Ausstellung - Wie es als Kind mit psychisch kranken Eltern ist

Kampagne „Wir sind da!“ klärt auf

Von 
kge
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Vier Wochen lang ist die Ausstellung in der Rheingalerie zu sehen. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. „Wir sind da!“ lautet der Name der Kampagne, mit der auf die Situation von Kindern psychisch kranker und suchtbelasteter Eltern aufmerksam gemacht werden soll. Initiiert wurde die Aktion von einem Netzwerk aus den Bereichen Psychiatrie, Beratung und Suchthilfe in Kooperation mit der Stadt Ludwigshafen. Entwickelt wurde die Kampagne bereits 2021 vom Landkreis Kaiserslautern, nun sind die Aufsteller vier Woche lang in der Rheingalerie zu sehen.

Dabei handelt es sich um Bilder des Kaiserslauterer Fotokünstlers Thomas Brenner, auf denen Situationen aus dem Leben betroffener Kinder zu sehen sind. Auf einem Bild sitzt ein Kind vor einer Wand aus Bierdosen. „Papa bringt mir immer richtig viel Blechspielzeug mit“, ist darunter zu lesen. Bei so viel Ironie möchte man schmunzeln, kann aber nicht, weil es so erdrückend ist.

Zur Eröffnung der Info-Ausstellung waren Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Institutionen gekommen. „Es ist ein wichtiges Thema, daher bieten wir den Rahmen für die Ausstellung, die Aufmerksamkeit erregen und Kontakt zu den Besuchern herstellen soll. Am 4. und 18. Juli finden die Beratungstage statt, dann wird die Fläche auch eine Anlaufstelle sein“, sagte Patrick Steidl, Centermanager. „Die Aufsteller werden auch in der ganzen Stadt auf den City-Lights-Werbeflächen gezeigt. Die Aktion wurde zusätzlich von der BASF finanziert, die uns schon seit vielen Jahren sponsert. So kann man trotz knapper Mittel Ressourcen bündeln“, so Verena von Hornhardt, Geschäftsführerin des Rats für Kriminalitätsverhütung.

„Es geht um Situationen, in denen Eltern so belastet sind, dass sie die Kinder aus dem Blick verlieren“, sagte Ines Ellesser, Leiterin der städtischen Beratungsstelle Lu4u. „Im Jahre 2006 gab es bereits ein Modellprojekt zum Thema Kinder von psychisch kranken Eltern, eine Kooperation zwischen der Jugendhilfe und der Psychiatrie“, meinte Andrea Hilbert, Koordinatorin für Gemeindepsychiatrie der Stadtverwaltung.

Schau will Tabus brechen

„Wir können daher auf vorhandene Netzwerke zurückgreifen. Jede Kooperation lebt davon, dass man weiß, was der andere tut. Eine Institution allein kann es nicht schaffen. Die Ausstellung möchte ein Tabu brechen, denn auch Eltern, die an einer psychischen Krankheit leiden, sind gute Eltern.“ Zu den Kooperationspartnern gehören zum Beispiel das Caritas-Zentrum, das Haus der Diakonie, das Krankenhaus Zum Guten Hirten, der Kinderschutzbund oder die Landeszentrale für Gesundheitsförderung. „Die Stadt Ludwigshafen hat sich 2006 für das Modellprojekt beworben, da das Jugendamt von Fällen psychisch kranker Eltern wusste“, sagte Jörg Breitmaier, ärztlicher Direktor im Krankenhaus Zum Guten Hirten. „In der Hälfte der Fälle, in denen das Jugendamt einschreitet, handelt es sich um Eltern mit psychischer Erkrankung. Die Depression ist die häufigste seelische Erkrankung.“

Und wie sehen die Projekte in der Praxis aus? Das Caritas-Zentrum bietet zum Beispiel das Projekt „LuKis“ an: Ludwigshafener Kinder stärken. Hier gibt es zwei Gruppen mit Kindern. Dazu kommen eine begleitende Elternarbeit und die Konsultation einer kooperierenden Beratungsstelle. Alle können reden und so zusammen Probleme lösen. 

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