Lampertheim/Bürstadt. Beste äußere Bedingungen fanden die Teilnehmer der elften Spargelwanderung vor. Bei Temperaturen um 20 Grad und leichter Bewölkung zog es erneut Zehntausende auf die beliebte Route zwischen Bürstadt und Lampertheim. Viereinhalb Kilometer misst die Strecke vom Boxheimer Hof bis zum Vogelpark, die von Feldern, Höfen und einem reichen Angebot an Kultur, Kulinarik und Spiel gesäumt war.
„Spargel – Wein – Kultur“ heißt das Motto, wenngleich sich das königliche Gemüse bedingt durch die Fruchtfolge der Ernte entzog – ganz anders als früher, als Besucherinnen und Besucher die harte Arbeit des Spargelstechens zu gerne selbst ausprobierten.
Informationen und Kostproben rund um den Spargel
„Kein Spargelfeld“, erklärte Marita Billau all jenen vor dem Kartoffelacker, der den Spargelfeldern zum Verwechseln ähnlich sieht. Diverse Spargelgerichte gab es dennoch am Stand der Hofbetreiberin, außerdem „Bauernhof-Eis“ aus dem Odenwald. Auch Informationen zum Spargel bot Billau an. Spezialkulturen mit ihrer Geschichte, Anbau und Verarbeitung thematisierte die Präsentation von Anna Lena Guldner. Die Grundschullehrerin aus Lampertheim arbeitet seit Jahren mit dem landwirtschaftlichen Betrieb zusammen. Dem Spargel und seinen Darreichungsformen verschrieben haben sich ebenso Bärli Spargel und der Bauernladen Steinmetz.
Ein Blick auf die Felder lohnte sich indes am Gemüse- und Kräuterlehrpfad. Knoblauch, Möhre, Kartoffel und allen voran die Erdbeere wurden entlang der Wegstrecke greifbar. Einblicke in den Erdbeeranbau gewährte Gemüsehof Schmidt, der das leibliche Wohl mit Spargelsalat, Würsten sowie Kaffee und Kuchen bediente. Spielwiese, Hofladen und ein Künstlermarkt ergänzten das Angebot.
Löschen und retten hieß es nur wenige Meter entfernt. Mit 15 Personen, darunter fünf Aktiven der Einsatzabteilung, war Yannik Reiber gekommen. Der Jugendwart der Jugendfeuerwehr Lampertheim begleitete mehrere Spiele: Neben der „Käsewand“, bei der ein Ball aufwärts ins Loch zu bugsieren war, löschte der Nachwuchs am Brandhaus die Gasflamme. Und auch einen neuen Wettkampf hatte man mit im Gepäck: „Schlag den Feuerwehrmann“ verlangt ein schnelles Wechseln der Kleidung, dazu die sachgemäße Benutzung der Kübelspritze.
Button-Maschine des THW mit drei Motiven sehr beliebt
Nicht weniger spielerisch ging es beim THW zu. Den Trinkbecher mit der Spreizschere von einem Punkt zum anderen zu befördern – so lautete die Aufgabe. Die „Button-Maschine“ war derweil der Part von Lucia. Aus drei wählbaren Motiven presste die Junghelferin Anstecker für ihre Kundschaft. Ein Button stand auch im Fokus der „Sackschdoahogger“.
Erwerben soll ihn, wer die fiktive „Grenze“ beider Städte passiert. Mit der Hälfte des Erlöses wird eine weitere Rikscha für Bürstadt finanziert – ein Mehrwert für Menschen mit Mobilitätseinschränkung. Die übrigen Einnahmen fließen an Lampertheims Jugendförderung. Erstmals verkauften die „Sackschdoahogger“ Magnete und Flaschenöffner – „auf vielfachen Wunsch“, so Julia Scheffler, erste Vorsitzende des 2004 gegründeten Vereins.
Eine wehmütige Spargelwanderung erlebten Bärbel Schader und Gottfried Störmer. Beide Rathauschefs scheiden aus ihren Ämtern. Für Bürstadts Bürgermeisterin ist am 30. Juni nach zwölf Jahren Schluss, für den Lampertheimer Amtskollegen Ende November. Darum traf man letztmalig „offiziell“ im Rahmen des Formats aufeinander. Traditionell bewegen sich die Stadtoberhäupter von beiden Richtungen hin zur Aktionsbühne, etwa 30 Minuten dauert die Wegstrecke zu Fuß.
Um kurz vor Mittag war es so weit, als Schader und Störmer das Fest auf der Bühne eröffneten. Da hatten die Jungs von „Second Chance“ bereits vorgelegt. Mit ordentlich Power erweckte die Band Elvis Presley zum Leben. Titel von den Stones, CCR und Chuck Berry erklangen bei strahlendem Sonnenschein.
Auch Prominenz gehört zum Programm: Spargelkönigin Julia II. und Sonnenbotschafterin Charlotte I. bildeten die Spitze der „Hoheiten“. Aus Wiesbaden kam der Innenminister: „Roman Poseck ist echter Spargelfan“, hatten die Organisatoren im Vorfeld verraten. So gab es ein Spargelgeschenk, bevor der Christdemokrat ein Stück der Wegstrecke abwanderte. Ein Wunsch von Poseck: „Wir müssen das Brauchtum pflegen!“ Gerade in Zeiten wie diesen brauche es „Zusammenkommen, Fröhlichkeit und Gemeinschaft“, so der Juraprofessor und frühere Richter am OLG Frankfurt.
Auch für Freunde der Technik gab es viel zu entdecken: Autos, Motorräder und Traktoren stellten die „Freunde Historischer Fahrzeuge“ und der Bulldogclub Bürstadt aus. Das Kinderprogramm reichte vom Karussell über Heuballen-Spiele bis hin zum Trampolinspringen. Den Stationenlauf mit Gewinnmöglichkeit betreute der Lampertheimer Jugendbeirat.
Shuttle-Bus verkehrt zwischen beiden Städten
Beliebt ist die Spargelwanderung auch dank ihrer guten Erreichbarkeit. Etabliert ist ein Shuttle-Bus-Verkehr zwischen 9.30 Uhr und 19 Uhr. Angebunden sind die Bahnhöfe beider Städte sowie die ausgewiesenen Parkplätze. Ein positives Zwischenfazit ziehen die Ordnungsbehörden. Nennenswerte Vorkommnisse waren nicht zu verzeichnen.
Für die scheidenden Rathauschefs steht eines schon fest: Auch nächstes Jahr wollen sie teilnehmen. Geplant ist ein gemeinsamer Spaziergang entlang der Strecke - „dann als Privatpersonen“.
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