen. Ihr Hund oder ihre Katze ist vielen so sehr ans Herz gewachsen, dass sie sich nicht von ihrem Liebling trennen wollen. Selbst im Todesfall muss sich dies nicht ändern. Haustiere können mit ins Grab genommen werden, aber nur im eingeäscherten Zustand. Dies erlaubt eine neue Regelung auf dem Ludwigshafener Hauptfriedhof, wie die städtische Bereichsleiterin Gabriele Bindert erläutert. Damit ist Ludwigshafen die erste Großstadt in der Metropolregion Rhein-Neckar, die dieses Angebot unterbreitet. Auch Ladenburg und Ilvesheim bieten diese Bestattungsform an. Worms plant ebenfalls eine Mensch-Tier-Bestattung. Bindert rechnet durchaus mit einer größeren Nachfrage. Denn immer mehr Menschen leben allein und haben ein Tier, das eine Partnerfunktion innehat.
Menschen und ihre Haustiere in einem Grab - das ist in Ludwigshafen möglich
„Immer wieder wurden wir danach gefragt, wie es mit Tierbestattungen aussieht“, berichtet die Bereichsleiterin. Möglich sind diese nun durch die städtische Friedhofssatzung, die der Stadtrat Ende Juni mit großer Mehrheit änderte. Demnach sind Mensch-Tier-Gräber als Urnen- oder Sargbestattungen erlaubt. Zuvor müssen die Tiere indes in einem externen Krematorium eingeäschert werden. Die Grab-Beigaben erfolgen in biologisch abbaubaren Aschekapseln. „Erlaubt sind die üblichen Haustiere, aber etwa kein Pferd“, ergänzt Abteilungsleiterin Heike Rippl. Nach ihren Angaben müssen Mensch und Tier nicht unbedingt zeitgleich bestattet werden. Das Haustier in der Urne könne auch viel früher beigesetzt werden als das Frauchen oder Herrchen. „Wenn das Grab aber einmal mit dem Tier belegt ist, kann man es nicht wieder rückgängig machen“, betont Rippl.
Zwei weitere neue Grabarten in Ludwigshafen
Die Angehörigen können die Grabstätte individuell gestalten. Sie müssen aber darauf achten, dass „das verstorbene Tier in der Wahrnehmung nicht über die verstorbene Person gesetzt werden darf.“ Die Grabpflege obliegt den Hinterbliebenen, sie können dafür aber auch eine private Gärtnerei beauftragen.
Seit Monatsbeginn bietet die Stadt auf dem Hauptfriedhof zwei weitere neue Grabarten an: eine Urnengemeinschaftsanlage an historischer Mauer oder in historischem Grab sowie ein Kräuterrasengrab. Beides ist mit wenig oder gar keiner Pflege für die Angehörigen verbunden.
Diesen Trend registriert die Friedhofsverwaltung seit längerem. Immer häufiger werden solche Bestattungsformen nachgefragt. „Vielfach wohnen die Angehörigen nicht mehr am Ort“, zeigt Bindert Verständnis für diesen Wunsch.
Kein Pflegeaufwand ist bei Urnengemeinschaftsanlagen in historischer Umgebung nötig. Neu genutzt werden kann etwa die aufgelassene Grabstätte der Familien Wenner, Runck und Just, die aufwendig gestaltet und mit schwarzem Granit eingefasst ist. Diese Familien sind mit einer neuen Nutzung einverstanden. Bis zu acht Urnen können in dem bestehenden Grab eingesetzt werden. Die Namen der neu Beerdigten werden an einer Natursteinstele angebracht. Blumen und Kerzen können Angehörige auf einer Natursteinplatte ablegen.
Viele frei gewordene Flächen auf dem 25 Hektar großen Hauptfriedhof
50 verschiedene Kräuter von Bohnenkraut über Gänseblümchen und Schafgarbe werden für die Kräuterrasengräber eingepflanzt, die von Särgen oder Urnen belegt werden. Angehörige können dabei nur eine kleine Fläche von 50 mal 40 Zentimeter individuell gestalten. Wenn dies nicht gewünscht wird, übernimmt dies die Friedhofsverwaltung.
Drei neue Grabarten
Die Mensch-Tier-Gräber werden in vier Varianten angeboten: für Urne oder Sarg und jeweils als Wahl- oder Partnergrab. Die Grab-Gebühren belaufen sich zwischen 1568 und 2242 Euro .
Für die Belegung in einer Urnengemeinschaftsanlage in historischer Umgebung beträgt die Gebühr 3510 Euro .
Bei einer Bestattung in einem Kräuterrasengrab sind es 4235 Euro .
Diese drei neuen Grabarten bietet Ludwigshafen nur auf dem Hauptfriedhof an – nicht auf den acht Stadtteilfriedhöfen .
Der 1856 eingeweihte Hauptfriedhof wurde mehrfach erweitert und erstreckt sich über eine Fläche von 25 Hektar . Ein eigenes Gräberfeld ist den Opfern des BASF-Unglücks von 1921 mit 559 Toten gewidmet.
Für totgeborene Kinder bis 500 Gramm , die nicht individuell bestattet werden, finden jährlich zweimal Beisetzungen im Rahmen einer ökumenischen Trauerfeier statt. ott
Mit diesen neuen Angeboten reagiert die Stadt auf die vielen frei gewordenen Flächen auf dem 25 Hektar großen Hauptfriedhof. Zahlreiche Gräber wurden nicht mehr verlängert und abgeräumt. 76 Prozent aller 1500 Bestattungen im Jahr seien mittlerweile Urnenbeisetzungen – mit steigender Tendenz, berichtet Bindert. Dafür ist nur ein Drittel der Fläche im Vergleich zur Erdbestattung notwendig.
Bereits zum dritten Mal vergrößert wurde auch das muslimische Gräberfeld
Stetig erweitert wurden hingegen die Areale für Friedwald-Bestattungen, besonders nachgefragt sind leicht hügelige Plätze. „2006 wurden die ersten Bereiche unter 21 Birken angelegt. Diese Baumart bereitet uns anderswo größere Probleme, mit dem Standort auf dem Hauptfriedhof kommt sie aber erstaunlicherweise gut zurecht“, wundert sich die Bereichsleiterin. Bereits zum dritten Mal vergrößert wurde auch das muslimische Gräberfeld. Vor gut 25 Jahren hatte Ludwigshafen auch wegen des starken Migrationsanteils der Bevölkerung als erste Kommune in Rheinland-Pfalz dies erlaubt. Mittlerweile sind dort 950 Grabstellen belegt.
„Friedhöfe sollen auch ein Ort der Kontemplation und der sozialen Kontakte sein“, formuliert Bindert die Zielsetzung. Deshalb plant die Verwaltung unter anderem einen Garten der Religionen. Die katholische und protestantische Kirche haben dafür bereits ihre grundsätzliche Zustimmung signalisiert.
Platz dafür ist genug da. Etwa ein Viertel der gesamten Fläche des Hauptfriedhofs, vor allem zur Frankenthaler Straße hin, ist nicht mehr belegt. „Wir werden die Bürger befragen, wie die Bereiche neu genutzt werden können“, setzt Bindert auf breite Meinungsbildung. Kleinere Konzerte und Lesungen kann sie sich durchaus vorstellen. Als einen ersten Schritt in diese Richtung ist ein Konzert der Musikgruppe Windflüchter mit Gitarre und Zimbel am 16. August um 16 Uhr in der Trauerhalle zu sehen. Andere Städte sind schon etwas weiter und auch mutiger. Bindert: „In Karlsruhe wurde nach langen Diskussionen ein Kinderspielplatz mitten auf einem Friedhof angelegt.“
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