Ludwigshafen. „Was kommt beim Ausbau der Linie 10 an Kosten auf die Hausbesitzer zu?“ - diese Frage beschäftigt viele in der Hohenzollernstraße. Denn egal, für welche Variante sich die Stadt entscheidet: Ein Teil der Baukosten muss über die Ausbaubeiträge finanziert werden. Nach der ursprünglichen Planung wären das knapp 9,8 Millionen Euro gewesen. Die von der Verwaltung und dem Ortsbeirat Friesenheim bevorzugte neue Planungsvariante rechnet mit Ausbaubeiträgen von rund 9,5 Millionen Euro.
Aber losziehen und Häuser zählen müsse man nicht, beschwichtigt Frank Neuschwander. Der Projektleiter auf städtischer Seite erklärte in einer Bürgerversammlung, dass die Kosten auf alle Beitragszahler in den sogenannten Arrechnungseinheiten Friesenheim und Nord umgelegt werden. Das Berechnungsverfahren ist komplex - kann mittlerweile aber im Internet eingesehen werden, wie Baudezernent Alexander Thewalt bei der Versammlung spontan zugesagt hatte.
Gebühren werden steigen
Absehbar ist, dass die aktuellen Ausbaubeiträge von zehn Cent in Friesenheim und 17 Cent in Nord bei der nächsten Gebührenanpassung steigen werden. Diese gelten dann wieder für fünf Jahre. Unterm Strich rechnet Neuschwander aber mit Mehrbelastungen von „einer Stange Kippen“ im Jahr pro Beitragszahler.
Die Anregung von Anwohnern, die Haltestelle Schwalbenweg zu erhalten, werde man prüfen. Würde diese wie geplant entfallen, wäre der Weg zwischen den Haltestellen Stern- und Ebertstraße rund 500 Meter weit; zwischen Klinikum und Ries-Halle wären es nur 200 Meter.
„Müssen wir mit Baustopps rechnen, wenn Baumaterial nicht rechtzeitig kommt?“, wollte eine andere Anwohnerin mit Blick auf Alt-Friesenheim wissen. Denn dort lässt die „temporäre Inbetriebnahme“ weiter auf sich warten, weil Komponenten am Markt nicht zu bekommen sind. „Das betrifft die Weichensteuerung und Fahrsignalanlagen“, erklärte RNV-Bauleiter Steffen Magin. „Durch unterbrochene Lieferketten sind uns die Hände gebunden.“ Wie das künftig in der Hohenzollernstraße läuft, könne man heute noch nicht sagen: „Wir hoffen, dass sich die Lage bis dahin entspannt. Erste Anzeichen sind zu spüren; die lange Planungszeit spielt uns in die Karten“, so Magin. Er rechnet mit einem Baubeginn Ende 2024 oder Angang 2025. Detailfragen - etwa ob ein Flüsterbelag möglich wäre - konnten nicht beantwortet werden. Dazu müsse erst einmal die grundsätzliche Entscheidung getroffen werden, welche Variante gebaut werden soll. Dann könne man an die Detail- bzw. Ausführungsplanung gehen.
Entscheidung am 11. Juli
Laut Stadt wären vier von sechs Alternativen zur ursprünglichen Planung machbar, sinnvoll und von der Verwaltung präferiert wird aber vor allem eine. Die sieht einen „Vollausbau des gesamten Verkehrsraums“ vor und würde nach aktuellen Schätzungen etwa 44 Millionen Euro kosten - mit erwartbaren Zuschüssen von rund 13,4 Millionen Euro.
Geprüft wurde unter anderem, ob ein Radweg realisiert werden könne. Dies würde aber zu sehr zulasten der Gehwegbreite gehen. Stattdessen sei nun ein „Schutzstreifen“ für Radfahrer vorgesehen. Gerade im Bereich der Haltestellen werde die reduzierte Fahrbahnbreite den Autoverkehr und damit vor allem die Raser ausbremsen. Weitere Vorteile im Vergleich zur ursprünglichen Planung seien ein barrierefreier Ausbau der Haltestellen, eine zweigleisige Streckenführung (und so eine höhere Taktung), verbesserte Laufwege zum Klinikum und zur Schule, eine Bahnsteigbreite von drei Metern (statt 2,50 Meter) sowie zusätzliche Ladezonen für Gewerbebetriebe. Die Bauzeit wird auf rund 30 Monate geschätzt; wegfallen würden 14 Bäume und 71 Parkplätze.
Eine sparsamere Variante sieht nur den Ausbau der Gleise vor. Das wäre mit rund 35 Millionen Euro erstmal billiger, würde aber weitere Kosten nach sich ziehen - spätestens nach den nächsten Wintern, wenn die Hohenzollernstraße wieder geflickt werden müsste. Unterm Strich wäre das dann teurer. Die ursprüngliche Planung war im Januar nach Kostensteigerungen auf mindestens 46 Millionen Euro bei veränderten Fördermöglichkeiten gestoppt worden. Der Ortsbeirat Friesenheim hat bereits für einen Vollausbau votiert. Entscheiden muss aber der Stadtrat; am 11. Juli geht es in den Bau- und Grundstücksausschuss.
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