Hitze

BASF sieht sich gut vorbereitet für Niedrigwasser

Im Hitze-Sommer 2018 konnten Frachtschiffe nur zu zwei Dritteln oder weniger beladen werden. Die BASF in Ludwigshafen musste ihre Produktion drosseln. Damit dies nicht wieder passiert, werden derzeit Maßnahmen ergriffen.

Von 
Bettina Eschbacher
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Eines der neuen Spezialschiffe der BASF für Niedrigwasser. © BASF

Ludwigshafen. So etwas wie im Hitze-Sommer 2018 soll der BASF nie mehr passieren. In dem Jahr waren durch monatelange Trockenheit die Wasserstände des Rheins und der anderen großen Flüsse immer tiefer gesunken. Frachtschiffe konnten nur noch zu zwei Dritteln oder weniger beladen werden.

Betriebe wie die BASF in Ludwigshafen, die über den Rhein mit Rohstoffen versorgt werden, mussten ihre Produktion drosseln - mit entsprechenden Einbußen: 250 Millionen Euro kostete dass Niedrigwasser den Chemiekonzern beim Ergebnis für 2018. Seitdem hat BASF eine ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt, sagt eine Sprecherin. Das Ziel: „Den Standort Ludwigshafen widerstandsfähiger gegen langanhaltende Niedrigwasserereignisse zu machen und die Versorgungssicherheit der Produktion zu erhöhen“.

Die wichtigsten Punkte:

Frühwarnsystem

BASF hat gemeinsam mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde ein digitales Frühwarnsystem für Niedrigwasser mit einer Vorwarnzeit von bis zu sechs Wochen umgesetzt, erklärt die Sprecherin. Dadurch könne sich die Logistik besser darauf vorbereiten. Nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz lässt sich jetzt sogar mit zwei neuen Vorhersage-Modellen für die Wasserstände von Rhein und teils auch der Elbe weiter in die Zukunft schauen. Das soll bei sinkenden Pegelständen wie während der aktuellen Trockenheit die Planung erleichtern, wie viel Ladung die Schiffe noch aufnehmen können.

Sie ist laut BfG eine Verbesserung der bisherigen 10-Tage-Vorhersage und gibt Wahrscheinlichkeiten für Tageswerte der Wasserstände bei sieben Rheinpegeln an. Die 6-Wochen-Vorhersage wird dagegen zweimal wöchentlich mit Wochenmittelwerten für die Rheinpegel Kaub, Köln und Duisburg-Ruhrort veröffentlicht.

Niedrigwasserschiffe

Ein zentraler Punkt sind neue Schiffe, die selbst bei niedrigsten Rheinpegelständen noch wesentliche Mengen verlässlich transportieren können. „Wir haben dazu 2018 selbst die Initiative ergriffen, denn ein entsprechendes Schiff stand am Markt nicht zur Verfügung“, erklärt die Sprecherin. Das Schiff ist derzeit im Bau. Es soll zu den größten seiner Art auf dem Rhein gehören. Gebaut wird es in neuartiger Leichtbauweise und speziellem Design. Die besonders kritische Stelle im Rhein bei Kaub soll es selbst bei einem Pegelstand von 30 Zentimetern - das entspricht einer Wassertiefe von etwa 1,60 Meter - noch mit einer Ladung von 650 Tonnen passieren können.

Außerdem wurden bereits Niedrigwasser-geeignete Schiffe von anderen Anbietern gechartert. Seit 2021 ist etwa das Gas-Tankschiff „Gas94“ auf dem Rhein unterwegs, dessen Entwicklung BASF mit der Reederei HGK angestoßen hat.

Flexiblere Logistik

„Wir setzen auf die verstärkte Nutzung alternativer Verkehrsträger, insbesondere per Schiene“, erklärt die BASF-Sprecherin. Dafür wurden auch Ladestellen am Standort umgebaut, „um so die kritische Rohstoffversorgung bei Niedrigwasser zu ergänzen“.

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Weniger Verbrauch an Kühlwasser

Wenn die Wassertemperatur deutlich steigt, sinkt der Gehalt an Sauerstoff. Ab einer bestimmten Wassertemperatur kann das für einige Fischarten gefährlich werden. Deshalb darf BASF in den Sommermonaten das Kühlwasser, das sie für ihre Anlagen und Prozesse benötigt, nur mit einer Temperatur bis höchstens 33 Grad Celsius in den Rhein abgeben.

2018 kam es zu Einschränkungen in der Produktion, wie die BASF auf ihrer Webseite erklärt. Die Rückkühlanlagen der BASF konnten die verringerte Kühlleistung des warmen Rheinwassers nicht vollständig kompensieren. Um den Verbrauch an Kühlwasser zu senken, musste eine Vielzahl der Produktionsanlagen am Standort ihre Produktion leicht drosseln.

Deshalb wurde am Standort die Kühlkapazität für die Produktion 2019 und 2020 durch die Optimierung und den Ausbau von Rückkühlanlagen erhöht. Weitere Maßnahmen verbessern der Sprecherin zufolge inzwischen auch die Kontrolle des Kühlwassernetzes.

Bundesweiter Aktionsplan

BASF hat zudem den bundesweiten Aktionsplan Niedrigwasser Rhein des Bundesverkehrsministeriums mitunterzeichnet. Dieser soll helfen, die Schiffbarkeit des Rheins in den kommenden Jahren zu verbessern. Besonders wichtig ist für BASF die erfolgreiche Umsetzung des Projekts Abladeoptimierung Mittelrhein. Bei dem Projekt geht es darum, einen Engpass auf der Strecke zwischen Budenheim und St. Goar zu beheben.

Ziel ist eine Erhöhung der Fahrrinnentiefe bei Niedrigwasser von 1,90 Meter auf 2,10 Meter - damit wäre diese Strecke auch bei niedrigen Pegeln für Frachtschiffe besser zu befahren als in der Vergangenheit. „Wir sind froh, dass die Bundes- und Landesregierung die Themen Schiffbarkeit des Rheins und Ausbau der Schieneninfrastruktur nicht nur erkannt, sondern auch priorisiert hat“, heißt es bei BASF dazu.

Aktuelle Lage

Bislang sieht BASF beim Blick auf die aktuellen Pegelstände keine Auswirkungen auf die Produktion. „Wir beobachten die Situation anhand unseres digitalen Frühwarnsystems und werden bei Bedarf handeln“, so die Sprecherin.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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