Ludwigshafen. Langsam bewegt sich das 20 Meter lange Gerüst voran, das an der Brückenunterseite eingehängt ist. Von dort bringen Bauarbeiter die Seitenabdeckungen an. Einen Steinwurf entfernt wird eifrig gefräst. Gleich nebenan steht ein Betonmischer, um eine Stützwand zu stabilisieren. Auch wenn der Rohbau der 520 Meter langen Hochstraße Süd auf den ersten Blick fast fertig erscheint, ist noch einiges zu tun. Dennoch ist die Miene von Björn Berlenbach, dem Leiter des städtischen Tiefbauamtes, entspannt. „Es ist fast alles betoniert, nur ein 30 Meter langer Abschnitt zur Saarlandstraße fehlt noch“, erläutert er den aktuellen Stand der Arbeiten im Gespräch mit dieser Redaktion. Weitere Verzögerungen seien nicht zu erwarten. Im Frühjahr 2026 sollen die ersten Fahrzeuge über die neue Hochstraße Süd bis zur Abfahrt Heinigstraße fahren können.
Für den letzten Lückenschluss im Rohbau haben Handwerker eine filigran aussehende Holzverschalung aus zehn Zentimeter breiten Brettern geschaffen, in die später Beton fließen wird. „Im August sind wir damit fertig“, sagt Lothar Kreidemacher, Gesamtprojektleiter für die Hochstraße Süd.
Bereichsleiter in Ludwigshafen: „Ein gut durchdachtes System“
Einige Wochen länger werden indes die rot-gelben Kappenschalwagen, so die offizielle Bezeichnung, an der Brückenunterseite gebraucht. Darin betonieren Fachkräfte die Seitenverkleidungen. Teilweise verwenden sie vorgefertigte Baukästen, die entsprechend der leichten Krümmung der Hochstraße ausgerichtet werden müssen. Weil die Kappenschalwagen auf roten Rollen bewegt werden, wurden die dafür nötigen Befestigungslöcher bereits bei der Betonierung der Fahrbahnunterseite berücksichtigt. „Ein gut durchdachtes System“, zollt der Bereichsleiter den Baufirmen Respekt.
Auch wenn am nördlichen Brückenteil schon die meisten Kappen angebracht sind, fällt auf, dass ein kleiner Bereich über der Mundenheimer Straße ausgespart wurde. „Wegen der Oberleitungen der Straßenbahn ist kein Platz für Schalwagen. Für diese kleine Fläche stellen wir später ein normales Gerüst. Möglicherweise muss der Straßenbahnverkehr nochmal kurzzeitig nachts eingestellt werden“, erläutert der Bereichsleiter die Vorgehensweise.
In Spitzenzeiten 100 Handwerker auf der Baustelle der Hochstraße in Ludwigshafen
Auf der seit eineinhalb Jahren laufenden Großbaustelle herrscht auch in den nächsten Wochen emsige Betriebsamkeit. Eine Stützwand muss noch aufgefüllt, eine andere abgerissen und ein neues Fundament gegossen werden. Allein für Verschalungsarbeiten werden derzeit 50 Fachkräfte gebraucht. In Spitzenzeiten waren sogar 100 Handwerker auf der Baustelle.
„Im vergangenen Jahr gab es einige Sorgen und Probleme. Aber mittlerweile haben wir alles im Griff und bleiben im Kostenrahmen“, sagt Berlenbach. Daher zeigt er sich zuversichtlich, dass der 520 Meter lange Abschnitt der wichtigen Verkehrsachse „am Ende des ersten Quartals 2026“ wieder befahrbar ist. Durchgängig werde jedoch die Hochstraße Süd bis zur A 650 erst im Juli 2026 fertig sein, weil sich die Arbeiten an der angrenzenden sogenannten Weißen Hochstraße länger hinziehen als gedacht. „Bei der Entfernung der alten Brückenkappen waren gleich weitere Betonteile abgefallen, weil die Bewehrung korrodiert war“, schildert Berlenbach die unliebsamen Überraschungen. Per mühsamer Handarbeit habe man sich ein genaues Schadensbild verschafft.
Abriss der Hochstraße Nord ab August 2026 geplant
Im zweiten Quartal 2026, so der Bereichsleiter weiter, müssen die Fahrzeuge in Richtung Bad Dürkheim für etwa drei Monate an der Heinigstraße abfahren und einen kleinen Umweg über die Kaiser-Wihelm-Straße zur Pylonbrücke nehmen. Einen Monat später, im August, soll der Abriss der maroden Hochstraße Nord beginnen. Berlenbach: „Wir haben einen Monat Puffer, das müsste reichen.“
Ungeahnte Schwierigkeiten waren indes auch zu Beginn der Arbeiten an der Hochstraße Süd aufgetreten. Viele alte Leitungen in der Nähe der Rheinbrücke wurden entdeckt, die nicht in den Plänen verzeichnet waren, aber erfreulicherweise keine Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg.
Im Gegensatz zu früher besteht die neue Hochstraße Süd aus zwei einzelnen Brücken, betont Berlenbach. „Wenn in Jahrzehnten etwas an einem Brückenteil gemacht werden muss, kann dies nun anders als früher problemlos geschehen“, nennt er den gravierenden Vorteil. Ansonsten ist – und das war Voraussetzung für das beschleunigte Planfeststellungsverfahren – ist die neue Brücke genauso hoch und genauso breit wie die frühere Trasse, die Ende 2019 kurzerhand wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste. Dies hatte hektische Betriebsamkeit im Rathaus ausgelöst, weil die Fertigstellung des Neubaus wegen langer Baurechtsfristen erst nach zehn Jahren drohte.
Weil das Vorhaben aber die vom Bund neu geschaffenen Kriterien eines beschleunigten Planfeststellungsverfahrens erfüllte, geht es nun schneller. Das bedeutet aber auch: keine Veränderungen bei der Ausstattung der Fahrbahnen mit Geländern, Leitplanken, Beleuchtung und Schilderbrücken. Den Schlusspunkt der Arbeiten erwartet Berlenbach im März, wenn die endgültige Asphaltschicht aufgetragen wird. Bis dahin könne die Abfahrtsrampe an der Heinigstraße noch als Lager für den benachbarten Neubau des Polizeipräsidiums Rheinpfalz genutzt werden. Unter der neuen Hochstraße Süd kehrt danach aber keine Ruhe ein. Dort soll ab 2026 ein Radschnellweg gebaut werden.
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