Verkehr

Riedbahnsperrung wird für Lampertheimer zur Herausforderung

Wenn die Deutsche Bahn 2024 die Riedbahnstrecke für sechs Monate komplett sperrt, müssen sich Lampertheimer Pendler Alternativen überlegen. Der Schienenersatzverkehr wird für die wenigsten eine akzeptable Lösung darstellen

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Wenn im kommenden Jahr die Riedbahn saniert wird, wird in der zweiten Jahreshälfte in Lampertheim kein einziger Zug fahren. © Berno Nix

Schon jetzt blickt Lara Strubel „mit Grauen“ auf die angekündigte Riedbahnsanierung, für die die Deutsche Bahn die Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres sperren und nicht befahren will. Strubel (kl. Bild) ist Vorsitzende des Lampertheimer Fahrgastbeirats. Der hat sich zwar in erster Linie um die Abläufe innerhalb des Lampertheimer Busverkehrs zu kümmern, doch als Vielbahnfahrerin weiß Strubel, dass keine Sparte im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) isoliert betrachtet werden kann.

Strubel, die selbst oft nach Frankfurt pendelt, erlebt die Probleme als Bahnfahrerin regelmäßig hautnah. Aktuell seien auf der Strecke einfach viel zu viele Züge unterwegs. Dass die Bahn die Schwierigkeiten nun grundständig beheben will, findet sie richtig und wichtig. Doch derzeit sei es schon immer wieder frustrierend, als Fahrgast auf dem Bahnsteig zu stehen und nicht informiert zu werden - und das, obwohl das über die DB-App doch eigentlich ganz leicht ginge. Da wundere es nicht, dass viele Bahnfahrer wieder aufs Auto umsteigen.

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Die Lehramtsstudentin hat selbst kein eigenes Auto, kann aber das der Eltern mitnutzen. „Wenn ich gar kein Auto zur Verfügung hätte, wäre es nicht machbar“, sagt die Lampertheimerin, die für die SPD im Stadtparlament sitzt und viel in Lampertheim unterwegs ist. Sie bewegt sich mit einem bunten Mobilitätsmix durch die Spargelstadt: zu Fuß, per Bus, mit dem Fahrrad oder - vor allem in den Abendstunden - mit dem Familienauto. Und auch das Nextbike des VRN sei eine gute Alternative, findet sie.

Seit vielen Jahren engagiert sich die junge Frau im Fahrgastbeirat der Stadt und für die Mobilität der Lampertheimerinnen und Lampertheimer. „Es gibt viele Leute, die haben gar keine andere Möglichkeit, als den ÖPNV zu nutzen“, weiß sie. Deswegen sei es wichtig, gerade bei solchen Großprojekten wie der Riedbahn-Sanierung die Menschen mitzunehmen - wörtlich wie auch im übertragenen Sinne.

Bahnreisende, die normalerweise an der Riedbahn ein- oder aussteigen, müssen sich für die Zeit der Sperrung der Riedbahnstrecke im nächsten Jahr Alternativen suchen. Fern- und Güterzüge von Mannheim nach Frankfurt (und umgekehrt) werden über Worms und Mainz beziehungsweise über Darmstadt umgeleitet. S- und Regionalbahnen werden durch Busse ersetzt. Da sind erhebliche Verzögerungen vorprogrammiert, denn auf der Straße ist freie Fahrt noch weniger geboten als auf dem Gleis. „Verspätungen von mehr als 30 Minuten lassen sich leider nicht vermeiden“, schrieb die Bahn schon vor Wochen in einer Pressemitteilung.

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Wie genau die Pläne für den Schienenersatzverkehr - mit SEV abgekürzt - ab Sommer 2024 aussehen werden, ist noch nicht bekannt. Pendler konnten aber schon bei Sperrungen in den vergangenen Monaten immer wieder testen, wie schnell oder langsam sie an ihr Ziel kommen. „Der Schienenersatzverkehr jüngst hat grundsätzlich gut funktioniert, allerdings dauert es viel länger, um mit dem Bus beispielsweise zum Bahnhof Waldhof zu kommen und von da weiter zum Mannheimer Hauptbahnhof“, so Strubel. Doch der SEV könne eine Alternative zum Auto sein. Denn: Wenn alle aufs Auto umsteigen, staue es sich auf der Straße noch mehr - auch für die Busse.

Stark befahrene Strecke

„Mehr Kapazität, mehr Qualität und mehr Pünktlichkeit auf der klimafreundlichen Schiene“ - das verspricht die Deutsche Bahn für das Zeitalter nach der Generalsanierung in 2024. Die Riedbahnstrecke ist eine der am stärksten genutzten Eisenbahn-Korridore in Deutschland. Hunderte Personen- und Güterzüge passieren täglich die Kommunen im Ried - die Strecke ist längst an ihrem Limit angelangt. Deswegen will die Bahn eine ICE-Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim bauen, um so die Riedbahn zu entlasten. Doch bis die kommt, werden noch viele Jahre vergehen. Bis dahin muss die Bestandsstrecke in Schuss gebracht und ertüchtigt werden, denn der Regional- und der Güterverkehr werden auch in Zukunft hier rollen.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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