Landwirtschaft

Zukünftige Spargelkönigin lernt etwas über Lampertheimer Spargelanbau

Die 24-jährige Spargelkönigin Nadine Drucktenhengst lernt beim Besuch regionaler Höfe, wie viel Arbeit im Spargel steckt – und freut sich auf ihre Krönung.

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Rosi Israel
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„Unterricht“ auf dem Acker (von links): Landwirt Martin Billau, Sebastian Hedderich und die zukünftige Spargelkönigin Nadine Drucktenhengst. © Rosi Israel

Lampertheim. Die zukünftige Lampertheimer Spargelkönigin Nadine Drucktenhengst hat im Selbstversuch erlebt, was das Stechen von Bleichspargel für eine mühevolle Handarbeit ist. Überhaupt stellt die mehrjährige Kultur hohe Ansprüche, um erfolgreich wachsen zu können. Die Spargelanbauer benötigen von daher Hingabe und Geduld sowie einen Erfahrungsschatz.

In zwei landwirtschaftliche Traditionsunternehmen, Billau und Strauß, schnupperte jetzt Drucktenhengst ein wenig rein, um mehr über die Anbaumethoden des königlichen Gemüses zu erfahren, bevor sie am 13. Juni, zum Auftakt des diesjährigen Spargelfestes, zu Nadine III. gekrönt wird. Die 24-Jährige isst Spargel gerne. Doch bevor der Spargel auf dem Teller liegt, ist es ein weiter Weg, wie die Anwärterin auf den Spargel-Thron erfuhr. Sie wird während ihrer Amtszeit die Botschafterin des Lampertheimer Spargels sein und darum ist sie sehr bestrebt, ihr Wissen über den Spargel, wie die Kulturmaßnahmen, zu vertiefen.

Landwirt Martin Billau zeigt, wie Spargeljungpflanzen heranwachsen

Bei Landwirt Martin Billau war Drucktenhengst richtig, denn das Unternehmen ist auch ein Spargelpflanzen-Vermehrungsbetrieb, der sich auf die Anzucht von Spargeljungpflanzen spezialisiert hat. Somit wird die Grundlage für den Anbau und für die Ernte in den nächsten Jahren geschaffen. Treffpunkt war vor einer Anlage von Jungpflanzen. Auf dem Acker waren ebenerdig winzige grüne Pflänzchen zu sehen.

Nadine Drucktenhengst und ihr Freund Sebastian Hedderich staunten nicht schlecht, als Billau erklärte, dass aus den zarten Pflanzen, die Tannenbäumchen ähnlich sind, einmal ein stattliches Spargelkraut heranwachsen wird. „Wir haben das Saatgut auf das vorbereitete Feld im April in den Boden gebracht“, erklärte Billau und fügte hinzu: „Nach drei Wochen waren die jungen Pflanzen sichtbar. Der Acker muss gepflegt und von Unkraut befreit werden.“

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Die Anzucht aus Samen sei aufwendig. Ob die Aufzuchtanlage auch beregnet werden muss, wollte Drucktenhengst wissen. Die Frage wurde von Billau bestätigt: „Wir nehmen das Wasser aus der zentralen Ringleitung.“ Weil der Boden sandig ist, besitze er nur eine geringe Wasserspeicherkapazität. „Da haben wir im Ried mit der Beregnungsanlage Glück und können bewässern“, sagte Drucktenhengst. Das schon, aber eine Beregnung bringe erhebliche Kosten mit sich, hob der Junglandwirt hervor. „Im November wird dann das hochgewachsene Kraut gemulcht. Die Pflanzen haben in der Zeit Wurzelstöcke entwickelt. Im März nächsten Jahres können die Wurzeln gerodet werden“, so Billau weiter.

In einer landwirtschaftlichen Halle werden dann die Wurzeln sortiert und für den Versand vorbereitet. Martin Billau hatte als Anschauungsmaterial Wurzelstöcke mitgebracht. Die waren zwar nicht mehr taufrisch, aber das junge Pärchen konnte mal eine Spargelwurzel in den Händen halten. Schließlich steckt sonst ein Rhizom tief im Erdreich. „Nach zwei Jahren bringt eine Spargelpflanze in den aufgepflügten Dämmen bis zu 15 Austriebe hervor. Die Sprossen werden im Frühjahr als Bleichspargel geerntet“, erklärte der Landwirt.

Auswirkungen der Inflation sind spürbar

Nach den Informationen konnte sich das wissbegierige Pärchen gut vorstellen, warum man für das Sondergemüse mehr Geld hinlegen muss. „In der Gastronomie kommt Stangenspargel in Spitzenqualität auf den Tisch“, hat Nadine Drucktenhengst erlebt. Für den eigenen Verbrauch müsse der Spargel zwar frisch und aromatisch sein, aber er dürfe auch kleine Mängel wie Verfärbungen aufweisen. „Der Spargel kommt direkt vom Feld. Es gibt verschiedene Güteklassen, für jeden Anlass und Geschmack“, erläuterte Billau. „Wir haben in Sebastians Familie ein schönes Ritual. Einer schält den Spargel und die anderen Familienmitglieder verarbeiten ihn. Dann versammeln sich alle zu einer gemeinsamen Mahlzeit am Tisch“, berichtete Drucktenhengst. Besonders beliebt seien Pfannkuchen mit Stangenspargel.

Der Lampertheimer Spargelrat hat Nadine Drucktenhengst als Spargelkönigin 2025 ausgewählt. © Rosi Israel

Aber auch über die Probleme der Landwirte wurde auf dem Feld mit Martin Billau gesprochen. Wie über den Klimawandel, die Verfügbarkeit von Erntehelfern bis hin zur Steigerung des Mindestlohnes. Obendrein seien die Auswirkungen der Inflation spürbar, sagte der Landwirt. Zum einen seien die Produktionskosten gestiegen und zum anderen könne sich die Inflation auf die Spargel-Nachfrage auswirken.

Nadine III. will mehr als nur Repräsentantin sein

Mit Philipp Strauß hatte sich die künftige Spargelhoheit zum Bleichspargelstechen verabredet. „Es hat Spaß gemacht“, resümierte Nadine Drucktenhengst. Sie musste aber auch erfahren, dass das Ernten von Spargel auf Dauer ein Knochenjob ist, den die Erntehelfer täglich meistern. „Ich bin froh, dass ich viel über den Spargelanbau lernen durfte, vor allem, was für ein großer Aufwand hinter der Spargelkultur steckt. Ich möchte mein Wissen als Spargelregentin weitergeben“, sagte sie. Die angehende Spargelkönigin wird bis zum 24. Juni, dem Johannistag und damit dem Ende der Saison, noch ausgiebig Spargel schlemmen.

Der Spargelrat hatte die neue Spargelkönigin ausgewählt. Drucktenhengst freut sich riesig auf ihr Amt. Sie ist von Beruf Referentin im Bereich Geschäfts- und Produktentwicklung. Sie arbeitet bei einem Energieversorger in Offenbach und absolviert ein Masterstudium. Als gekrönte Spargelkönigin Nadine III. wird sie die Stadt Lampertheim auf Veranstaltungen repräsentieren.

Freie Autorin

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